Altenstädt

Die Lage von Altenstädt im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
6 km südöstlich von Wolfhagen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss im flachen östlichen Vorland der Weidelsburg. Kirche in der Mitte des Ortes in nach Norden hin abfallendem Gelände. Um den alten Ortskern sind seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs mehrere Neubaugebiete entstanden. Verkehrsverbindungen nach Norden zur B 251 sowie nach Brüdersen, Balhorn, Naumburg und Ippinghausen.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Die Zuweisung der Belege zu Altenstädt vor dem 13. Jahrhundert kann nicht als gesichert gelten. Vgl. auch Altenstat und Alstadt. H. Reimer weist darauf hin, dass sich die namentlichen Erwähnungen von 831 bis 1123 vielleicht auf das später erscheinende Altenstädt beziehen, was jedoch lautlich nicht dasselbe sei (Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 13).
Historische Namensformen
- Alhestat (750/802) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, Bl. 147va, S. 244, (135)]
- Alahstat in (831) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, Bl. 129r, S. 245]
- Alhestat [Dronke, Traditiones cap. 6. 135 nach Eberhard]
- Alstat, de (1123) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 591; Druck: Mainzer Urkundenbuch 1, S. 417-420, Nr. 514]
- Alstat (1118/1137) [Kop. XIV Mainzer Urkundenbuch 1, S. 536-537, Nr. 616]
- Alstat, de (1150-1200) [Otto Grotefend, Beitrag zur älteren Geschichte des Klosters Breitenau, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 59/60, Neue Folge 49/50 (1934), S. 53-56]
- Aldenstede, in (1206) [Kop. Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 98, Nr. 209]
- Haldensteden, in (1209) [Karl E. Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde , 61 (1936), S. 86]
- Aldenstede (1219) [Vidimus (1268-1284) Benninghoven, Orden der Schwertbrüder, Quellen- und Urkundenanhang, S. 416, Nr. 3]
- Altenstede, in (1253) [HStAM Bestand Urk. 16 Nr. 16; Schreibweise nach Druck in: E. E. Becker, Nachrichten von dem ehemaligen Benediktiner-Kloster Breitenau, in: Hessische Beiträge zur Gelehrsamkeit und Kunst, Bd. 2 (1787), Beilagen, S. 25-27, Nr. 3]
- Aldenstaedae, de (1272) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 67]
- Aldensteden, in (1310) [Karl E. Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde , 61 (1936), S. 86]
- Aldenstede (1353) [Abschrift 16. Jahrhundert HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 8407]
- Altenstett (1403) [Deutsche Reichstagsakten 5,2: 1401-1405, S. 475)
- Altenstett (1663) [Rechn.]
- Alt Stäten (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 6]
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf (1403)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Altenstädt
- Gershausen
- Hardthof
- Schnegelsbach
- Altenstädt (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1896-1900
Älteste Gemarkungskarte
1871
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3513545, 5682137
UTM: 32 U 513466 5680304
WGS84: 51.273918° N, 9.193041° O
Statistik
Ortskennziffer
633018020
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 722, davon 494 Acker (= 68.42 %), 82 Wiesen (= 11.36 %), 100 Holzungen (= 13.85 %)
- 1961 (Hektar): 740, davon 77 Wald (= 10.41 %)
Einwohnerstatistik
- 1579: 21 Kötner
- 1663: 36 Haushaltungen
- 1731: 37 Haushaltungen (Naumburg. Amtsrechn.)
- 1807: 71 Feuerstätten mit 453 Menschen; Gewerbetreibende: 2 Schuhmacher, 5 Schneider, 3 Leinweber, 3 Zimmerleute, 2 Schmiede, 1 Weißbinder, 1 Wagner, welcher zugleich die Wirtschaft betreibt und Branntwein brennt, 3 Handeslsjuden
- 1885: 622, davon 620 evangelisch (= 99.68 %), 2 katholisch (= 0.32 %)
- 1961: 813, davon 756 evangelisch (= 92.99 %), 41 katholisch (= 5.04 %)
- 1970: 824
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 831: in pago Hassorum
- 1384: Kurmainzisches Amt Naumburg (UA Hertingshausen)
- 1403/1439: Erzstift Mainz, Amt Naumburg
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Amt Fritzlar und Naumburg (Stadt und Amtsvogtei)
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Fritzlar, Amt Naumburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Naumburg
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Fritzlar, Amt Naumburg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Wolfhagen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
- 1971: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Naumburg (s. Gemeindeentwicklung)
Altkreis
Wolfhagen
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der Stadtgemeinde Naumburg eingegliedert.
