Zwergen

Die Lage von Zwergen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
6 km südwestlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss und kleinparzellierter Bebauung im unteren Warmetal. Kirche auf einem Bersporn über dem Bachtal in zentraler Lage. Durch den Ort führt von Nord nach Süd die L 3211.
Vorbemerkung Historische Namensformen
vgl. auch die im Nahbereich vor allem im 13. Jahrhundert auftretenden Varianten mit Bestimmungswort Mittelzwergen, Oberzwergen und Steinenzwergen
Historische Namensformen
- Dûriun (9. Jahrhundert) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, Bl. 148rb, S. 246, (153)]
- Dueriun, in; Duiren, in (968-975) [Kop. 1479 Traditiones Corbeienses, § 314, S. 134, § 355, S. 139, vgl. Schütte, Mönchslisten, S. 243, 254]
- Dueriun (1015) [Vita Meinwerci, in:MGH Scriptores 11: Pertz, Historiae aevi Salici, S. 122]
- Duergian (1015) [Vita Meinwerci, in:MGH Scriptores 11: Pertz, Historiae aevi Salici, S. 123]
- Duergun, in (um 1120) [Abschrift Hoffmann, Helmarshausen und Corvey, S. 116]
- Dueregen, in, de (1217) [Urkunden Kloster Hardehausen, S. 81-82, Nr. 50]
- Dwergen, in (um 1220-1230) [Conrad, Kopiar- und Urbarüberlieferung Kloster Hardehausen, S. 86-87; Westfälisches Urkundenbuch 4.1, S. 189-193, Nr. 289a]
- Dverge, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 50 [77]]
- Duergen, in (1370-1376) [Conrad, Kopiar- und Urbarüberlieferung Kloster Hardehausen, S. 112]
- Zwergen (1571) [HStAM Bestand S Nr. 644]
- Twergen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 95]
- Zwergen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 3]
Bezeichnung der Siedlung
- locus (9. Jahrhundert)
- villa (1278)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1890
Älteste Gemarkungskarte
1870
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3520764, 5705335
UTM: 32 U 520682 5703493
WGS84: 51.48221° N, 9.297841° O
Statistik
Ortskennziffer
633016080
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 758, davon 412 Acker (= 54.35 %), 34 Wiesen (= 4.49 %), 247 Holzungen (= 32.59 %)
- 1961 (Hektar): 764, davon 274 Wald (= 35.86 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 40 Haush. (Der ökonomische Staat)
- 1747: 74 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 557, davon 541 evangelisch (= 97.13 %), 10 katholisch (= 1.80 %), 6 andere Christen (= 1.08 %)
- 1961: 445, davon 406 evangelisch (= 91.24 %), 35 katholisch (= 7.87 %)
- 1970: 417
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 9. Jahrhundert: Hessengau (in provincia Hassie, in provincia Hassorum)
- 1535: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Schartenberg
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1614: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Zierenberg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Nieder-Meisser
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Stadtteil von Liebenau
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 1.8.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neuen Stadtgemeinde Liebenau eingegliedert.
Gericht
- 15. Jahrhundert: Gericht der Spiegel von Desenberg
- 1821: Justizamt Zierenberg
- 1823: Justizamt Hofgeismar
- 1822: Justizamt Hofgeismar
- 1867: Amtsgericht Hofgeismar
- 1879: Amtsgericht Hofgeismar
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts sind die Herrschaftsrechte in Zwergen zwischen der Familie von der Malsburg und den Landgrafen strittig. 1422 müssen die Spiegel von Desenberg u.a. ihren Anteil an Zwergen zu Lehen auftragen.
- Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts haben die Spiegel von Desenberg und die Landgrafen in Zwergen jeweils die Hälfte des peinlichen und des bürgerlichen Gerichts inne, teilen sich also die Ortsherrschaft. Im 18. Jahrhundert haben die Spiegel die Hälfte der Strafen, doch existiert neben dem Greben der Spiegel auch ein Grebe von der Malsburg.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Im 9. Jahrhundert erhält Kloster Fulda eine Güterschenkung eines Grafen Esikus u.a. in Zwergen. Im 10. Jahrhundert ist Besitzübertragung an das Kloster Corvey belegt. Im 13. Jahrhundert gelangt Zwergen in den Besitz des Zisterzienserklosters Hardehausen, das Rodungsmaßnahmen vornimmt und die Rechte anderer Herren abzulösen versucht.
Zehntverhältnisse
Im 13. Jahrhundert hat die von Zwergen den dortigen Zehnten zur Hälfte als schönebergisches Lehen inne. 1376 geht der Zehnte von den Schönbergern zu Lehen aus.
1570-72 haben die Spiegel von Desenberg in Zwergen den Zehnten inne.
Ortsadel
1217
Kirche und Religion
Ortskirchen
- ad altare (sc. ecclesiae) [um 1220-1230]
- vicarius (um 1290)
- Dreiachsiger Saabau, laut Inschrift 1744, Westturm mit romanischem querrechteckigem Grundriss
Pfarrzugehörigkeit
1585 nach Niedermeiser eingepfarrt, 1747 Vikariat davon. 1872 und 1994 Filial von Niedermeiser
Patronat
1585 und 1747 besitzen die von Spiegel das Patronat, können es aber 1763 wegen fehlender Unterlagen nicht ausüben
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: möglicherweise Heinrich [Nachname unbekannt] ca. 1527, sicher Johann Braunstein ca. 1536 bis ca. 1571, Pfarrer in Niedermeiser
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Mühle mit oberschlächtigem Wasserrad an einem Betriebsgraben der Warme im Südosten der Ortsgemarkung. Mühlenbetrieb 1961 eingestellt
Nachweise
Literatur
- Thomas-Sergej Huck, Zisterzienserkloster Hardehausen, S. 278-281
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 134
- Jäger, Kulturlandschaft Kreis Hofgeismar, Nachdruck 1988, S. 192-193, Nr. 127
- Schroeder-Petersen, Ämter Wolfhagen und Zierenberg; S. 68-76, 114-128
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 259
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 538
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 776-796
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 553
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Zwergen, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2102_zwergen> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/2102