Nieder-Waroldern

Die Lage von Nieder-Waroldern im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
10 km nordöstlich von Korbach
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss und größeren Hofanlagen im Tal der Wilde, auf die hier die Bicke von Südosten trifft. Besiedlung entlang der L 3118 von Freienhagen nach Bad Arolsen und der L 3083 von Korbach nach Freienhagen. Kirche in zentraler Lage
Weitere Namen
Vorbemerkung Historische Namensformen
Bei den älteren Belegen ohne Bestimmungswort Nieder- ist unklar, ob sie hierauf oder auf Ober-Waroldern zu beziehen sind.
Historische Namensformen
- Waranlundrun, in (1084-88) [Zuordnung umstritten Mainzer Urkundenbuch 1, S. 270-271, Nr. 371]
- Warolderon, in; Waroldoron, in (1126) [Regesta historiae Westfaliae 2: Vom Jahre 1126 bis 1200, Urkundenbuch, S. 4-5, Nr. 198 = Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 255-259, U. 8]
- Warelderen, in (1107-1128) [Abschrift 15. Jahrhundert, Registrum Erkenberti Corbeiensis Abbatis, in: Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 230 § 23]
- Waroldern, in (1182) [Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 52-53, Nr. 136]
- Werlium (1184) [Kopiar 16. Jahrhundert, Urkunden der Propstei Marsberg, S. 114, Nr. 173]
- nedern Warolderen, in (1332-1344) [Urkunden zur Geschichte der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont, bearb. von Louis Curtze, o.J., Exemplar in der Dienstbibliothek des Hessischen Staatsarchivs Marburg, S. 39-50, Nr. 31]
- inferiori Warolderen, in (1347) [Urkunden der Propstei Marsberg, S. 114, Nr. 173]
- Niddern Warolderen (1537) [HStAM Bestand 127 Nr. 3]
- N. Waroldern (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Bezeichnung der Siedlung
- villula (1182)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Brudermühle
- Burgmühle
- Nieder-Waroldern (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3500723, 5685867
UTM: 32 U 500649 5684033
WGS84: 51.307605° N, 9.009308° O
Statistik
Ortskennziffer
635018050
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 757, davon 448 Acker (= 59.18 %), 45 Wiesen (= 5.94 %), 241 Holzungen (= 31.84 %)
- 1961 (Hektar): 756, davon 271 Wald (= 35.85 %)
Einwohnerstatistik
- 1541: 19 Häuser
- 1738: 24 Häuser
- 1770: 36 Häuser, 239 Einwohner
- 1885: 289, davon 285 evangelisch (= 98.62 %), 0 katholisch, 4 Juden (= 1.38 %)
- 1895: 317, davon 306 evangelisch (= 96.53 %), 7 katholisch (= 2.21 %), 4 Juden (= 1.26 %)
- 1961: 331, davon 307 evangelisch (= 92.75 %), 21 katholisch (= 6.34 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1537: Grafschaft Waldeck, Amt Landau
- 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Landau
- 1755: Fürstentum Waldeck, Amt Landau
- bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Landau
- 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Diemel (Sitz in Arolsen)
- 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Twiste (Sitz in Arolsen)
- 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Twiste (Sitz bis 1857 in Mengeringhausen, dann in Arolsen)
- 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Twiste
- 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Twiste
- 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Waldeck
Gemeindeentwicklung
Seit dem 31.12.1971 ist Nieder-Waroldern Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Twistetal, deren Gemeindeverwaltung sich in Twiste befindet.
Gericht
- 1537: Freigericht Mengeringhausen
- 1816: Oberjustizamt der Twiste (Sitz in Arolsen)
- 1850: Kreisgericht Arolsen
- 1868/69: Amtsgericht Arolsen
Herrschaft
- Die herrschaftlichen Verhältnisse im Dorf sind maßgeblich von den Inhabern der Burg Nieder-Waroldern bestimmt, die diese von den Grafen von Waldeck als Lehen oder Pfandobjekt innehaben.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1084/88 bestätigt der Mainzer Erzbischof Wezelo dem Kloster Hasungen die Schenkung zweier Mansen in Nieder-Waroldern durch einen frommen Laien.
- Zur Zeit des Abtes Erkenbert (1107-1128) verzeichnet die Reichsabtei Corvey 3 Hufen in Nieder-Waroldern, die der Propstei Marsberg zugewiesen sind. 1347 hat der Knappe Heinrich von Twern den Hof der Propstei Marsberg in Nieder-Waroldern zu Erbzinsrecht inne.
- 1182 bestätigt Papst Lucius III. dem Kloster Arolsen seine Besitzungen u.a. in Nieder-Waroldern.
- 1483 belehnt der Kölner Erzbischof Hermann IV. den Werner Holzaldel von Nassenfurt mit einem Hof in Nieder-Waroldern.
Zehntverhältnisse
Mitte des 14. Jahrhunderts ist der Zehnte von den Grafen von Waldeck an Heinrich von Twern als Lehen augetan.
1537 gehört eine Hälfte des Zehnten Adrian von Zertzen, die andere Hälfte denen von Boyneburg als waldeckisches Lehen.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Schlichter langgestreckter Saalbau des 14. Jahrhunderts, dessen mittelalterlicher Kern 1731 in Fachwerk erweitert und 1822/23 nach Osten verlängert wird
Pfarrzugehörigkeit
Ursprünglich Filial von Dehringhausen, seit 1540 ist Nieder-Waroldern Sitz der Pfarrei. Nach 1823 nicht mehr besetzt, wird die Stelle 1828 aufgelöst und der Nieder-Warodern als Filialgemeinde mit Ober-Waroldern vereinigt, der Filialort Dehringhausen mit Freienhagen.
Patronat
1540 besitzen die von Boyneburg das Patronatsrecht, dann die Grafen von Waldeck.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Grafschaft Waldeck ab 1526.
Erster evangelischer Pfarrer: Hermann Kernekamp(f) 1535-1540
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Bistum Paderborn, Archidiakonat Horhausen (Niedermarsberg)
Juden
Zwischen 1870-1875 lebte eine jüdische Familie in Nieder-Waroldern, die vermutlich zur Gemeinde Höringhausen gehörte.
Kultur
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Bau- und Kunstdenkmäler Kassel N.F. 2 (Kreis der Twiste), S. 199-203,
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 199-206,
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 126
- Baum, Die evangelischen Geistlichen, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont 39 (1939), S. 86
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 379
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Nieder-Waroldern, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1664_nieder-waroldern> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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