Gericht
- bis 1822: Amt Naumburg
- 1822: Justizamt Naumburg
- 1867: Amtsgericht Naumburg
- 1879: Amtsgericht Naumburg
- 1945: Amtsgericht Wolfhagen
- 1948: Amtsgericht Wolfhagen (Zweigstelle Naumburg)
- 1970: Amtsgericht Wolfhagen
Herrschaft
- Begleitet von bis in das 15. Jahrhundert andauernden Fehden mit den Landgrafen von Hessen bilden die Dörfer Altendorf, Altenstädt und Beltershausen seit dem Ende des 14. Jahrhundert das kleine kurmainzische Amt Naumburg, dessen Sitz die gleichnamige Stadt wird. 1544-1588 an Waldeck verpfändet und noch Anfang des 18. Jahrhunderts von den Landgrafen beansprucht, können die kurmainzischen Herrschaftsrechte bis zum Ende des Alten Reiches behauptet werden.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1206 bestätigt Papst Innozenz dem Kloster Berich seinen Besitz in Altenstädt. In der Folge gelingt es dem Kloster, weiteren Besitz in Altenstädt zu erwerben.
- 1253 schenkt Graf Berthold von Felsberg dem Kloster Breitenau zwei Hufen zu Altenstädt.
- 1353 verspricht Einolf von Geismar dem Kloster Berich von einem ihm verpachteten Platz in Aldenstede sechs Groschen Pacht zu zahlen.
Zehntverhältnisse
1209/1310 hat das Petersstift Fritzlar Anteil am Zehnten in Almuthshausen
Kirche und Religion
Ortskirchen
- plebanus 1272 (HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 67)
- Evangelische Pfarrkirche mit gotischem Wehrturm, Schiff 1753-54
- Kirche der Selbständig-Evangelisch-Lutherischen Gemeinde 1923 am südlichen Ortsrand errichtet
Pfarrzugehörigkeit
1574 gehört Altendorf zur Pfarrei Altenstädt. Im 17. Jahrhundert bis 1653 ist Altenstädt Filial von Elben und wird dann mit Balhorn verbunden, 1807, 1874 bis 1887 und 1994 Filial von Balhorn. In 1873 entsteht eine eigene "renitente" evangelische Gemeinde, die seit 1972 zum Kirchenbezirk Hessen-Nord der Selbständigen Evangelischen Lutherischen Kirche (SELK) gehört.
Patronat
1219 bestätigt Papst Honorius III. dem Bischof von Riga eine Reihe von Patronatsrechten in Deutschland, darunter das in Immenhausen.
Kloster Merxhausen, nach der Reformation Hospital Merxhausen
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Daniel Ditmar 1574 bis ca. 1589
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Schützeberg
Kultur
Schulen
1806 Errichtunge eines Schulgebäudes; 1858 Umzug in ein größeres Schuilhaus für zwei Klassen; 1878 Beginn eines Neubaus für drei Klassen mit insgeamt 160 Kindern; 1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1626 setzten Braunschweigische Truppen Dorf und Kirche bis auf sechs Häuser in Brand
Wirtschaft
Mühlen
1807 ist keine Mühle vorhanden
Nachweise
Literatur
- Isphording, Studien zur Geschichte der Abtei von ihrer Gründung bis zum Tod Kaiser Lothars I., S. 265-266 (zum Beleg von 831)
- G. Feige, Spezial-Beschreibung der Dorfschaft Altenstaedt Amts Naumburg (1807)
- Christ, Erzstift Mainz, S. 323-325
- Klibansky, Entwicklung der kurmainzischen Ämter, S. 58-64
- Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 201
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 112
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 13
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 23 f.
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 61, 481
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Gerichtsstätten in Hessen
- Historische Kartenwerke
- Topografische Karten
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Altenstädt, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2241_altenstaedt> (aufgerufen am 25.11.2025)
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