Niedermeiser

Die Lage von Niedermeiser im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
6,5 km südwestlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Straßendorf mit einfachem Grundriss und lockerer Bebauung entlang des Ruhrbachs kurz vor der Mündung in die Warme. Kirche in zentraler Lage auf kleinem Hügel. Moderne Siedlungsausdehnung im Süden. Im Ort kreuzt sich die in Nord-Süd-Richtung verlaufende alte Bremer Nebenstraße (L 3211) mit der nach Hofgeismar führenden L 3212
Vorbemerkung Historische Namensformen
In den Schriftquellen wird zwar bereits um 1081 zwischen minus Meischere und Kirchmeischere unterschieden, doch wird eine Differenzierung in der Folge nicht konsequent beibehalten. Vgl. daher auch Obermeiser.
Historische Namensformen
- Mesheri, de (1015) [Nieder- oder Obermeiser Vita Meinwerci, hrsg. von Guido M. Berndt, S. 126-127, Cap. 53, Vita Meinwerci, in:MGH Scriptores 11: Pertz, Historiae aevi Salici, S. 123]
- Meiskere (1019) (Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, Nr. 10)
- decimatione [...] Kirchmeistere, in (1081) [Fälschungen um 1100 HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 585 und HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 586. Druck Mainzer Urkundenbuch 1, S. 253-258, Nr. 358]
- inferiori Messere, in (1126) [Fälschung 12. Jahrhundert, Westfälisches Urkundenbuch. Fortsetzung von Erhards Regesta historiae Westfaliae, Additamenta, S. 34, Nr. 33]
- Messere (1146) [Kop. 14./15. Jahrhundert Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 19-20, Nr. 54]
- Meschere, in (1200-1225) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 6]
- Nydernmeszere (1350) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 279]
- inferiori Meissere, in (1464) [Falckenheiner, Geschichte hessischer Städte und Stifter 2: Hofgeismar, S. LV, Nr. XLIII]
- Netdern Meysser (1467) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 468]
- Nedern Meyser (1520) [HStAM Urk. 27 (Urkundenarchiv Hasungen)]
- Niedern Meischer (1585) [Der ökonomische Staat, S. 95]
- Niedermeiser (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 2]
Bezeichnung der Siedlung
- Meiskere villa in pago Hassia (1019) (Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, Nr. 10);
- comicia (um 1200) (Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. A 33)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Bodenburg
- Forsthaus
- Fuchsmühle
- Waldesruh
- Rosenberg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
- Thechelnburg (auf der Techelnburg oder Thetelnburg) ist eine nach dem Zierenb. Salb. von 1571 eine Flurbezeichnung zu Niedermeiser (Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 467).
Umlegung der Flur
1871-1873
Älteste Gemarkungskarte
1767
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3521420, 5702784
UTM: 32 U 521338 5700943
WGS84: 51.459257° N, 9.30713° O
Statistik
Ortskennziffer
633016060
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 1180, davon 659 Acker (= 55.85 %), 54 Wiesen (= 4.58 %), 321 Holzungen (= 27.20 %)
- 1961 (Hektar): 1180, davon 349 Wald (= 29.58 %)
Einwohnerstatistik
- 1571: 90 Haushaltungen
- 1585: 85 Haushaltungen
- 1747: 102 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 770, davon 751 evangelisch (= 97.53 %), 2 katholisch (= 0.26 %), 17 Juden (= 2.21 %)
- 1961: 762, davon 684 evangelisch (= 89.76 %), 73 katholisch (= 9.58 %)
- 1970: 743
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1571: Landgrafschaft Hessen, Amt Schartenberg, Gericht von Malsburg und Spiegel
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Schartenberg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Nieder-Meisser
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Zierenberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neuen Stadtgemeinde Liebenau eingegliedert.
