Sankt Ottilien (Hugenottensiedlung)

Die Lage von St. Ottilien im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
15 km südöstlich von Kassel und 7 km nordwestlich von Hessisch Lichtenau
Lage und Verkehrslage
Planmäßige Anlage am Hang des Ottilienberges in bogenförmiger Zeile auf der Bachterrasse. 1 km südwestlich des Ortes auf einem Sporn des Sankt Ottilienberges (Höhe 446) befand sich - bereits im Altkreis Kassel - die namensgebende Kapelle Sankt Ottilien
Siedlungsentwicklung
1699 durch 11 französische Familien aus der Dauphiné und dem Vivarais gegründet.
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen der aufgelösten Gutsbezirke Eiterhagen und Waldau.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Vgl. Sankt Ottilienberg
Historische Namensformen
- Sanct Ilgen (1614) [Eisenträger/Krug, Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, S. 263)
- St. Ottilien (um 1700) [HStAM Bestand 6 b Nr. 780]
- St.Ottilien (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 1]
- St. Ottilienberg (1715)
- St. Ottille (1747)
Bezeichnung der Siedlung
- Kolonie (1699)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Älteste Gemarkungskarte
1838
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3545206, 5676201
UTM: 32 U 545114 5674370
WGS84: 51.218936° N, 9.645977° O
Statistik
Ortskennziffer
633012030
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 102, davon 66 Acker (= 60,78 %), 28 Wiesen (= 27,45 %), - Holzungen
- 1961 (Hektar): 180, davon 54 Wald (= 30.00 %)
Einwohnerstatistik
- 1699: 11 Familien (alle französisch)
- 1767: 23 Familien (davon 4 französisch)
- 1780: 30 Familien (4 französisch), 98 Einwohner
- 1961: 304, davon 287 evangelisch (= 94.41 %), 5 katholisch (= 1.64 %)
- 1970: 345 Einwohner
- 1780: 14 Bauern, 7 Handwerker, davon - mit mehr als 0,5 ha Land, 1 Tagelöhner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1699-1800: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Französische Kanzlei (ursprünglich Französische Kommission, dann Französische Kanzlei, ab 1778 offiziell Französische Justizkanzlei)
- 1800-1803: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Kassel, Kanton Kaufungen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Altkreis
Witzenhausen
Gemeindeentwicklung
Am 1.8.1972 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss von Eschenstruth, Helsa-Wickenrode und Sankt Ottilien zur neuen Gemeinde Helsa.
Gericht
- 1747: Niederes und peinliches Gericht Hessen
- 1807: Friedensgericht Kaufungen
- 1814: Amt Lichtenau
- 1821: Justizamt Lichtenau
- 1867: Amtsgericht Lichtenau
- 1879: Amtsgericht Lichtenau
- 1945: Amtsgericht Witzenhausen
- 1961: Amtsgericht Witzenhausen
Herrschaft
- Bis 1800 unterstand die Kolonie der Französischen Kanzlei der landgräflichen Regierung in Kassel.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1640: Wald, Bach und Teich zu St. Ottilien von Landgräfin Amalia Elisabeth von Hans Meisenbug gekauft. 1650: Genehmigung gemeinsamer Hut für die Gemarkung Eschenstruth und Fürstenhagen im Gehölz durch die Landgräfin.
- 1688: Gleiche Genehmigung für Quentel gegen Bezahlung.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Vgl. Sankt Ottilienberg
Pfarrzugehörigkeit
Jetziger Ort: anfangs zu Kirche Eschenstruth 1732: französische Gemeinde Kassel 1827: Filiale der französisch Gemeinde Kassel 1857: Vikariat von Heisa 1925 und jetzt: Filiale von Eschenstruth
Bekenntniswechsel
1699 Gründung einer französisch-reformierten Gemeinde
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Landkreis Kassel, Bd. II, S. 312-322
- Siegel, Geschichte der Stadt Lichtenau, S. 293 f.
- Zögner, Hugenottendörfer in Nordhessen, S. 181-189
- Vogt, Ansiedlungen französischer Glaubensflüchtlinge, S. 175-179
- Kadell, Hugenotten in Hessen-Kassel
- R. Schmidtmann, Die Kolonien der Réfugiés in Hessen-Kassel und ihre wirtschaftliche Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert In: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 55, 1929
- L. Zögner, Hugenottendörfer in Nordhessen (= Marburger Geographische Schriften. 28) 1966 S. 181-189
- Historisches Ortslexikon Witzenhausen, S. 116
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Sankt Ottilien, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1969_sankt-ottilien-hugenottensiedlung> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/1969