Schachten

Die Lage von Schachten im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
7 km südlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Aus einem Adelssitz hervorgegangenes Straßendorf am Maibach. Durch den Ort für die nach Süden abknickende K 50 als Zubringer vom nordöstlich gelegenen Grebenstein zur B 7. Kirche in zentraler Lage, Neubaugebiet im Südosten
Ersterwähnung
826-876
Siedlungsentwicklung
1455 wird Schachten als wüst bezeichnet, wird aber in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wieder besiedelt
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Schachten.
Historische Namensformen
- Scaftun, in (826-876) [Kop. 1479 Traditiones Corbeienses, § 222, S. 120, vgl. Schütte, Mönchslisten, S. 198 und S. 280, § 464]
- Scaftun, in (1081) [Fälschungen um 1100 HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 585 und HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 586. Druck Mainzer Urkundenbuch 1, S. 253-258, Nr. 358]
- Schatun, in (um 1120) [Abschrift Hoffmann, Helmarshausen und Corvey, S. 106]
- Schahten, de (1234) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 13; Druck: Falckenheiner, Geschichte hessischer Städte und Stifter, Band 2: Hofgeismar, Urkundenbuch Nr. 2]
- Scahten (1239) [HStAM Bestand Urk. 29 Nr. 12; Druck:Westfälisches Urkundenbuch 4.1, S. 193-194, Nr. 291]
- Scachten, de (1269) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3, S. 575, Nr. 1166]
- Schachten, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 72 [225]]
- superiori Schachten, in (1303) [Westfälisches Urkundenbuch 9: Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, S. 97, Nr. 232]]
- Schattin (1334) [Landgrafen-Regesten online Nr. 910]
- Schachten, in (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 50 [118], S. 51, [122]]
- Schachten (1336) [HStAM Bestand Urk. 29 Nr. 58]
- Schachten (1450) (HStAM Urk. 29 Nr. 165)
- Schachten (1455) [HStAM Bestand S Nr. 336]
- Schachten (1585) [Der ökonomische Staat, S. 81]
- Schachten (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 2]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (um 1120)
- villa (1239)
- villa (1334)
- Wüstung (1455)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Am unteren Teich
- Schachten, Gutsbezirk
- Schachten, Rittergut (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1868
Älteste Gemarkungskarte
1690-1710
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3526610, 5699988
UTM: 32 U 526526 5698148
WGS84: 51.433907° N, 9.381592° O
Statistik
Ortskennziffer
633010030
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 486, davon 422 Ackerland (= 86,83 %), 27 Wiesen (= 5,56 %), 0 Holzungen
- Gutsbezirk Schachten: 266, davon 142 Acker (= 53.38 %), 7 Wiesen (= 2.63 %), 83 Holzungen (= 31.20 %)
- 1961 (Hektar): 752, davon 83 Wald (= 11.04 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 6 Haush. (Der ökonomische Staat)
- 1747: 20 Feuerstellen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 195, davon 183 evangelisch (= 93,84 %), 12 sonstige Christen (= 6,1 %)
- Gutsbezirk Schachten: 24, davon 24 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 432, davon 317 evangelisch (= 73.38 %), 103 katholisch (= 23.84 %)
- 1970: 430
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1455: Landgrafschaft Hessen, Amt Grebenstein
- 1571: Landgrafschaft Hessen, Amt Grebenstein
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Grebenstein
- 1614: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Grebenstein
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Grebenstein
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1970: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar, Stadt Grebenstein (s. Gemeindeentwicklung)
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 1.10.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung von Burguffeln, Grebenstein, Schachten und Udenhausen in die neu gebildete Stadtgemeinde Grebenstein.
Gericht
- 1821: Justizamt Grebenstein
- 1822: Justizamt Grebenstein
- 1867: Amtsgericht Grebenstein
- 1879: Amtsgericht Grebenstein
- 1945: Amtsgericht Hofgeismar
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- Im 13. Jahrhundert geht eine Hufe an Bertram Specht von den Edelherren von Schöneberg zu Lehen aus. 1302 belehnt Conrad von Schöneberg mit Konsens seiner Ehefrau Alheid und seiner Söhne Conrad und Bertholdus den Knappen Johann dictus de Schachten, dessen Ehefrau und Brüder mit der advocatia in Schachten mit dazugehörenden Gerechtsamen.
