Eberschütz

Die Lage von Eberschütz im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5,5 km nordwestlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss und lockerer Bebauung am linken Ufer der Diemel. Kirche in zentraler Lage. Durch den Ort führt von Liebenau kommend die L 3210, von der die K 67 nach Trendelburg abzweigt.
Ersterwähnung
1047
Historische Namensformen
- Heuerscutte, in (976-979) [Abschrift 15. Jahrhundert Traditiones Corbeienses S. 141, § 372; vgl. Schütte, Mönchslisten, S. 257-258]
- Everschutte, in pago Hessi (1047) [MGH Diplomata Könige 5, Heinrich III. : Bresslau, 271-272, Nr. 206]
- Aeverscutte, de; Everscutte, de (1089) [Fälschung; F. Pfaff, Die Abtei Helmarshausen, 2: Der Güterbesitz, die Verfassung und die Wirtschaft der Abtei, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, NF 35 (1911), S. 57-58, Urkundenbeilage 1; Honselmann, Von der Carta zur Siegelurkunde, S. 160; J. Linneborn, Inventar des Archivs des bischöflichen Generalvikariats zu Paderborn, S.7-8, Nr. 9]
- Euerscutte, de (1146) [UB Mainz 2,1, S. 168-171, Nr. 88]
- Eberscuze, de (1152) [UB Mainz 2,1, S. 322-324, Nr. 173]
- Everschutte, de (1158) [Kopialbuch Kloster Gehrden Erhard (Hrsg.), Regesta historiae Westfaliae 2: Vom Jahre 1126 bis 1200, Urkundenbuch, S. 89, Nr. 314]
- Everschut, de (1158) [Kopialbuch Kloster Gehrden Erhard (Hrsg.), Regesta historiae Westfaliae 2: Vom Jahre 1126 bis 1200, Urkundenbuch, S. 90-91, Nr. 317]
- Everscutte (1192) [16. Jahrhundert Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 64, Nr. 155]
- Ewerschutte (1223/24) [Kruppa, Grafen von Dassel, S. 396-397, Regest Nr. 158]
- Everschutte maiorem et minorem, in (1254) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3: Urkunden des Bisthums Paderborn, 1251-1300, S. 138, Nr. 578]
- Ewerscutten parvo et magno, in (1254) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3: Urkunden des Bisthums Paderborn, 1251-1300, S. 138, Nr. 579; Kruppa, Grafen von , S. 451, Regest Nr. 357]
- Everscutte, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 76 (Ortsnamenregister)]
- Ebirschucze (1359) [Landgrafen-Regesten online Nr. 10955]
- Eberschutze (1455) [Trendelburger Salbuch]
- Eberschütz
- Eberschutz (1585) [Der ökonomische Staat, S. 93]
- Everschütz (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 3]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1254)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Bahnhof
- Hof Klinge
- Kesehagen
- Eberschütz, Wallburg Eberschützer Klippen (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Umlegung der Flur
1884
Älteste Gemarkungskarte
1726
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3525113, 5711831
UTM: 32 U 525029 5709986
WGS84: 51.540419° N, 9.360907° O
Statistik
Ortskennziffer
633025020
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 719, davon 484 Acker (= 67.32 %), 51 Wiesen (= 7.09 %), 5 Holzungen (= 0.70 %)
- 1961 (Hektar): 715, davon 35 Wald (= 4.90 %)
Einwohnerstatistik
- 1455: 14 Wohnhäuser
- 1544: 39 Wohnhäuser (Salbuch)
- 1585: 61 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 74 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 533, davon 516 evangelisch (= 96.81 %), 1 katholisch (= 0.19 %), 14 Juden (= 2.63 %)
- 1961: 658, davon 572 evangelisch (= 86.93 %), 82 katholisch (= 12.46 %)
- 1970: 623
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1047: in pago Hessi
- 13. Jahrhundert: Herrschaft Schönenberg
- 1455: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
- 1544: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
- 1568: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Trendelburg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Trendelburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Höxter, Kanton Trendelburg
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Trendelburg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1970 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Stadtgemeinde Trendelburg zusammengeschlossen, deren Stadtteil Eberschütz wurde.
Gericht
- In Eberschütz soll nach einer Vermutung von Falckenheiner (2, 248 Anm.) eine alte Gerichtsstätte gelegen haben
- 1821: Justizamt Trendelburg
- 1822: Justizamt Hofgeismar
- 1867: Amtsgericht Hofgeismar
- 1879: Amtsgericht Hofgeismar
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- Die Herren von Eberschütz, die sich noch im 12. Jahrhundert nach der mainzischen Burg Schöneberg benennen, haben umfangreichen Güterbesitz im Bereich ihres alten Stammsitzes Eberschütz. Zu zahlreichen Güterübertragungen gibt der Bischof von Paderborn als Oberlehnsherr seine Zustimmung, doch gibt es weiterhin konkurrierende Lehnsanprüche. 1223/24 übertragen die Nachkommen des Edlen Berthold von Schöneberg dem Erzbistum Magdeburg u.a. Besitz in Eberschütz und erhalten ihn als Lehen zurück. 1254 wird die Übertragung an die Magdeburger Kirche u.a. durch Graf Ludolf VI. von Dassel bestätigt. Nach dem Schöneberger Lehnbuch sind zahlreiche Güter an Hofgeismarer Bürger und Schöneberger Burgmannen als Lehen ausgetan.
