Haueda

Die Lage von Haueda im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
9 km westlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit lockerer Besiedlung am rechten Ufer der Diemel unmittelbar an der Nordrhein-Westfälischen Landesgrenze. Kirche in zentraler Lage. Durch den Ort verläuft die L 3210 nach Liebenau. Im Süden verläuft die Eisenbahnlinie Hofgeismar/Hümme – Warburg ("Diemeltalbahn I") (Inbetriebnahme der Strecke 6.3.1849, 6.2.1851).
Historische Namensformen
- Hâwide (9. Jahrhundert) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, Bl. 107 ra, S. 195 (107]
- Hewede, in; Howide, in (9. Jahrhundert) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, Bl. 148ra, S. 245-246, (147), Bl. 148rb, S. 246, (153)]
- Howide, de (1154-1159) [UB Mainz 2,1, S. 440-441, Nr. 243]
- Houwede, de (1200) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 6]
- Howede, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 51 [91], S. 61 [160, 162]]
- Howede, in (1311) [HStAM Bestand Urk. 52 Nr. 17]
- Heuede (1342) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 131 Nr. 05]
- Houde (1422) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 52 Nr. 146]
- Hauwede, in (1464) [Falckenheiner, Geschichte hessischer Städte und Stifter 2: Hofgeismar, S. LV, Nr. XLIII]
- Haueda (1534) [Württemberger Zug]
- Hawede (1585) [Der ökonomische Staat, S. 95]
- Hougede (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 2]
Bezeichnung der Siedlung
- marcha; locus (8./9. Jahrhundert)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1872
Älteste Gemarkungskarte
1766
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3517382, 5706113
UTM: 32 U 517301 5704270
WGS84: 51.489316° N, 9.249195° O
Statistik
Ortskennziffer
633016030
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 678, davon 361 Acker (= 53.24 %), 40 Wiesen (= 5.90 %), 186 Holzungen (= 27.43 %)
- 1961 (Hektar): 671, davon 160 Wald (= 23.85 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 40 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 70 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 426, davon 425 evangelisch (= 99.77 %), 1 katholisch (= 0.23 %)
- 1961: 508, davon 424 evangelisch (= 83.46 %), 83 katholisch (= 16.34 %)
- 1970: 466
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 9. Jahrhundert: Hessengau (in provincia Hassie, in provincia Hassorum)
- 1535: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Schartenberg
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1614: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Zierenberg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Nieder-Meisser
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1971: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar, Stadt Liebenau (s. Gemeindeentwicklung)
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 1.2.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neuen Stadtgemeinde Liebenau zusammengeschlossen.
Gericht
- 15. Jahrhundert: Gericht der Spiegel von Desenberg
- 1821: Justizamt Zierenberg
- 1822: Justizamt Hofgeismar
- 1867: Amtsgericht Hofgeismar
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- Bereits im 13. Jahrhundert hat Eckebert Spiegel die Vogtei über einen Hof in Haueda als Schöneberger Lehen inne. Bischof Dietrich von Paderborn belehnt 1311 den Conrad von Schöneberg und dessen Sohn Conrad u.a. mit einem Hof von 4 Hufen in Haueda.
- Der Ort gehört zunächst denen von Haueda als Lehen des Klosters Neuenheerse. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erwerben die von Pappenheim allmählich eine Hälfte, vor allem als Lehnsbesitz der Kloster Böddeken und Neuenheerse.
- Im 14. und 15. Jahrhundert gerät der Ort in die Auseinandersetzungen zwischen den Landgrafen und den Spiegel von Desenberg, die wiederum mit dem Erzbistum Mainz verbündet sind. Nach dem Sieg Hessens tragen die Spiegel dem Landgrafen die Hälfte von Haueda mit Gericht und Gebiet auf. Die Herrlichkeit steht zur Hälfte Hessen, zur Hälfte den Spiegel zu, die sie wiederum von Hessen zu Lehen tragen (Rev. 1422-1838).
- 1718 werden die Spiegel zu Desenberg mit Amt und Mühle Haueda von Neuenheerse belehnt.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Im 8./9. Jahrhundert hat Kloster Fulda Besitz in Haueda.
- Das Nonnenkloster Böddeken besitzt in Haueda ein officium (Amt), das zuerst an die von Schöneberg verlehnt wird später an die von Pappenheim. 1412/13 hat das Stift zwar noch mehrere Höfe, der Besitz geht aber an die von Pappenheim.
- Auch das Damenstift Neuenheerse besitzt in Haueda ein officium (Amt), das nach dem Erlöschen der von Schönberg an die von Pappenheim fällt. So 1474 und noch 1591. Nach dem Lehnsregister der Stifts Neuenheerse aus dem Jahr 1403 hat der verstorbene Johann von Howede das Amt Haueda innegehabt. Im Ort befand sich ein größerer Hof mit sieben Hufen und sieben Kotstätten sowie eine Mühle. Nach seinem Tod geht das Lehen an Burchart von Pappenheim über.
Zehntverhältnisse
Der Zehnte gelangt von den Herren von Haueda über die Schöneberger an die Spiegel. Im 16. Jahrhundert kommt es zu Streitigkeiten zwischen den Spiegel zum Desenberg und den von Pappenheim über Schaftrift, Zehnten, Gehölze und Mühlen zu Haueda, im 17. Jahrhundert streiten dann die von Pappenheim mit den landesherrlichen Beamten über den Zehnten zu Haueda.
Ortsadel
Adlige 1154/59 bis 1361
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pleban (1323) [Urkunden Kloster Hardehausen, S. 456-457, Nr. 624]
- Pfarrei (1362)
- Ursprünglich romanischer Saalbau des 13. Jahrhunderts mit noch erhaltenem quadratischem Westturm. 1885/86 das Schiff als neugotische dreijochige Pfeilerhalle
Pfarrzugehörigkeit
1872 ist in die protestantische Pfarrei der Klasse Zierenberg noch Grim(m)elsheim eingepfarrt. 1983 wird die Pfarrei aufgehoben und Haueda als Vikariatsgemeinde in das Kirchspiel Liebenau eingegliedert.
Patronat
Das Patronat haben 1422 die Herren von Schönenberg inne, seit 1429 üben es die Landgrafen aus. Von ihnen hatten es die Rabe von Pappenheim seit 1471 zu Lehen. So auch 1585
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Kümmel ca. 1520 bis nach 1565, bis ca. 1526 katholisch
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar 1872: Protestantische Pfarrei der Klasse Zierenberg
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Die ehemalige Mahlmühle am nördlichen Rand von Haueda wurde mit dem Wasser der Diemeldurch ein oberschlächtiges Wasserrad betrieben. Mühlenbetrieb 1955 eingestellt, 1982 jedoch wieder neu errichtet und auf Turbine umgestellt
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 423-427
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 129
- A. Gemmeke, Geschichte des adeligen Damenstifts zu Neuenheerse
- Schroeder-Petersen, Ämter Wolfhagen und Zierenberg; S. 52-53, 72-77,127-128
- W. Classen, Kirchliche Organisation Althessens, S. 244
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 257
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 210
- Von Pappenheim: Beiträge zur älteren Geschichte Hauedas 1360 bis 1577; in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 28, NF 18 (1893), S. 430-454
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 504
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 240
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Empfohlene Zitierweise
„Haueda, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2068_haueda> (aufgerufen am 26.11.2025)
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