- 1334 nimmt Landgraf Heinrich den Ritter Eckebrecht von Grifte zum Erbburgmann in die landgräfliche Burg Grebenstein auf und weist ihm als Burglehen jährlich 10 Mark u.a. aus dem Dorf Schachten an. Um 1376 hat Albert Sonntag eine Hufe als Mannlehen. 1426 erhält Eckebrecht von Schachten, Amtmann in Grebenstein, von Landgraf Ludwig I. ein Lehen in Grebenstein. 1455 und 1571 ist Schachten nachweislich unter landgräflicher Herrschaft.
- Die Familie von Schachten wird bis 1803 von der Äbtissin von Neuenheerse belehnt mit der Vogtei Schachten mit 13 Huben in der Schachtischen Feldmark und dem Recht, einen Pfarrer zu der dortigen Kirche zu präsentieren. Mit diesem Lehen war das Erbkämmereramt des Stifts verbunden.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Um 1081 bestätigt Erzbischof Siegfried I. von Mainz dem Kloster Hasungen den Besitz von zwei Mansen und einer Mühle in Schachten.
- 1239 vollzieht die Äbtissin des Klosters Heerse einen Tausch zwischen ihrer Kirche in Schachten und dem Hospital Helmarshausen. Mit ihrer Genehmigung überträgt Gerhard, Pfarrer zu Schachten, eine Hofstätte in Schachten an das Hospital Helmarshausen und empfängt dafür über 2 ½ Morgen Land. 1336 tritt Abt Reinbold von Helmarshausen der Kirche zu Mainz für deren Schutz u.a. die Hälfte der Klostergüter in Schachten ab.
- Propst Gottfried, Priorin Frederunis und der gesamte Konvent des Klosters Neu-Küstelberg verkaufen 1303 dem Kloster Helmarshausen für empfangene sechs Mark Pfennige eine Hufe in Ober-Schachten.
- Die Vogtei war als Lehen der Herren von Schöneberg im Besitz derer von Schachten.
- 1406 ist Besitz des Klosters Hardehausen in Schachten belegt.
- 1450 belehnen Abt, Dekan und Konvent des Klosters Helmarshausen die von Schachten mit 4 Hufen Land.
- 1571 gehen Wüstung und Bauernschaft Schachten in die Herrschaft der Landgrafen von Hessen über.
Zehntverhältnisse
1403 hat der Edelherr Hermann von Everstein den Zehnten zu Schachten vom Kloster Neuenheerse als Lehen inne und an Albracht von Schachten weiterverlehnt (A. Gemmeke, Geschichte des adeligen Damenstifts zu Neuenheerse, S. 117)
Ortsadel
Adelige seit 1234
Kirche und Religion
Ortskirchen
- ecclesia; sacerdos (1239)
- Pleban (1269)
- Die mittelalterliche Kirche stand im Gutshof und wurde 1745 bis auf den Turm abgerissen. Klassizistischer Neubau mitten im Dorf 1825 errichtet
Pfarrzugehörigkeit
Wird aufgelöst bzw. verliert zeitweise seine Selbständigkeit als Pfarrei; mit Grebenstein, Immenhausen, Westuffeln oder Calden verbunden, 1848 endgültig Vikariat von Grebenstein
Patronat
Das Patronatsrecht hat 1585 das Stift Neuenheerse inne und als Lehen an die von Schachten ausgetan. Im 18. Jahrhundert kommt es zu Streitigkeiten zwischen den Landgrafen und der Äbtissin, die erst mit der Aufhebung des Stifts 1803 enden. Danach haben die von Schachten das Kirchenpatronat inne.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: David Degenhardt vor 1556 bis nach 1558, Diakonus in Grebenstein und Pfarrer in Schachten
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 228-232
- Thomas-Sergej Huck, Zisterzienserkloster Hardehausen, S. 256
- K. Günther, Territorialgeschichte der Landschaft zwischen Diemel und Oberweser vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, S. 89, 100-104
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 165
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 421
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 837f.
- A. Gemmeke, Geschichte des adeligen Damenstifts zu Neuenheerse, S. 635
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Schachten, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2091_schachten> (aufgerufen am 25.11.2025)
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