- 1429 kauft der Landgraf den Patronat mit der Herrschaft Schöneberg. 1439 erhalten die von Falkenberg ein Haus auf der Trendelburg als Lehen. Als Mannlehen erhalten sie eine Anzahl Höfe und Hufen u.a. zu Eberschütz. 1455 untersteht das Dorf den Landgrafen mit Gericht, Diensten, Trift, Herbstbede und Rottzehnten. 1544 haben die Landgrafen sechs Meierhöfe. Die Zehntrechte teilen sie mit denen von Kanstein und Spiegel zu Peckelsheim, die Lehnsmannen sind.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Für das 10. Jahrhundert sind private Güterübertragungen an das Kloster Corvey überliefert. 1047 schenkt Kaiser Heinrich III. der Paderborner Kirche sein Königsgut in Eberschütz.
- 1192 bestätigt Papst Coelestin III. dem Kloster Helmarshausen die Privilegien seiner Vorfahren und die Besitzungen u.a. in Eberschütz. 1538 besitzt das Kloster eine Wiese in der Gemarkung, zwei Meierhöfe sind verpfändet.
- Das Dorf gehört im 12. Jahrhundert den Herren von Schönenberg, deren Vorfahren sich nach ihm Grafen von Eberschütz nannten (vgl. Herrschaft). 1231 überträgt der Ritter Helmbert von Exen bei Eintritt seiner Tochter Kunigunde dem Kloster Lippoldsberg eine halbe Hufe Land und eine Hofstätte in Eberschütz. Als Lehnsherren geben die Schöneberger ihre Zustimmung.
- In hessischen Besitz kam Eberschütz mit dem Erwerb der Herrschaft Schönenberg in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Zehntverhältnisse
Gemäß einer Urkunde von 1236 haben die Herren von Schönenberg den Zehnten von Eberschütz von Paderborn zu Lehen und verpfänden ihn an das Kloster Lippoldsberg.
Ortsadel
1089
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Die Kirche gehört 1192 dem Kloster Helmarshausen.
- Im Kern romanische flachgedeckte Chorturmkirche, 1836 umgebaut, 1968 renoviert.
Pfarrzugehörigkeit
1585 und 1872 ist Lamerden Filial. Seit der Aufhebung der Pfarrstelle Sielen 1975 gehört die Kirchengemeinde als Vikariatsgmeinde zu Eberschütz.
Patronat
Das Kirchenpatronat ging mit dem Kloster Helmarshausen 1540 auf Hessen über, das 1544 die Pfarrei verlieh (Salbuch). Nach Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche (S. 210) wurden die von Pappenheim mit dem Patronat belehnt, ohne es auszuüben.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Beder, erwähnt 1527, vermutlich der letzte katholische und erste evangelische Pfarrer
Kirchliche Mittelbehörden
Bis 1530: Diözese Paderborn, Archidiakonat Helmarshausen, später Brakel
Juden
Filialort von Niedermeiser 1835: 15; 1861: 28; 1905: 13 Juden jüdische Geburten sind im Ort seit der Zeit um 1790 registriert. Seit 1846/47 steht ihnen der Friedhof in Sielen zur Verfügung, zuvor fanden die Begräbnisse in Trendelburg statt.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Neben Landwirtschaft ist im 18. und 19. Jahrhundert die Leinenweberei wichtigster Erwerbszweig
Mühlen
Das mittelunterschlächtige Wasserrad der Dorfmühle am Südrand der Ortschaft wurde über einen Betriebsgraben mit dem Wasser der Diemel angetrieben. 1925 Austausch des Wasserrades gegen eine Turbine.
Zoll
1544 war in Eberschütz eine hessische Zollstätte (Salbuch)
Nachweise
Literatur
- Kruppa, Grafen von Dassel, S. 241-246-
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 589-597
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S.186
- Desel, Kloster Lippoldsberg und seine auswärtigen Besitzungen, S. 130
- K. Günther, Territorialgeschichte der Landschaft zwischen Diemel und Oberweser vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, S. 358-359
- F. Pfaff, Die Abtei Helmarshausen, 2: Der Güterbesitz, die Verfassung und die Wirtschaft der Abtei, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, NF 35 (1911), S. 27
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 210
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 100
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 18, 493
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 382
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
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„Eberschütz, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2055_eberschuetz> (aufgerufen am 27.11.2025)
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