Riede

Die Lage von Riede im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
14,5 km südöstlich von Wolfhagen
Lage und Verkehrslage
Dorf mit einfachem Grundriss und geringer Siedlungsdichte östlich des zum Klauskopf ansteigenden Geländes. Kirche am oberen westlich Rand des Ortes dem Schloss gegenüber. Unmittelbar östlich verläuft die B 450 (Fritzlar-Wolfhagen).
Ersterwähnung
1081
Siedlungsentwicklung
Die Siedlungsentwicklung des kleinen Ortes erfolgte seit dem 15. Jahrhundert in Ausrichtung auf die Burg bzw. das Schoss. Das Burglehen des Hans von Rieden (1413-1457) umfasste den Zins von 8 Höfen im Dorfe Rieden.
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Riede.
Historische Namensformen
- Riethun, in; Riethe, in (1081) [Fälschungen um 1100 HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 585 und HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 586. Druck UB Mainz 1, S. 253-258, Nr. 358]
- Riden, in (1154/59) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 599; Druck: Stumpf, Acta Maguntina seculi XII. Urkunden zur Geschichte des Erzbisthums Mainz im zwölften Jahrhundert, S. 73-74, Nr. 70]
- Rieden, in (1193) [Abschrift 17. Jahrhundert Mainzer Urkundenbuch 2, 2, S. 948-950, Nr. 575]
- Reithin, in (1209) [Karl E. Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde , 61 (1936), S. 35-120, hier S. 101]
- Rieden, in (1242) [HStAM Bestand Urk. 38 Nr. 7; Druck mit falscher Datierung auf 1243 bei Falckenheiner, Geschichte hessischer Städte und Stifter, Band 2: Hofgeismar, Urkundenbuch S. VIII, Nr. IV]
- Riede, in (1261) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 74 Nr. 489]
- Reden, in (1286) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3, S. 860, Nr. 1865]
- Ride, in (1310) [Karl E. Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde , 61 (1936), S. 35-120, hier S. 101]
- Ryeden (1313) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 16 Nr. 74]
- Ryden (1443) [HStAM Bestand Urk. 49 Nr. 3095]
- Rieden (1585) [Der ökonomische Staat, S. 82]
- Riden (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 6]
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf und Gericht (1403) [Demandt, Regesten Kopiare 1, S. 134, Nr. 191]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Milshausen
- Riede
- Riede, Gutsbezirk
- Riede (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Älteste Gemarkungskarte
1685
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3517927, 5674793
UTM: 32 U 517846 5672963
WGS84: 51.207786° N, 9.255468° O
Statistik
Ortskennziffer
633006030
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 317, davon 205 Acker (= 64.67 %), 28 Wiesen (= 8.83 %), 64 Holzungen (= 20.19 %)
- 1885 (Hektar): 245, davon 61 Acker (= 24,9 %), 7 Wiesen (= 2,86 %), 165 Holzungen (= 67,35 %) [Gutsbezirk Riede]
- 1961 (Hektar): 562, davon 193 Wald (= 34.34 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 21 Haush. (Der ökonomische Staat)
- 1747: 35 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 335, davon 311 evangelisch (= 92.84 %), 2 katholisch (= 0.60 %), 22 Juden (= 6.57 %)
- 1885: 42, davon 41 evangelisch (= 97,62 %), 1 katholisch (= 2,39 %) [Gutsbezirk Riede]
- 1961: 323, davon 272 evangelisch (= 84.21 %), 51 katholisch (= 15.79 %)
- 1970: 309
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1585: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Gudensberg, Adelsdorf (Meisenbug)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Gudensberg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Gudensberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Niedenstein
- 1814-1819: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Gudensberg
- 1819-1821: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Fritzlar, Amt Naumburg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Wolfhagen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
- 1971: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Emstal (s. Gemeindeentwicklung)
Altkreis
Wolfhagen
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil in die Gemeinde Emstal eingegliedert, die seit 1992 Bad Emstal heißt.
Gericht
- 1356: Gericht Balhorn
- bis 1822: Amt Naumburg
- 1822: Justizamt Naumburg
- 1867: Amtsgericht Naumburg
- 1879: Amtsgericht Naumburg
- 1945: Amtsgericht Wolfhagen
- 1948: Amtsgericht Wolfhagen (Zweigstelle Naumburg)
- 1970: Amtsgericht Wolfhagen
Herrschaft
- vgl. hierzu Schloss Riede.
