Mengeringhausen

Stadt · 288 m über NN  
Gemeinde
Bad Arolsen
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Mengeringhausen
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Stadt

Lagebezug

3 km südwestlich von Bad Arolsen

Lage und Verkehrslage

Mehrgliedrige Stadt mit regelhaften Grundrissmerkmalen im hügeligen Hochland zwischen Diemel und Twiste. Südlich des alten Siedlungskerns fliesst die Aar. Evangelische Pfarrkirche in zentraler Lage am Markt, katholische Pfarrkirche im Südosten auf dem Schurrenberg. Burg Mengeringhausen südwestlich der Altstadt. Moderne Siedlungsentwicklung im Westen unterhalb des Weinberg, im Norden und Nordosten sowie Südlich und südöstlich der Aar. Im Osten verläuft die B 252 (Frankenberg-Korbach-Bad Arolsen), die bis Ende der 1980er Jahre durch die Stadt führte. Vgl. Siedlungsentwicklung Bahnhof der Eisenbahnlinie Warburg – Korbach ("Twistetalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 15.8.1893).

Ersterwähnung

1234

Siedlungsentwicklung

Ursprünglich Doppelstadt, bestehend aus der Alt- und Neustadt. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts Entwicklung im Umfeld der Kirche. Ursprünglich endete die Stadt im Westen hinter der westlichen Bebauung der Nicolaistraße. Spätestens ab 1376 entstand westlich der Altstadt eine Neustadt, die zunächst durch eine Mauer getrennt waren. Um 1500 erfolgte der endgültige Zusammenschluss. Bis ins 19. Jahrhundert verfügte die Stadt über vier Tore, deren Lage heute nur noch im Stadtgrundriss ablesbar ist. Obertor im Norden und Niedertor im Osten führten in die Altstadt, Lünnentor im Norden und Burgtor im Süden in die Neustadt.

Vorbemerkung Historische Namensformen

Osterhosen, de (1276) [Urkunden Kloster Wormeln, S. 47, Nr. 10]

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Burgen und Befestigungen

Älteste Gemarkungskarte

1854

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3499248, 5692306
UTM: 32 U 499174 5690469
WGS84: 51.365481° N, 8.988141° O

Statistik

Ortskennziffer

635002080

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 2010, davon 951 Acker (= 47.31 %), 140 Wiesen (= 6.97 %), 722 Holzungen (= 35.92 %)
  • 1961 (Hektar): 2006, davon 765 Wald (= 38.14 %)

Einwohnerstatistik

  • 1620: 240 Häuser
  • 1650: 139 Häuser
  • 1738: 230 Häuser
  • 1770: 264 Häuser, 1102 Einwohner
  • 1885: 1329, davon 1262 evangelisch (= 94.96 %), 33 katholisch (= 2.48 %), 9 andere Christen (= 0.68 %), 25 Juden (= 1.88 %)
  • 1895: 1442, davon 1361 evangelisch (= 94.38 %), 45 katholisch (= 3.12 %), 7 andere Christen (= 0.49 %), 29 Juden (= 2.01 %)
  • 1961: 2419, davon 1977 evangelisch (= 81.73 %), 367 katholisch (= 15.17 %)

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1239: Grafschaft Everstein, Gericht Donnersberg
  • 1537: Grafschaft Waldeck, Amt Mengeringhausen
  • 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Arolsen
  • bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Arolsen
  • 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Diemel (Sitz in Arolsen)
  • 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Twiste (Sitz in Arolsen)
  • 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Twiste (Sitz bis 1857 in Mengeringhausen, dann in Arolsen)
  • 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Twiste
  • 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Twiste
  • 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis

Waldeck

Gemeindeentwicklung

Am 1.1.1974 als Stadtteil in die Stadt Arolsen eingemeindet.

Gericht

  • 1239: Gericht Donnersberg der Grafen von Everstein
  • 1537: Freigericht Mengeringhausen
  • 1816: Stadtgericht Mengeringhausen
  • 1850: Kreisgericht Arolsen
  • 1868/69: Amtsgericht Arolsen

Herrschaft

  • 1239 liegt Mengeringhausen in der Grafschaft Everstein, 1270 wird Eckbert Spiegel Burgmann in der gräflich-waldeckischen Burg. 1299 erhält Graf Otto I. von Waldeck einen Zins aus seiner Stadt Mengerinhausen. 1339 verschreibt Graf Heinrich IV. von Waldeck seiner Schwiegertochter Mechthild von Braunschweig zur Leibzucht Burg und Stadt Rhoden mit Renten, u.a. aus seiner Bede und Gulde zu Mengeringhausen 82 Mark. Bis 1382 hat der Graf von Waldeck einen Freihof in der Altstadt, den er in diesem Jahr den Bürgern der Altstadt verkauft. 1392 übergibt Graf Adolf III. der Altstadt das Befestigungsrecht. 1397 versetzt Graf Adolf u.a. Mengerichhausen seinem Bruder Heinrich VII.
  • 1276 werden ein Bürgermeister (proconsul) und sechs Ratsleute (consules) namentlich genannt, die Stadt führt ein eigenes Siegel. 1299 ist die Rede von der universitas opidanorum in Mengeringhausen. 1313 werden Richter, Bürgermeister und Rat zu Mengeringhausen erwähnt.
  • Alt- und Neustadt zunächst getrennt verwaltet, 1433 wird in einem Vertrag die Vereinigung beschlossen, jedoch 1447 wieder aufgehoben. Um 1500 endgültige Zusammenlegung, 1501 erlassen Bürgermeister, Rat und Gemeinde Statuten