Gericht
- 1571: Gericht Schartenberg
- bis 1822: Amt Zierenberg
- 1822: Justizamt Grebenstein
- 1867: Amtsgericht Grebenstein
- 1879: Amtsgericht Hofgeismar
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- Um 1200 gehört der Ort zum Herrschaftsbereich der Schartenburg und gelangt mit diesem zu Beginn des 13. Jahrhunderts in die Hände der Grafen von Dassel, die ihn als mainzisches Lehen erhalten. Ihre Rechte gehen jedoch an den Bischof von Paderborn und die Landgrafen von Hessen verloren. Bis ins 16. Jahrhundert kommt es wiederholt zu Auseinandersetzungen um das Gericht der Spiegel von Desenberg, zu dem Niedermeiser gerechnet wird. Die Spiegel erhalten vor allem Unterstützung vom Mainzer Erzbischof. 1523 wird der hessische Anteil des Amtes an die von der Malsburg verpfändet.
- 1571 und 1585 haben die Landgrafen von Hessen die Hälfte der hohen und niederen Gerichtsbarkeit inne, die von Spiegel und Malsberg je ein Viertel.
- 1787 verzichten die Malsburger auf ihren Anteil an der Hohen und Niederen Gerichtsbarkeit zugunsten der Landgrafen von Hessen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Um 1081 bestätigt Erzbischof Siegfried I. von Mainz dem Kloster Hasungen Besitz in Niedermeiser. Besitz des Klosters ist 1350 zu Pacht an Konr. Schoncher ausgetan, der hier ein Gebäude errichtet. Besitz ist auch noch 1467 vorhanden.
- 1126 überträgt Bischof Dietrich II. von Münster heimgefallene Erbgüter zu Niedermeiser dem Kloster Abdinghof.
- 1336 tritt Abt Reinbold von Helmarshausen der Kirche zu Mainz für deren Schutz u.a. die Hälfte der Klostergüter in Niedermeiser ab.
- 1571 befindet sich die niedere Gerichtsbarkeit zur Hälfte im Besitz von Hessen und zur Hälfte im Besitz derer von Malsburg und Spiegel
- 1583 gehörte denen von Malsburg 1/4 der hohen Obrigkeit
- 1787 erwirbt Hessen die Anteile derer von Mlasburg an der niederen und hohen Gerichtsbarkeit
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1464 Pleban
- Einfacher klassizistischer Saalbau mit Walmdach von 1774 an spätgotischem Westturm mit rundbogigem Westportal
Patronat
1585 gehört Zwergen zum Pfarrbezirk von Niedermeiser. Die protestantische Pfarrei der Klasse Zierenberg hat als Filial Zwergen.1983 kommt Haueda als Tochtergemeinde hinzu.
Klöster
- Das Patronatsrecht besitzen 1585 die Grafen von Waldeck.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johann Braunstein ca. 1536 bis ca. 1571, war bis 1535 Chorherr in Hofgeismar
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar
Juden
1812: 39 Familien; 1835: 23; 1861: 77; 1905: 14 Juden; Sielen, Liebenau und Eberschütz Filialorte. Im Ort befindet sich eine jüdische Volksschule wie auch einen jüdischen Betsaal. Die Gebäude werden daher veräußert. 1927 lebt nur noch eine jüdische Familie im Ort Friedhof im Ort, der von 1850-1929 genutzt wurde. Bis zur Anlage des Friedhofs wird der in Meimbressen genutzt.
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Neben der Fuchsmühle gab es in der Dorfgemarkung zwei weitere Mühlen: Die Erste, Wasser- oder Dorfmühle lag südwestlich von Niedermeiser und wurde mit dem Wasser des Ruhrbachs über ein oberschlächtiges Wasserrad betrieben. 1945 wurde der Betrieb eingestellt. Die Zweite oder Ölmühle lag ebensfalls südwestlich von Niedermeiser am Ruhrbach und wurde mit dessen Wasser über ein oberschlächtiges Wasserrad bis 1930 betrieben.
Nachweise
Literatur
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 776-796
- Kruppa, Grafen von Dassel, S. 644 (Register)
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S.445-452
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 133
- K. Günther, Territorialgeschichte der Landschaft zwischen Diemel und Oberweser vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, S. 376-392
- Schroeder-Petersen, Ämter Wolfhagen und Zierenberg, S. 70-75, 121,128
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 325
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 526
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 382, S. 419,
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 66f
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Niedermeiser, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2087_niedermeiser> (aufgerufen am 26.11.2025)
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