Hombressen

Die Lage von Hombressen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5 km östlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem, unregelhaftem Grundriss am Westrand des Reinhardswaldes im Tal von Soode und Lempe. Ursprünglicher Verlauf entlang der parallel zur Lempe verlaufenden Lübecker- bzw. Talstraße sowie der auf sie von Südosten zustoßenden Waldstraße und der von Süden kommenden Udenhäuser Straße. Kirche in zentraler Lage. Jüngere Bebauung im Südwesten, Süden und Südosten.
Ersterwähnung
um 1200
Siedlungsentwicklung
Der Ort scheint gegen Ende des 14. Jahrhunderts vorübergehend wüst und wird im 15. Jahrhundert durch Rodung ausgebaut. Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind 24 Häuser unbewohnt, in die französische Glaubensflüchtlinge einziehen sollen. Diese verlassen jedoch den Ort nach kurzer Zeit.
Historische Namensformen
- Humbrechtessen, de (um 1200) [Abschrift 15. Jahrhundert Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 508, Nr. 1370 = Anhang S. 658-659, Nr. 33]
- Humbr[ech]t[essen], de (vor 1220) [HStAM Bestand Urk. 52 Nr. 5; Kruppa, Grafen von Dassel, S. 389, Regest Nr. 132; Druck bei: C.N.B. Falckenheiner, Berichtigende Zusätze zu Wenck's Geschichte der Grafen von Dassel, in: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens 4 (1831), S. 153, Beilage 3; vgl. Wenck, Hessische Landesgeschichte 2,1, Urkundenbuch, S. 224, Nr. 213 Anm.]
- Humbrachtessen, de (1249) [Abschrift Westfälisches Urkundenbuch 4,2, S. 263, Nr. 406]
- Hunbrechtessen, de (1265) [Urkunden Kloster Hardehausen, S. 200, Nr. 231]
- Humbragtesen, de (1266) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 74-75, Nr. 66]
- Hum[br]ec[th]essen (1272/73) [Staatsarchiv Würzburg, Domkapitel Mainz, Mainzer Urkunden 3391 (zu 1273); das Vidimus von 1284 datiert zu 1272 HStAM Bestand Urk. 52 Nr. 8; Druck Gudenus, Codex diplomaticus exhibens anecdota 1, S. 751-752, Nr. 341; Regest (fehlerhaft) Kruppa, Grafen von Dassel, S. 482, Nr. 474]
- Gumbragtissen (1274) [Urkunden Kloster Hardehausen, S. 225, Nr. 272]
- Humbrechtissen, in; Humbrechtessen, in; Humbrechtesen, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 57-73 [130,131, 150, 157, 229]]
- Humbrechsin (1303) [Vogt, RggEbMz Nr. 0767, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe]
- Humbresschin (1345/46) [Landgrafen-Regesten online Nr. 10771]
- Hubressen, zûe (1359 [Landgrafen-Regesten online Nr. 10954]
- Humbressen (1452) [Grebensteiner Amtsrechnungen]
- Humbressen (1455) [HStAM Bestand S Nr. 336]
- Humbressen (1464) [Falckenheiner, Geschichte hessischer Städte und Stifter 2: Hofgeismar, S. LVI, Nr. XLIII]
- Hombressen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 96]
- Hombressen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 3]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1272/73)
- Dorf (1303)
- new dorff (1455)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1947-1956
Älteste Gemarkungskarte
1717
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3531791, 5706788
UTM: 32 U 531705 5704945
WGS84: 51.494758° N, 9.456704° O
Statistik
Ortskennziffer
633013050
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 1021, davon 686 Acker (= 67.19 %), 263 Wiesen (= 25.76 %), 8 Holzungen (= 0.78 %)
- Oberförsterei: 4215, davon 4198 Holzungen (= 99,6 %)
- 1961 (Hektar): 1315, davon 149 Wald (= 11.33 %)
Einwohnerstatistik
- 1455: 11 Feuerstätten (Immenhausener Salbuch)
- 1585: 75 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 142 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 1178, davon 1169 evangelisch (= 99.24 %), 2 katholisch (= 0.17 %), 6 andere Christen (= 0.51 %), 1 Juden (= 0.08 %)
- 1961: 1639, davon 1422 evangelisch (= 86.76 %), 193 katholisch (= 11.78 %)
- 1970: 1721
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 13. Jahrhundert: Herrschaft Schönberg
- 1303: Erzstift Mainz, Gericht Hofgeismar-Schöneberg
- 1455: Landgrafschaft Hessen, Amt Grebenstein
- 1538: Landfrafschaft Hessen, Amt Gieselwerder
- 1551: Landgrafschaft Hessen, Amt Gieselwerder
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Sababurg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Veckerhagen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1971: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar, Stadt von Hofgeismar (s. Gemeindeentwicklung)
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1970 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden als ein Stadtteil der Stadtgemeinde Hofgeismar eingegliedert.
