Gewissenruh

Die Lage von Gewissenruh im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
18 km nordöstlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Straßendorf mit giebelständigen Einhäusern am südlichen Ausgang einer großen Weserschleife gegenüber Lippoldberg und Bodenfelde mit nach Süden Richtung Reinhardswald ansteigendem Gelände. Kirche in zentraler Lage. Die Landstraße (B 80) führte ursprünglich durch den Ort.
Ersterwähnung
1722
Siedlungsentwicklung
1722 wird der Ort als französische Kolonie mit 12 Familien auf der Wüstung des mittelalterlichen Dorfes Bensen bzw. Bennenhausen angelegt. Der Name lautete anfangs und noch bis in das Ende des 19. Jahrhunderts Gewissensruh und Gewissensruhe.
Historische Namensformen
- Gewissensruh (1722) [Desel, Gewissenruh und Gottstreu, S. 20]
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf, Kolonie (1722)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Älteste Gemarkungskarte
1772
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3537202, 5721519
UTM: 32 U 537114 5719670
WGS84: 51.626824° N, 9.536171° O
Statistik
Ortskennziffer
633030020
Frühere Ortskennziffer
633021020
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 72, davon 42 Acker (= 58.33 %), 19 Wiesen (= 26.39 %), 1 Holzungen (= 1.39 %)
- 1961 (Hektar): 109, davon 1 Wald (= 0.92 %)
Einwohnerstatistik
- 1722: Kolonie mit 12 Familien
- 1747: 11 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 117, davon 116 evangelisch (= 99.15 %), 0 katholisch, 1 andere Christen (= 0.85 %)
- 1961: 147, davon 115 evangelisch (= 78.23 %), 25 katholisch (= 17.01 %)
- 1970: 119 Einwohner
- 1780: 74 Einwohner, davon 8 Bauern, 6 Handwerker, davon 6 mit mehr als 0,5 ha Land, - Tagelöhner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1722-1800: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Französische Kanzlei (ursprünglich Französische Kommission, dann Französische Kanzlei, ab 1778 offiziell Französische Justizkanzlei)
- 1800-1803: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Karlshafen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sababurg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Gericht
- bis 1822: Amt Sababurg
- 1822: Justizamt Karlshafen
- 1867: Amtsgericht Karlshafen
- 1879: Amtsgericht Karlshafen
- 1943: Amtsgericht Hofgeismar (Zweigstelle Karlshafen)
- 1949: Amtsgericht Karlshafen
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar (Zweigstelle Karlshafen)
- 1969: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- Bis 1800 unterstand die Kolonie der Französischen Kanzlei der landgräflichen Regierung in Kassel.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Das gegenüberliegende Kloster Lippoldsberg beanspruchte einen Teil der Rechte des bislang als Hute genutzten Gebiets.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1779 Kirche als giebelständiger Saalbau errichtet
Pfarrzugehörigkeit
Anfangs nach der Gründung 1722 nach Karlshafen eingepfarrt. Seit 1779 Filial von Karlshafen. Seit 1825 Filial von Lippoldsberg, so auch 1872 (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 103).
Bekenntniswechsel
1722 gegründete Waldensergemeinde
Kultur
Schulen
1828 Baubeginn für ein Schulgebäude durch die Gemeinde auf Gemeindeland; Französisch ist bis 1825 Verwaltungs-, Kirchen- und Unterrichtssprache;
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Die Gemeinde verfügte über die Schäfergerechtigkeit
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 469-470
- Waldenserdörfer Gottstreu und Gewissenruh
- Zögner, Hugenottendörfer in Nordhessen, S. 209-216
- Vogt, Ansiedlungen französischer Glaubensflüchtlinge, S. 183-190
- Kadell, Hugenotten in Hessen-Kassel, S. 288-289
- Desel, Gewissenruh und Gottstreu
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 103
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 169
- Rommel, Französische Kolonien, Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Band 7, S. 179
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 711ff.
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Gewissenruh, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2061_gewissenruh> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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