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • 1234 bekundet Graf Adolf von Waldeck, dass das Kloster Arolsen Güter in Mengeringhausen erworben hat.

Zehntverhältnisse

In einem im 13. Jahrhundert in den Liber vitae der Abtei Corvey eingetragenen Verzeichnis wird Mengeringhausen als Zehntbesitz der Abtei aufgeführt. 1480 gehört der Zehnte vor dem Schloss den Grafen von Waldeck.

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • 1281: plebanus
  • 1347: Kirche durch Brand zerstört
  • 1347-1423: Kirchneubau. Dreischiffige gotische Hallenkirche, umfassende Instandsetzung 1663, Innenrenovierung 1928/29 und 1963; Restaurierung 2001-2005
  • 1966-68: Katholische Pfarrkirche

Patrozinien

Pfarrzugehörigkeit

Bereits die mittelalterliche Pfarrstelle ohne Filialorte. Diakonatsstelle 1674 errichtet, 1873 aufgehoben.

Patronat

Der Patronat gelangt von den Grafen von Everstein an das Kloster Arolsen und fällt nach dessen Aufhebung 1526 an die Grafen von Waldeck.

Klöster

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Rötger (Rothgerus) Reinekerken (Rüdiger Reinkirch) 1529-1550

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Bistum Paderborn, Archidiakonat Horhausen (Niedermarsberg)

Juden

Provinzial-Rabbinat Marburg Statistik: 1905: 33 Juden; 1932/33: 23 Juden (1,53% Gesamtbevölkerung), lt. Städtebuch: 1900: 21; 1920: 17; 1938: 8 Juden. Im 16. Jahrhundert Flurbezeichnung "Am (beim) Judenkirchhof, für Grundstück beim Burgtor. Ersterwähnung von Juden aber erst im 18. Jahrhundert. Erst Schutzbriefe 1767, bis 1769 ein Schutz- und Handelsjude, 1770 2; 1772 3, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts vier oder fünf jüdische Familien im Ort (1802: 4 bzw. 1826: 3 Familien (19 Personen); 1847: 4 Familien (21 Personen). Nach 1933 verstärkte Ab-und Auswanderung. 1932/33 sind 4 Kinder im Religionsunterricht. Juden seit Mitte des 18. Jahrhunderts besonders im Textil-, Düngemittel-, Frucht-, Tierfell- und Kolonialwarenhandel tätig. Synagoge: Raum des Hauses Hintere Straße 20. Verkauft 1935/36. Seit 1933 kamen auch Juden aus Arolsen hierher zum Gottesdienst. Friedhof vorhanden, ev. schon 16 Jahrhundert (Flurbezeichnung s.o.), heutiger Friedhof in der Weigelstraße (bei der Schule/Tennisplatz) vor 1850 angelegt. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen

1586 Gründung einer Schule; 1587 Bereitstellung von Einkünften für die Schulen zu Wildungen und Mengeringhausen; 1841 neues Schulhaus
1889 Landwirtschaftsschule
1926 sechsklassige Volksschule

Hospitäler

1569 Brand des Siechenhauses, 1588 Neubau
1538 Hospital im Kloster Leiborn

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

1537 gehörten zum Amt Mengeringhausen Twiste, Mühlhausen, Frederinghausen, Ortsiegen, Vasbeck, Wirmighausen, Rocklinghausen, Massenhausen und der Hof Cappel. 1538 werden zudem Gembeck und Erlinghausen genannt. Amtsstadt bis 1729 Garnisonssitz Auf dem Hagen

Land- und Viehwirtschaft, Ackerbürgerstadt; Zünfte und Gilden
Zementwarenfabrik

Mühlen

1332 hat der Graf von Waldeck eine Mühle vor dem dor und eine in der Stat zu Mengeringhausen, 1485 sind es drei Mühlen, 1537 vier.
Hafersackmühle (später Knollsche Mühle) "Auf dem Mühlenwasser", 1 Mahlgang (oberschlächtig); ursprünglich herrschaftliche Mühle, die 1857 in Privatbesitz übergeht. Seit 1966 nicht mehr in Betrieb
Untere Tor Mühle (Ashauersche Mühle)

Markt

1315 und 1391 Marktrecht

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Mengeringhausen, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1648_mengeringhausen> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/1648