Ehrsten

Die Lage von Ehrsten im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
11,5 km südwestlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Straßendorf mit geringer Siedlungsdichte in hügeliger bewaldeter Landschaft im Tal der Nebelbeeke. Kirche in zentraler Lage. Durch den Ort führt die L 3214 von Zierenberg nach Calden, die am Nordostrand von der K 30 von Meimbressen nach Fürstenwald gekreuzt wird
Ersterwähnung
952
Historische Namensformen
- Herste; Hêrsten, Horstete, in; Horstedt, in (800-850) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, Bl. 146 va, S. 241 (114); Bl. 147 ra, S. 243 (126); Bl. 147 va, S. 244 (135); Bl. 154rb, S. 266 (20)]
- Heristi (952) [MGH Diplomata Könige 1, Konrad I., Heinrich I. und Otto I. : Sickel, S. 231-232, Nr. 152]
- Heristi (953) [MGH Diplomata Könige 1, Konrad I., Heinrich I. und Otto I. : Sickel, S. 246-247, Nr. 165]
- Heristi (1010) [MGH Diplomata Könige 3, Heinrich II. : Bresslau, S. 260-261, Nr. 24]
- Ersten, in (1064) [MGH Diplomata Könige 6, Heinrich IV. : Gladiss, S. 175-176, Nr. 134]
- Erstin (1097) [UB Mainz 1, S. 299-300, Nr. 395]
- Erste, in (1294) [Landgrafen-Regesten online Nr. 362]
- Ersten, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 48 [65]]
- Erstenwolt (1300) [Landgrafen-Regesten online Nr. 427]
- Erstin, in (1361) [UB Kaufungen 1, S. 205 f. Nr. 215]
- Ersten, in (1464) [Falckenheiner, Geschichte hessischer Städte und Stifter 2: Hofgeismar, S. LVI, Nr. XLIII]
- Ersten (1488) HStAM Bestand Urk. 1 Nr. 1776]
- Ersten (1585) [Der ökonomische Staat, S. 95]
- Ersten (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 2]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (9. Jahrhundert)
- cortes (1010)
- villa (1064)
- villa (1097)
- Dorf (1488)
Umlegung der Flur
1905
Älteste Gemarkungskarte
1722
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3524293, 5695538
UTM: 32 U 524210 5693700
WGS84: 51.394014° N, 9.34797° O
Statistik
Ortskennziffer
633005020
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 540, davon 351 Acker (= 65.00 %), 82 Wiesen (= 15.19 %), 49 Holzungen (= 9.07 %)
- Gutsbezirk Ehrsten (Oberförsterei): 854 , davon 1 Ackerland (= 0,12 %), 3 Wiesen (= 0,35 %), 801 Holzungen (= 93,8 %)
- 1961 (Hektar): 541, davon 56 Wald (= 10.35 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 35 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 47 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 373, davon 366 evangelisch (= 98.12 %), 0 katholisch, 7 andere Christen (= 1.88 %)
- 1961: 574, davon 480 evangelisch (= 83.62 %), 82 katholisch (= 14.29 %)
- 1970: 624
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- (800-850): in pago Hessorum; in regione Hassorum
- 1294: Herrschaft und Gericht Schartenberg
- 1383: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Schartenberg
- 1535: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Schartenberg
- 1571: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Schartenberg (Zierenberger Salbuch)
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg (Schartenberg genannt)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Zierenberg
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Zierenberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 1.8.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der Gemeinde Calden eingegliedert.
