Sachsenhausen

Stadt · 360 m über NN  
Gemeinde
Waldeck
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Sachsenhausen
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Stadt

Lagebezug

10 km südöstlich von Korbach

Lage und Verkehrslage

Ehemalige Stadt mit einfachem regelhaftem Grundriss nördlich des Edersees in einer leichten nach Südosten abfallenden Senke. Der alte Stadtkern bildet eine Ellipse, die von einem rippenförmigen Straßennetz durchzogen wird. Kirche in der Stadtmitte auf dem Marktplatz, der als verbreiterter Teil der Hauptstraße (Wildunger Straße) fast die ganze Stadt von Nordost nach Südwest durchzieht. Diese führt als B 485 nordwestlich von Sachsenhausen von der B 251ausgehend weiter nach Bad Wildungen. Die Umgehungsstraße (L 3200) verläuft östlich von Sachsenhausen. Moderne Wohnsiedlungen mit regelhaften Grundrissen im Nordosten und im Südwesten. Bahnhof der Eisenbahnlinie Wabern – Bad Wildungen – Korbach (Inbetriebnahme der Strecke 1.6.1912).

Ersterwähnung

1226

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • opidum (1260)
  • cives (1326)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Älteste Gemarkungskarte

1851/1852

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3500548, 5678866
UTM: 32 U 500474 5677034
WGS84: 51.244677° N, 9.006788° O

Statistik

Ortskennziffer

635021090

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 2375, davon 1344 Acker (= 56.59 %), 233 Wiesen (= 9.81 %), 556 Holzungen (= 23.41 %)
  • 1961 (Hektar): 2486, davon 579 Wald (= 23.29 %)

Einwohnerstatistik

  • 1556: 161 Haushaltungen, 713 Einwohner
  • 1620: 153 Häuser
  • 1650: 81 Häuser
  • 1738: 139 Häuser
  • 1770: 143 Häuser, 806 Einwohner
  • 1885: 954, davon 888 evangelisch (= 93.08 %), 7 katholisch (= 0.73 %), 10 andere Christen (= 1.05 %), 49 Juden (= 5.14 %)
  • 1895: 988, davon 918 evangelisch (= 92.91 %), 10 katholisch (= 1.01 %), 17 andere Christen (= 1.72 %), 43 Juden (= 4.35 %)
  • 1961: 1710, davon 1541 evangelisch (= 90.12 %), 148 katholisch (= 8.65 %)

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1537: Grafschaft Waldeck, Amt Waldeck
  • 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Waldeck
  • 1755/1757: Fürstentum Waldeck, Waldeckische Stadt Sachsenhausen
  • bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Waldeck
  • 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
  • 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Werbe (Sitz in Sachsenhausen)
  • 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Eder
  • 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Eder
  • 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Eder
  • 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis

Waldeck

Gemeindeentwicklung

Am 1.10.1971 Eingliederung der Stadt Sachsenhausen in die Stadt Waldeck. Mit Wirkung vom 1.5.1976 wird der ehem. Wohnplatz Selbach als Stadtteil der Stadt Waldeck benannt.

Gericht

  • 1398: Freistuhl Sachsenhausen
  • 1816: Oberjustizamt Werbe (Sitz in Sachsenhausen)
  • 1850: Kreisgericht Wildungen
  • 1868/69: Amtsgericht Wildungen

Herrschaft

  • Um 1260 bezeichnet Graf Adolf von Waldeck die Stadt als opidum nostrum. 1270 versprechen Ratsherren, Richter und Bürgerschaft der Stadt Sachsenhausen (consules, iudex ac universitas in Sassenhusen) mit Zustimmung (ex consensu Domini nostri) des Grafen Adolf von Waldeck dem Edlen Reinhard von Itter, keinen seiner Leute gegen seinen Willen als Bürger aufzunehmen.
  • 1326 bestätigt Graf Heinrich von Waldeck in Sachsenhausen in Anwesenheit des Pastors eine Urkunde, nach welcher die Brüder Thilemann und Johannes von Itter dem Heinrich von Waldeck die Gerichtsbarkeit in Höringhausen verkauft haben.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • 1226 verleihen die Grafen von Schwalenberg dem Kloster Oberwerbe ihre Holz- und Huderechte in Sachsenhausen. 1302 erhält der Graf von Waldeck Zinsen aus der Stadt. (1332-1344) gehen zwei Mansen vor der Stadt von den Grafen an den Herrn Konrad Bulle und an Konrad Bulle genannt von den Strot zu Lehen.