- 1385 wird Riede als landgräflich bezeichnet, wird aber 1403 zum gesonderten Distrikt des Klosters Merxhausen gerechnet. 1403 bekundet Henne von Wehren, dass er sich aus dem Gefängnis Landgraf Hermanns mit 500 Gulden freigekauft hat und ihm dafür seinen Anteil an Dorf und Gericht Riede, das seine Eltern von der Herrschaft Hessen gegen Venne und das Gericht Karlskirchen eingetauscht hatten, übereignet hat. Es war bisher landgräfliches Lehen.
- 1443 verkaufen Henne von Wehren und seine Frau Ude ihr Dorf Riede bei Kirchberg für 625 Gulden an Ritter Johann von Meisenbug, an dessen Nachkommen es bis 1787 als landgräfliches Lehen ausgetan wird. Nach Heimfall 1809 kommt es über nach der französischen Herrschaft wieder an Kurhessen und gelangt 1824 an die Familie von Buttlar.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1081 bestätigt Erzbischof Siegfried I. von Mainz dem Kloster Hasungen seinen Besitz in Rieden. 1154/59 erwirbt Abt Hildebold von Hasungen eine Hufe in Riede. 1193 schenkt der Ministeriale Konrad von Gesungen dem Kloster Hardehausen eine Hufe zu Riede.
- 1242 sind die Erträge der Pfarrkirche in Offenhausen und der Kapelle in Riede im Besitz des Klosters Merxhausen, deren Patronat ihnen zusteht. Das Kloster erwirbt hier weiteren Besitz, so 1313 im Tausch von Kloster Breitenau.
- 1286 schenkt der Ritter Otto Hund dem Kloster Berich zwei Güter in Riede und Belderinghusen zu Jahrgedächtnissen für sich und seinen Bruder.
- 1356 gibt Landgraf Heinrich Riede denen von Wehren zu Lehen. 1443 kauften die von der Meisenbug Riede und trugen es seitdem zu Lehen (Rev. 1466-1787). 1810 fiel das Dorf an Hessen zurück. Das Gut Riede gehört seit 1825 denen von Butlar.
Zehntverhältnisse
1209, 1261 und 1310 hat das Petersstift Fritzlar Zehnteinkünfte in Riede
1261 überträgt der Erzbischof Werner von Mainz dem Dekan und Kapitel Fritzlar seine Zehnten in Riede und Berningshausen
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Cappelle (1242)
- Schlosskapelle im Anschluss an die Gutsgebäude 1674 von Wolrad von Meisenbug errichtet, später als evangelische Pfarrkirche genutzt. Einfacher Saalbau mit Fachwerktürmchen
Pfarrzugehörigkeit
Vor und nach der Reformation zum Kloster bzw. Hospital Merxhausen gehörig. 1585 Filial von Züschen.
Nach 1716 ist Riede als Vikariat abwechselnd mit Merxhausen, Lohne, Kirchberg und Sand verbunden.
Patronat
Das Patronat ist seit 1242 im Besítz des Klosters Merxhausen. 1585 ist das Patronatsrecht bei denen von Meisenbug, seit 1826 ist Riede als Buttlarsche Patronatskirche Vikariat von Kirchberg.
Klöster
- Vgl. Burgen und Befestigungen
Beginen
Für die Zeit von 1408 bis 1600 ist eine Klause auf dem Klausenberg nachweisbar.
Bekenntniswechsel
Da Filial von Merxhausen, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Merxhäuser Pfarrer Caspar Volckmar um 1527.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar, Kirchspiel des Stifts Merxhausen
Juden
Provinzial-Rabbinat Marburg Im Laufe des 19. Jahrhunderts lebten zeitweise 30 und mehr jüdische Personen in Riede. Ende des 19. Jahrhunderts sollen es noch 32 jüdische Einwohner gewesen sein. Die Synagoge (Betsaal) befand sichim Anbau eines Hauses der Familie Kander in der Elbenberger Straße. Dieses Gebäude war ab 1828 im Eigentum von Aron Kander, der von 1835 bis 1840 auch Ausschussmitglied der politischen Gemeinde im Ort war. Die Gemeinde nutzte den Sammelfriedhof in Obervorschütz. (alemannia-judaica)
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Huck, Zisterzienserkloster Hardehausen, S. 192
- Emstaler Bürgerbuch#075460866
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 33
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 195
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 303
- Dersch, Klosterbuch, S. 134
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Riede, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2219_riede> (aufgerufen am 25.11.2025)
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