Gericht
- bis 1822: Amt Zierenberg
- 1822: Justizamt Grebenstein
- 1867: Amtsgericht Grebenstein
- 1879: Amtsgericht Grebenstein
- 1945: Amtsgericht Hofgeismar
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- 1294 verkauften die von Schartenberg Landgraf Heinrich Teile des Schlosses Schartenberg und der umliegenden Gerichte mit Ausnahme des Gerichts in Ehrsten. 1300 überlassen Brüder von Gudensburg Heinrich I. ihre Rechte am Ehrstener Wald. Wann genau Ehrsten an Hessen gelangte (etwa beim Aussterben der von Schartenberg 1383), ist nicht bekannt, da auch der Mainzer Erzbischof Ansprüche erhebt. 1399 überlässt Erzbischof Johann von Mainz dem Groppe von Fleckenbühl verschiedene Lehen, u.a. eine Hube zu Ehrsten. Landgraf Ludwig I. belehnt 1424 Heinrich Schützeberg und seine Ganerben mit 2 Hufen Land zu Ehrsten.
- 1488 verschreibt Landgraf Wilhelm [I.] d.Ä. seiner Gemahlin Anna geb. Herzogin von Braunschweig-Lüneburg mit Zustimmung seines Bruders Landgraf Wilhelms [II.] d.M. die Städte und Schlösser Grebenstein und Immenhausen und die Hälfte des Reinhardswaldes mit den zugehörigen Dörfern Hohenkirchen, Hombressen und Ehrsten und allen Rechten als Leibzucht.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fulda, Kloster In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts erhält Kloster Fulda mehrere Privatschenkungen in Ehrsten.- 952 ertauscht König Otto I. den Ort Ehrsten von seinem Vasallen Billing und überlässt diesen im Jahr darauf dem Moritzkloster in Magdeburg. 966 macht Otto den Tausch mit seinem Vasallen Billing wieder rückgängig.
- 1010 schenkt König Heinrich II. seinen Hof in Ehrsten dem Domkapitel in Magdeburg. 1064 bestätigt Heinrich IV. dem Domkapitel von Paderborn den Besitz von zehn Mansen in Ersten, die ihm seine Mutter, die Kaiserin Agnes, geschenkt hat.
- 1097 erhält die Abtei St. Alban vor Mainz zur Errichtung einer Benediktinerpropstei in Weimar anderthalb Hufen in Ehrsten.
- Die Herren von Schöneberg haben im 13. Jahrhundert Besitz in Ehrsten, der als Lehen ausgetan ist.
- 1317 schenken die Gebrüder von Schartenberg dem Kloster Weißenstein eine Hufe in Ehrsten genannt die wyzenstenste howe.
- Stift Kaufungen
Kirche und Religion
Ortskirchen
- ecclesie seu capelle (1361)
- Kleine Saalkriche mit Chorturm aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
Patrozinien
- Maria [1389]
Pfarrzugehörigkeit
Bis zur Verselbständigung als Pfarrei 1361 ist Ehrsten Filial von Meimbressen. 1361: Selbständige Pfarrei des Archidiakonats Hofgeismar 1872: Protestantische Pfarrei der Klasse Zierenberg mit Filial Meimbressen, 1875 kommt Fürstenwald hinzu. 1994 gehören als Filialorte Fürstenwald und Meimbressen zum Kirchspiel.
Patronat
Bis 1361 besitzen die von Schartenberg das Patronatsrechts gemeinsam mit Kloster Kaufungen, ab dann sind sie alleinige Patronatsherren. Mit deren Aussterben 1383 haben die von der Malsburg das Patronat inne, 1424 als Mainzer Lehen. 1585 sind die Landgrafen Patronatsherren
Diakonische Einrichtungen
1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 51 Diakonisse von politischer Gemeinde angestellt
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Henricus Harbach (Huppach) ca. 1527-1546(?)
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar 1872: Protestantische Pfarrei der Klasse Zierenberg (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 248)
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 90-97
- Schmid, St. Alban, S. 312
- K. Heinemeyer, Königshöfe und Königsgut im Raum Kassel, S. 70-72, 76, 78
- Schroeder-Petersen, Ämter Wolfhagen und Zierenberg, S. 59-62, 121-128
- W. Classen, Kirchliche Organisation Althessens, S. 242, 248
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 248
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 104 f. (Ehrsten) u. 250 (Horstete)
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 494
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Ehrsten, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2056_ehrsten> (aufgerufen am 25.11.2025)
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