Zehntverhältnisse

1537/40 befindet sich der Zehnte im Besitz des Johann Kannegießer zu Korbach.

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • 1261: Pleban
  • 1303: Vizepleban
  • 1326: pastor Ecclesie in Sassenhusen
  • 1324: Pfarrer
  • Heute evangelische Kirche Mitte des 13. Jahrhunderts als dreischiffige gewölbte Hallenkirche errichtet
  • Katholische St. Bonifatiuskirche 1960 geweiht

Patrozinien

  • Nikolaus [1542]

Pfarrzugehörigkeit

Mittelalterliche Pfarrei ohne Filiale. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts versieht der Pfarrer auch die Pfarrei Werbe mit der Meierei Alraft und das Gut "Heide". 1994 sind Alraft und Selbach eingepfarrt.

Patronat

1458 wird der Kirchenpatronat in einem Vertrag zwischen den Grafen Otto III. und Wolrad I. letzterem zugesprochen.

Bekenntniswechsel

Einführung der Reformation in der Grafschaft Waldeck ab 1526.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Nicolaus Nauclerus (Schiffmann) vor 1559-1565

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Bergheim

Juden

Statistik: 1802: 4 Familien; 1826: 9 Familien (74 Personen), 1847: 19 Familien (150 Personen; hier die Orte Waldeck, Netze, Bergheim; Niederwerbe und Wirmighausen zugerechnet); 1905: 45; 1925: 26 Juden; 1932/33 keine jüdische Gemeinde mehr im Ort; zuvor gehörte Waldeck zu Sachsenhausen; letzte Jude im Ort verstarb im Januar 1945 Nach 1770 lebten drei jüdische Familien im Ort; 1802 waren es vier Familien; 1874 16 Familien Berufe: (Vieh)Handel und Handwerk Synagoge: Beträume zunächst in Privathäusern (1781; 1786; 1796; 1801; 1812 und 1831 erwähnt); Synagoge (Korbacher Straße) am 1. November 1863 nach dreijähriger Planungs- und Bauzeit geweiht - zweigeschossiger Massivbau, für den u.a. Abbruchmaterial der Stadtmauer genutzt wurde (vermutlich erste Synagoge in Waldeck); 1938 wird die Synagoge noch vor der Reichspogromnacht verkauft. Sie fungierte danach als Baustofflager bzw. Lebensmittelversorgung für das Militär; nach Krieg zur Kirche umgebaut und 1962 letztlich abgerissen. Schule: Religionsschule (Religionslehrer zugleich Vorbeter und Schächter) (vgl. alemannia-judaica) Friedhof: angelegt an der Baumschule in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen

1322 Rector scolarum; im 16. Und 17. Jahrhundert Stadtschule mit ausgebildeten Lehrern; danach Volksschule; 1896 Neubau der Volksschule

Hospitäler

1472 Hospital

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Haupterwerbsquelle Landwirtschaft, daneben Handwerk; 1682 34 Handwerker; bedeutende Bierbrauerei bis Ende des 18. Jahrhunderts; um 1925 Kalkbrennerei, Getreidehandel

Markt

Um 1730: 4 Jahrmärkte (20. März, 24. April, 28. August, 8. September)

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Sachsenhausen, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1709_sachsenhausen> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/1709

Mittelalterliche Stadt-Grundrisse: Sachsenhausen (Waldeck)