Lamerden

Die Lage von Lamerden im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5 km nordwestlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss und lockerer Bebauung unmittelbar an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen. Durch den Ort verläuft die Alster, die hier, von Nordwesten kommend, in die Diemel mündet. Kirche in zentraler Lage. Moderne Besiedlung entlang der Alster und auf der gegenüberliegenden Seite der Diemel. Am Ostrand des alten Dorfkerns überquert die Richtung Hofgeismar führende L 3210 den Fluss.
Ersterwähnung
12. Jahrhundert
Historische Namensformen
- Lamerden, de (vor 1199) [Kindlinger, Münsterische Beiträge zur Geschichte Deutschlandes, hauptsächlich Westfalens, Bd. 3,1, Urkunden S. 35-38, Nr. 13, hier S. 36; vgl. Johannes Bauermann, Die Anfänge der Prämonstratenserklöster Scheda und St. Wiperti-Quedlinburg, in: Von der Elbe bis zum Rhein. Aus der Landesgeschichte Ostsachsens und Westfalens. Gesammelte Studien, S. 301-358, hier S. 356]
- Lamerderen, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 48 [69], S. 53 (105), S. 58 (140), S. 59 (149), S. 60 (159), S. 64 (181), S. 70 (203, 207)]
- Lamberden, von (1465) [Landgrafen-Regesten online Nr. 11950]
- Lamerden (1585) [Der ökonomische Staat, S. 94]
- Lammert (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 3]
Bezeichnung der Siedlung
- curia et molendinum (13. Jahrhundert)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1893
Älteste Gemarkungskarte
1727
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3522731, 5710336
UTM: 32 U 522648 5708492
WGS84: 51.527083° N, 9.326478° O
Statistik
Ortskennziffer
633016040
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 498, davon 324 Acker (= 65.06 %), 41 Wiesen (= 8.23 %), 10 Holzungen (= 2.01 %)
- 1961 (Hektar): 522, davon 44 Wald (= 8.43 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 63 Haush. (Der ökonomische Staat)
- 1747: 67 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 492, davon 488 evangelisch (= 99.19 %), 3 katholisch (= 0.61 %), 0 Juden, 1 andere (= 0.20 %)
- 1961: 498, davon 449 evangelisch (= 90.16 %), 48 katholisch (= 9.64 %)
- 1970: 465
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1455: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
- 1544: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
- 1568: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Trendelburg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Trendelburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Höxter, Kanton Trendelburg
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Trendelburg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 1.2.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neuen Stadtgemeinde Liebenau zusammengeschlossen.
Gericht
- bis 1822: Amt Trendelburg
- 1822: Justizamt Hofgeismar
- 1823: Justizamt Hofgeismar
- 1867: Amtsgericht Hofgeismar
- 1879: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- Ursprünglich Besitz der von Schöneberg. Gericht zu 2/3 als paderbornisches und zu 1/3 als waldeckisches Lehen im Besitz derer von Falkenberg. 1429 erwirbt der Landgraf mit dem Kauf der Herrschaft Schöneberg das Kirchenlehen und ergänzende Korn- und Viehgefälle. 1431 verpfändet Johann von Falkenberg 3/4 seiner Gerichtsanteile an die Landgrafen von Hessen. Damit haben sich die Landgrafen in der Ortsherrschaft durchgesetzt und der Ort gehört 1455 zum Amt Trendelburg. Im 16 Jahrhundert Belehnung der von Pappenheim und von Kanstein mit Anteilen in Lamerden durch Hessen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 12. Jahrhundert Besitzungen der Grafen von Nordheim, im 13. Jahrhundert der Herren von Schöneberg. Ein Teil des Besitzes ist an Hofgeismarer Bürger, ein anderer an Ritter und Burgmannen zu Lehen ausgetan.
Zehntverhältnisse
1354 tragen Rabe von Pappenheim und seine Brüder den Zehnten in Lamerden vom Kloster Corvey zu Lehen. 1737 haben die von Pappenheim und von Kanstein nur noch den Feld- und Hubenzehnten als landgräfliches Lehen in ihrer Verfügungsgewalt.
Ortsadel
Adlige von Lamerden waren im 12 Jahrhundert Lehensleute der Grafen von Nordheim (Kindlinger, Beitr. 3,13).
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1520 Georgenkirche zu Lamerden
- Schlichter spätbarocker Saalbau 1785 an mittelalterlichen Westturm angebaut.
Patrozinien
- Georg (Georgius) [1520]
Pfarrzugehörigkeit
Die Kirche gehörte zum paderb. Archidiakonat Iburg und zum Dekanat Helmarshausen. Sie wurde 1585 nach Eberschütz eingepfarrt und ist 1747, 1872 und 1994 Filial davon.
Patronat
Das Patronat war als hessisches Lehen im Besitz derer von Pappenheim (Rev. 1430-1840).
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation vermutlich Mitte des 16. Jahrhunderts. Erster evangelischer Pfarrer: nicht bekannt, seit 1585 vom Pfarrer aus Eberschütz versehen
Kirchliche Mittelbehörden
Bis 1530: Mainzer Kirchenprovinz, Diözese Paderborn, Archidiakonat Warburg
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Neben der Kreidemühle, Kritemühle und Neuen Mühle existierte ein Dorfmühle am nordöstlichen Rand von Lamerden an der Straße, die nach Eberschütz führt. Das Wasser zum Betrieb des oberschlächtigen Wasserrades wurde der Alster entnommen. Sie wurde bis 1955 betrieben.
Nachweise
Literatur
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 60-86
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 427-430
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 130-132
- K. Günther, Territorialgeschichte der Landschaft zwischen Diemel und Oberweser vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, S. 360-363
- W. Classen, Kirchliche Organisation Althessens, S. 269
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 292
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S.
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Lamerden, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2079_lamerden> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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