Wellen

Die Lage von Wellen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
4,5 km nordöstlich von Bad Wildungen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrißmerkmalen nördlich der Eder an den Nord-Süd bzw. Ost-West Verbindungsstraßen L 3218 und L 3383. Kirche auf einer Anhöhe am Nordausgang des Dorfes
Ersterwähnung
775 (-786)
Siedlungsentwicklung
1961 wird in Wellen bei Kiesabbauarbeiten ein Menhir gefunden
Historische Namensformen
- Waltunniu, in (775 (-786)) [Kop. Mitte 12. Jahrhundert, Weirich Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld 1,1, Nr. 38(2), Breviarium sancti Lulli, S. 18]
- Waldunna, in (800-850) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, S. 239-240, fol. 145 vb, Nr. 97 = Dronke, Traditiones, S. 39, Capitulum 6, Nr. 97]
- Weldene, in (1209) [Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes, S. 63]
- Weldene, iuxta (1251) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3: Urkunden des Bisthums Paderborn, 1251-1300, S. 280, Nr. 441]
- Weldene, de (1249) [Schunder, Die von Loewenstein, Bd. 2, S. 14, Nr. 7]
- Weldene, in (1255) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 147-148, Nr. 253]
- Wellen (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3512459, 5667808
UTM: 32 U 512380 5665981
WGS84: 51.145146° N, 9.176983° O
Statistik
Ortskennziffer
635009140
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 799, davon 365 Acker (= 45.68 %), 55 Wiesen (= 6.88 %), 319 Holzungen (= 39.92 %)
- 1961 (Hektar): 799, davon 324 Wald (= 40.55 %)
Einwohnerstatistik
- 1620: 42 Häuser
- 1650: 11 Häuser
- 1738: 49 Häuser
- 1770: 54 Häuser, 348 Einwohner
- 1885: 442, davon 432 evangelisch (= 97.74 %), 1 katholisch (= 0.23 %), 9 Juden (= 2.04 %)
- 1895: 433, davon 420 evangelisch (= 97.00 %), 5 katholisch (= 1.15 %), 8 Juden (= 1.85 %)
- 1961: 566, davon 529 evangelisch (= 93.46 %), 30 katholisch (= 5.30 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 775 (-786): Hessengau
- 1478: Grafschaft Waldeck, Amt Wildungen
- 1555: Grafschaft Waldeck, Amt Wildungen
- 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Wildungen
- 1757: Fürstentum Waldeck, Amt Wildungen
- bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Wildungen
- 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
- 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
- 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Eder
- 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Eder
- 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Eder
- 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Waldeck
Gemeindeentwicklung
Seit dem 31.12.1971 ist Wellen Teil der Gemeinde Edertal. Gemeindesitz ist in Giflitz.
Gericht
- 1710: waldeckisches Patrimonialgericht Bergheim
- 1816: Oberjustizamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
- 1850: Kreisgericht Wildungen
- 1868/69: Amtsgericht Wildungen
- 1879: Amtsgericht Niederwildungen
- 1906: Amtsgericht Bad Wildungen
Herrschaft
- 1302 treten die Grafen von Waldeck als Gerichtsherren in Wellen auf, haben 1354 die gräfliche Gulde und 1403 Geschoss und Bede. 1385 versetzt der Graf von Waldeck seinen Hof an die von Felsberg und löst ihn erst 1463 von denen von Meisenbug wieder ein.
- Die Dorfschaft Wellen war zusammen mit den Herren von Wildungen im 16. Jahrhundert Inhaber der Heigermark.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Hersfeld, Kloster Um 800: Stift Hersfeld hat Besitz in Wellen. In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts schenkte Graf Dietrich dem Kloster Fulda u.a. Güter in Wellen.Fritzlar, Petersstift 1209 hat das St. Petersstift in Fritzlar Einkünfte in Wellen. 1255 übertrugen Prior und Konvent des Klosters Breitenau dem Kloster Haina einige Güter zu Wellen.- 1497 belehnt die Gesamtfamilie von Löwenstein und Clauer Heinrich Biermann mit dem Grappengut zu Wellen, das früher Henne Clener, Bürger zu Wildungen, von denen zu Westerburg zu Lehen innehatte.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1260: Pleban
- 1290: Kirchhof
- Mittelalterlicher Kirchbau 1510 niedergebrannt, danach wieder errichtet, 1746 grundlegend renoviert, jedoch 1846 wegen Baufälligkeit abgerissen.
- Heutiger Kirchbau 1846-49 als spätklassizistisch-neuromanischer Saalbau mit Chor und Frontturm errichtet
Pfarrzugehörigkeit
Seit dem Mittelalter Pfarrei ohne Filial, nach Aufhebung der Pfarrei Mandern 1981 gehört Wega als Filialgmeinde zum Kirchspiel Wellen, 1994 auch Anraff.
Patronat
Nachweislich 1453 und bis zur Reformation beim Propst des Stifts Fritzlar, dann bei den Grafen von Waldeck
Diakonische Einrichtungen
1933, 1944 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Wellen v.O. Pfarrarchiv Wellen)
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Grafschaft Waldeck ab 1526.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Johannes Glesener (Vitriarius) vor 1544-1566
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Bergheim
Juden
Die Juden aus Wellen nutzen den Friedhof in Bergheim; zeitweilig wohl eine jüdische Familie im Ort wohnhaft.
Kultur
Schulen
1879 Neubau des Schulhauses
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Wellen. Waldeckische Ortssippenbücher 64
- 1200 Jahre Wellen
- Andrea Grimmell-Hesse, Wellen im Mittelalter
- Schunder, Die von Loewenstein, Bd. 1: Darstellung, S. 148
- Bau- und Kunstdenkmäler Kassel N.F. 4 (Kreis der Eder), S. 312-317
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 246-256
- Nebelsiek, Die evangelischen Geistlichen, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont 35 (1935), S. 75
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 66f
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 449
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Wellen, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1866_wellen> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/1866