Niederkaufungen

Dorf · 190 m über NN  
Gemeinde
Kaufungen
Landkreis
Kassel
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

8 km südöstlich von Kassel

Lage und Verkehrslage

Geschlossenes Dorf beiderseits entlang der Losse mit einfachem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am Südostrand des Kasseler Becken im südwestlichen Vorland des Kaufunger Waldes. Im Osten unmittelbar angrenzend liegt der eng verbundene Ort Oberkaufungen. Evangelische Kirche im historischen Ortskern unweit der Losse. Katholische Pfarrkirche im Süden. Moderne Siedlungsausdehnung zunächst vor allem nach Westen in Richtung Papierfabrik und nach dem Zweiten Weltkrieg südlich der Eisenbahnlinie. Südlich der Ortschaft verläuft die Bundesstraße 7 (Kassel-Hessisch-Lichtenau). Bahnhof der Eisenbahnlinie Waldkappel – Kassel/Wilhelmshöhe ("Lossetalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.12.1879).

Ersterwähnung

1019

Vorbemerkung Historische Namensformen

In den frühen Quellen sind Nieder- und Oberkaufungen sowie das Kloster nicht immer deutlich zu unterscheiden.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Burgen und Befestigungen

Umlegung der Flur

1874, 1939

Älteste Gemarkungskarte

1694

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3542191, 5683495
UTM: 32 U 542100 5681661
WGS84: 51.284725° N, 9.603684° O

Statistik

Ortskennziffer

633015010

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 971, davon 611 Acker (= 62.92 %), 215 Wiesen (= 22.14 %), 49 Holzungen (= 5.05 %)
  • 1961 (Hektar): 1000, davon 49 Wald (= 4.90 %)

Einwohnerstatistik

  • 1019: villa (Roques 9)
  • 1585: 69 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 96 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1782: 102 Häuser mit 503 Bewohnern. 15 Leinweber, 1 Zimmermann, 1 Strumpfweber, 4 Wagner, 5 Hufschmiede, 2 Schneider, 2 Schuhmacher, 3 Krämer, 2 Wirte, 8 Tagelöhner, 4 Schäfer, 2 Müller, 51 Ackerleute, so teils 4-, 3- und 2-spännig sind, 10 einzelne Weibspersonen
  • 1885: 1112, davon 1060 evangelisch (= 95.32 %), 48 katholisch (= 4.32 %), 0 Juden, 4 andere (= 0.36 %)
  • 1961: 3310, davon 2652 evangelisch (= 80.12 %), 538 katholisch (= 16.25 %)
  • 1970: 4380 Einwohner

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1019: Hessengau, in der Grafschaft des Grafen Friedrich (in pago Hassia sitas in comitatu Frederici comitis)
  • 1458: Landgrafschaft Hessen, Amt Neustadt Kassel
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Kassel, Gericht vor der Neuenstadt
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Neustadt
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Neustadt
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Waldau
  • 1814-1817: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Kaufungen
  • 1817-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Waldau
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1970: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Kaufungen (s. Gemeindeentwicklung)

Altkreis

Kassel

Gemeindeentwicklung

Ab 01.12.1970 Ortsteil der Gemeinde Kaufungen

Gericht

  • 1527/28: Die Gerichtsbarkeit steht dem Kloster Kaufungen zu einem Drittel zu
  • Dorf des ersten Schöppenstuhls
  • bis 1822: Amt Waldau
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Oberkaufungen
  • 1867: Amtsgericht Oberkaufungen
  • 1879: Amtsgericht Oberkaufungen
  • 1945: Amtsgericht Kassel

Herrschaft

  • Spätestens 1017 gründet Kunigunde, die Gemahlin Kaiser Heinrichs II., das Benediktinerinnenkloster Kaufungen als Witwensitz. Zwei Jahre später, 1019, schenkt der Kaiser diesem bereits bestehenden Kloster u.a. die villa Niederkaufungen. Das Dorf Niederkaufungen war demnach Zubehör des Königshofes. 1297 übernehmen die Landgrafen von Hessen mit der Vogtei Kaufungen die Herrschaft und Hohe Gerichtsbarkeit. Das Stift verfügt bis zu seiner Auflösung über Güter, die zu Lehen, Leibzucht oder auf Wiederkauf ausgetan werden. 1532 überträgt Landgraf Philipp die Stifte Kaufungen und Wetter der hessischen Ritterschaft.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • vgl. Herrschaft
  • Reich Kaufungen, Kloster1019 schenkt Kaiser Heinrich II. dem neuen Kloster Kaufungen die Dörfer Nederencoufunga und Overencoufunga.
  • 1322 tauscht das Kloster Germerode seine Güter u.a. in Niederkaufungen mit dem Kloster Kaufungen gegen dessen Güter zu Walberg ein. Offenbar ist also nur ein Teil des Dorfes Niederkaufungen durch die Schenkung Heinrichs II. an das Kloster gekommen.

Zehntverhältnisse

1040 erwirbt das Kloster Kaufungen das Zehntrecht von seinen Besitzungen in Hessen. 1782 stand dem Stift der Zehnte in der gesamten Gemarkung von Niederkaufungen zu

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • Spätgotische Salkirche vermutlich um 1400 errichtet, 1615 erweitert
  • Katholische Kirche St. Franz von Sales in Niederkaufungen (Filialkirche der katholischen Kirchengemeinde St. Heinrich in Oberkaufungen) 1954 eingeweiht

Pfarrzugehörigkeit

1536, 1585, 1596 zu Oberkaufungen gehörig, 1872 ist Niederkaufungen ein Filial von Oberkaufungen. 1947 wird Niederkaufungen mit der Einrichtung einer Pfarrstelle von Oberkaufungen gelöst.

Bekenntniswechsel

Da Filial von Oberkaufungen, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Oberkaufunger Pfarrer Caspar Doner um 1533.

Kultur

Schulen

1910 Volksschule mit drei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Landwirtschaft (Ackerbau), Glashütten, Eisenerzgruben

Mühlen

Bereits im Salbuch des Stifts Kaufungen von 1519 ist eine Mühle belegt. Um 1600 ist die Rede von der Försterschen Mühle (HStAM Bestand 17 I. Nr. 1442). Schlag- und Ölmühle (Windshäuser Str. 6), 1782 unterschlägigem mit drei Paar Stempeln, Betrieb um 1900 eingestellt Kördelsche Mühle (Mühlstr. 10), ehem. herrschaftliche Bannmühle, 1782 mit zwei unterschlägigen Mahlgängen versehen

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Niederkaufungen, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2006_niederkaufungen> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/2006