Gericht
- bis 1822: Amt Sababurg
- 1822: Justizamt Hofgeismar
- 1867: Amtsgericht Hofgeismar
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- In Hombressen sind zunächst konkurrierende Herrschaftsansprüche zu beobachten. Im 13. Jahrhundert liegt Hombressen im Herrschaftsbereich der Edelherren von Schöneberg, die es an eine ortsansässige Adelsfamilie verlehnen. Diese ist häufig im Gefolge der Edelherren anzutreffen. 1272/73 sind Anteile des Ortes als Lehen Teil der Grafschaft, die Graf Ludolf von Dassel an Mainz verkauft. 1303 gibt der Mainzer Erzbischof Gerhard dem Grafen Otto von Waldeck seine Gerichte bei Hofgeismar, zu dem u.a. das in dem Dorf Hombressen gehört, pfandweise zu Lehen. 1345 klagt der Erzbischof Heinrichs von Mainz gegen Landgraf Heinrich II. u.a. wegen zugefügter Schäden in Hombressen.
- Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gerät der Ort zunehmend in den Einflussbereich der Landgrafen von Hessen, die ihn schließlich mit dem Kauf der Herrschaft Schöneberg Anfang des 15. Jahrhunderts übernehmen. Der Lehensbesitz des Ritters Ludolf von Hombressen in diesem Ort selbst wird dabei umschrieben mit zwei Höfen mit fünf Hufen und einer Kotstätte. 1571 haben die Landgrafen im Dorf zwei Meierhöfe und 83 Wohnhäuser.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- vgl. Herrschaft
- 1257 verkauft Otto von Herste dem Kloster Lippoldsberg Besitz in Hombressen.
Zehntverhältnisse
Im 13./14. Jahrhundert werden Teile des Zehnten in Hombressen nach dem ältesten Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg zu Lehen ausgetan.
Ortsadel
Adlige vor 1220-1322
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Kirchherr (1349)
- plebanus (1464)
- Einheitliche Saalkirche mit dreiseitigem Schluss 1718-20 unter Verwendung der Reste eines Vorgängerbaus errichtet
Pfarrzugehörigkeit
Nach Einführung der Reformation ist Hombressen protestantische Pfarrei der Klasse Gottsbüren von 1840 bis 1892 mit dem Vikariat Karlsdorf. 1585 ist Udenhausen Filialdorf von Hombressen, wird aber 1840 Mariendorf zugeschlagen. Es kommt 1982 nach dessen Auflösung zurück zu Kirchspiel Hombressen.
Patronat
1585 ist der Landgraf von Hessen Patron
Bekenntniswechsel
Der erste evangelische Pfarrer von Hombressen war Dietrich (Heinrich?) Kasten, der um 1528 sein Amt antrat und bis 1546 tätig war. Er war ein ehemaliger Franziskaner aus Hofgeismar, der um 1527 den Orden verlassen hatte. Von 1585 bis 1840 war Udenhausen Filial von Hombressen. Die Einführung des reformierten Bekenntnisses erfolgte vermutlich 1607.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar 1872: Klasse Gottsbüren (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 101)
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit drei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1686 werden französische Glaubensflüchtlinge in Hombressen angesiedelt, die den Ort aber bald wieder verlassen.
Wirtschaft
Mühlen
Die Obermühle am nördlichen Rand von Hombressen wrude mit dem Wasser der Lempe und der Lübecke über ein oberschlächtiges Wasserrad betrieben. Einstellung des Mahlbetriebes nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Peutz- oder Britzemühle in der Waldstraße wurde über eine oberschlächtiges Wasserrad mit dem Wasser der Soode betrieben.
Nachweise
Literatur
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 569-591
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 332-342
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S.107-108
- K. Günther, Territorialgeschichte der Landschaft zwischen Diemel und Oberweser vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, S. 57, 239-242
- Desel, Kloster Lippoldsberg und seine auswärtigen Besitzungen, S. 149
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 101
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 248
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 510
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hombressen, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2073_hombressen> (aufgerufen am 25.11.2025)
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