Mehlen

Die Lage von Mehlen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5 km nordwestlich von Bad Wildungen
Lage und Verkehrslage
Dorf mit einfachem, regelmäßigem Grundriß am Ostrand des Edersees, dessen Siedlungsverlauf sich im älteren Ortsbereich südlich der Eder im Wesentlichen der Bundesstraße 485 (von Waldeck-Sachsenshausen nach Bad Zweesten) anpasst. Nördlich der Eder Wohnsiedlung „Lieschensruh“, bei der die Netze in die Eder mündet.
Ersterwähnung
850
Vorbemerkung Historische Namensformen
Die frühen Belege aus der fuldischen Überlieferung sind vermutich auf Mehlen und nicht auf Hillenhain im Südosten der Gemarkung Hundshausen (7 km nordwestlich von Treysa) zu beziehen
Historische Namensformen
- Mehilina (850) [9. Jahrhundert, 1607 Edition des verlorenen fuldischen Cartulars, Dronke, Codex diplomaticus Fuldensis, S. 251-252, Nr. 559]
- Mehiline (9. Jahrhundert) [Kopiar um 1160, auf den Beleg von 850 zurückzuführen: Codex Eberhardi 1, fol. 148 va, S. 246 = Dronke, Traditiones, S. 42, Capitulum 6, Nr. 154]
- Mehelu, in (1084-88) [Mainzer Urkundenbuch 1, S. 270-271, Nr. 371]
- Mehele, in (1209) [Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes, S. 62, Demandt, Chorherrenstift St. Peter zu Fritzlar, S. 302]
- Mehele (1233) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 54, Nr. 76]
- Mehele, in (1240/41) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 80, Nr. 126]
- Melen, in (1300) [Kopiar Westfälisches Urkundenbuch 4,3: Urkunden des Bisthums Paderborn, 1251-1300, Nachträge S. 1199, Nr. 2600a]
- Mehlen (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Bezeichnung der Siedlung
- locum et villa (850)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Lieschensruh
- Dünkelburg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3507481, 5669965
UTM: 32 U 507404 5668137
WGS84: 51.164621° N, 9.105891° O
Statistik
Ortskennziffer
635009130
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 597, davon 342 Acker (= 57.29 %), 17 Wiesen (= 2.85 %), 120 Holzungen (= 20.10 %)
- 1961 (Hektar): 598, davon 107 Wald (= 17.89 %)
Einwohnerstatistik
- 1541: 18 Häuser
- 1620: 30 Häuser
- 1650: 14 Häuser
- 1738: 26 Häuser
- 1770: 36 Häuser, 230 Einwohner
- 1885: 298, davon 294 evangelisch (= 98.66 %), 1 katholisch (= 0.34 %), 3 Juden (= 1.01 %)
- 1895: 296, davon 291 evangelisch (= 98.31 %), 2 katholisch (= 0.68 %), 3 Juden (= 1.01 %)
- 1961: 471, davon 431 evangelisch (= 91.51 %), 36 katholisch (= 7.64 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 850: in provincia quam Hessi inhabitant
- 1487: Grafschaft Waldeck, Amt Waldeck
- 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Waldeck
- 1757: Fürstentum Waldeck, Amt Waldeck
- bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Waldeck
- 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
- 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Werbe (Sitz in Sachsenhausen)
- 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Eder
- 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Eder
- 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Eder
- 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Waldeck
Gemeindeentwicklung
Seit dem 31.12.1971 ist Mehlen Teil der Gemeinde Edertal. Gemeindesitz ist in Giflitz.
Gericht
- 1816: Oberjustizamt der Eder (Sitz in Wildungen)
- 1850: Kreisgericht Wildungen
- 1868/69: Amtsgericht Wildungen
- 1879: Amtsgericht Niederwildungen
- 1906: Amtsgericht Bad Wildungen
Herrschaft
- Im 14. Jahrhundert gelingt es den Grafen von Waldeck, sich gegenüber konkurrierenden Ansprüchen durchzusetzen. 1300 erwerben sie Eigenleute vom Ritter Volpert von Viermünden. 1403 wird von dem gräflichen Dorf Mehlen gesprochen.
- 1695 richtet Graf Christian Ludwig von Waldeck für seinen zweitgeborenen Sohn ein Paragium, also einen Besitz mit eingeschränkter Landeshoheit, aus den Dörfern Bergheim, Königshagen und Mehlen ein, dessen Sitz Schloss Bergheim wird. Die Linie nennt sich seit 1778 Grafen von Waldeck und Pyrmont in Bergheim.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 850 überträgt Gozmar dem Kloster Fulda seinen Besitz in Mehlen. 1084/88 bestätigt der Mainzer Erzbischof Wezelo dem Kloster Hasungen die Schenkung eines mansus in Mehlen durch einen frommen Laien.
- 1209 hat das St. Petersstift in Fritzlar Einkünfte in Mehlen.
- 1233 schenkt die Witwe Isentrud von Mehlen eine Hufe im Dorf dem Kloster Haina zu ihrem Seelenheil. 1240/41 überlässt Graf Gozmar von Ziegenhain dem Kloster Haina gegen Zahlung einer Summe Geldes zu seinem und seiner Eltern Seelenheil u.a Güter in Mehlen. Haina erwirbt in der Folge weiteren Besitz u.a. aus den Händen der Löwensteiner (Westerburger bzw. Schweinsberger Linien).
- Der Konvent des Klosters Merxshausen verkauft 1284 an Kloster Netze eine Hufe in Mehlen.
- 1303 schenkt Werner von Westerburg dem Kloster Berich ein halbe Hufe in Mehlen.
Zehntverhältnisse
1403 überlässt Graf Heinrich VII. von Waldeck dem Offizial von Fritzlar den Rottzehnten ( HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 1450). Noch 1537 gehört der Feldzehnte der Fritzlarer Küsterei.
Ortsadel
1233
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Saalkirche mit quadratischem Nordturm 1798 errichet
Pfarrzugehörigkeit
1595 und später gehört Mehlen als Filial zum Kirchspiel Affoldern
Bekenntniswechsel
Da Filial von Affoldern, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Affolderner Pfarrer Hermann Hane ab 1526.
Juden
Die Juden aus Mehlen nutzen den Friedhof in Bergheim.
Kultur
Schulen
1885 schlechter Zustand des Schulgebäudes
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Schunder, Die von Loewenstein, Bd. 1: Darstellung, S. 123
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 238-245
- Bau- und Kunstdenkmäler Kassel N.F. 4 (Kreis der Eder), S. 233-236
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 159
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 66f
- Curtze, Fürstenthum Waldeck, S. 660
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Mehlen, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1645_mehlen> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/1645