Mandern

Die Lage von Mandern im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5,5 km nordöstlich von Bad Wildungen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrißmerkmalen und geringer Siedlungsdichte südlich der Eder an der B 253 von Bad Wildungen nach Fritzlar. Kirche am Südrand in erhöhter Lage. Bahnhof der Eisenbahnlinie Wabern – Bad Wildungen – Korbach (Inbetriebnahme der Strecke 15.7.1884).
Ersterwähnung
(800-850)
Historische Namensformen
- Mandrun, in (800-850) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, S. 239-240, fol. 145 vb, Nr. 97 = Dronke, Traditiones, S. 39, Capitulum 6, Nr. 97]
- Manderen, in (1209) [Karl E. Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde , 61 (1936), S. 35-120, hier S. 97]
- Manderin, de (1215) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 13-16, Nr. 13]
- Mandern, de (1219) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 511-512, Nr. 1378]
- Mandren, de (1235) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 60-61, Nr. 88]
- Manderen, in (1240) [HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 8303]
- Manderen, in (1253) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3, S. 321-322, Nr. 532]
- Mandirn, zu (1333) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2, S. 428-429, Nr. 589]
- Mangern (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 6]
- Mandern (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Kesselburg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3514108, 5665696
UTM: 32 U 514028 5663870
WGS84: 51.126124° N, 9.200465° O
Statistik
Ortskennziffer
635003090
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 820, davon 369 Acker (= 45.00 %), 57 Wiesen (= 6.95 %), 294 Holzungen (= 35.85 %)
- 1961 (Hektar): 819, davon 296 Wald (= 36.14 %)
Einwohnerstatistik
- 1618: 38 Häuser
- 1648: 10 Häuser
- 1738: 43 Wohnhäuser
- 1770: 49 Häuser, 294 Einwohner
- 1885: 520, davon 488 evangelisch (= 93.85 %), 11 katholisch (= 2.12 %), 1 andere Christen (= 0.19 %), 20 Juden (= 3.85 %)
- 1895: 438, davon 417 evangelisch (= 95.21 %), 5 katholisch (= 1.14 %), 1 andere Christen (= 0.23 %), 14 Juden (= 3.20 %), 1 andere (= 0.23 %)
- 1961: 600, davon 518 evangelisch (= 86.33 %), 78 katholisch (= 13.00 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1478: Grafschaft Waldeck, Amt Wildungen
- 1555: Grafschaft Waldeck, Amt Wildungen
- 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Wildungen
- 1757: Fürstentum Waldeck, Amt Wildungen
- bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Wildungen
- 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
- 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
- 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Eder
- 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Eder
- 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Eder
- 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Waldeck
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 als Stadtteil in die Stadt Bad Wildungen eingemeindet.
Gericht
- 1253: Waldeckisches Gericht in Maden
- 1287: entscheidet der Graf von Waldeck über ein Gut des Klosters Berich in Mandern
- 1332 und 1344: ist Thylemann von Uschlag von Graf Otto II. von Waldeck mit dem Untergericht belehnt
- 1816: Oberjustizamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
- 1850: Kreisgericht Wildungen
- 1868/69: Amtsgericht Wildungen
- 1879: Amtsgericht Niederwildungen
- 1906: Amtsgericht Bad Wildungen
Herrschaft
- Die Mitte des 13. Jahrhunderts durch ihre richterliche Funktion dokumentierte herrschaftliche Position der Grafen von Waldeck in Mandern verliert in der Folge an Kontur und wird erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts durch Veräußerungen und Verpfändungen erkennbar.
- 1463 bekennt Walrave, Graf von Waldeck, dass er an Gerlach Meisenbug und seine Frau Else 14 Gulden jährlicher Rente aus den Gefällen zu Mandern für 200 rheinische Gulden unter dem Vorbehalt der Wiedereinlösung verkauft hat (HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 11106).
- 1473 verkaufen Walrave und Philipp, Grafen von Waldeck, wiederkäuflich an Kurt von Büren, Domherrn in Fritzlar, 14 Gulden jährlich aus Mandern für 200 Gulden (HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 3137). Die Pfandschaft wird 1504 gelöst.
- 1555 verschreibt Graf Samuel von Waldeck den Altaristen des Stifts Fritzlar sein Dorf Mandern für 400 Goldgulden (HStAM Bestand Urk. 74 Nr. 1253).
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts schenkt Graf Dietrich dem Kloster Fulda u.a. Güter in Mandern. 1240 überträgt der Ritter Tammo von Beltershausen seinen Hof mit Kapelle dem Kloster Berich. 1254 bekundet Konrad von Elben, dass der Edle Herbert von Wichdorf seine Güter zwei Hufen mit allem Zubehör in Madern, zu seinem und seiner Vorfahren Heil dem Kloster Haina übertragen habe. 1277 verkauft das Kloster Berich dem Stift Fritzlar drei Hufen in Mandern.
- 1290 teilt das Deutschordenshaus in Marburg mit dem Ordenskomtur Konrad von Mandern, dem Sohn Konrads und der Walpurgis zu Fritzlar, die Hinterlassenschaft seiner verstorbenen Eltern. Im Jahr darauf erwirbt der Orden eine Hube zu Mandern von Volkmar Grebe und Konrad Walpurgis. 1333 tauscht Graf Heinrich von Waldeck mit dem Deutschen Orden Güter in Dorf Wildungen gegen solche zu Mandern.
- 1463 gehören Graf Wolrad I. von Waldeck Bede und Gefälle zu Mandern, 1533 haben die Grafen auch die Fischereirechte zumindest pachtweise inne.
Zehntverhältnisse
1209 und 1310 hat das Petersstift Fritzlar Zehnteinkünfte in Mandern.
1366 müssen die Grafen von Waldeck den Rottzehnten in der Mark Mandern ausdrücklich dem Stift Fritzlar zugestehen. 1484 ist der Zehnte im Besitz der Grafen von Waldeck.
Ortsadel
1219 nachweisbar
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1240: capella
- Saakirche mit Rechteckchor und Dachreiter aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, Schiff nach Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg in Fachwerk wiederhergestellt
Patrozinien
- Maria [1253]
- Katharina
Pfarrzugehörigkeit
Seit 1335 bis Reformationszeit zur hessischen Pfarrei Büraberg gehörig. 1544 Errichtung einer neuen Pfarrei, zu der mit Unterbrechungen Wega und Wenzigerode gehören. Mandern wird 1981 nach Aufhebung der dortigen Pfarrstelle mit Bad Wildungen verbunden und erhält den Status einer Vikariatsgemeinde. Die Kirchengemeinde Wenzigerode wird schon 1961 nach Bad Zwesten umgegliedert, 1981 Wega nach Wellen.
Patronat
Die Kapelle gehört 1253 dem Kloster Berich, das sie u.a. 1275 dem Geistlichen Wiegand von Giflitz übergibt. 1470 übt das Peterstift in Fritzlar das Patronatsrecht aus. Mit der Einziehung der Klostergüter in der Reformation fällt auch die Verfügungsgewalt über die Kapelle an die Grafen von Waldeck.
Diakonische Einrichtungen
1913 richten Diakonissen aus dem Mutterhaus Arolsen eine Gemeindestation ein (Kurhessen und Waldeck im 19. Jahrhundert, S. 321); 1913 - 1924, 1932 - 1933, 1940 - 1951, 1960 - 1973 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Mandern v.O. Pfarrarchiv Mandern)
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Conradus Scheffer 1544-1562(?)
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar
Juden
1802: 1 Familie; 1826: 2 Familien (10 Personen); später zu Züschen gehörig 1905: 14 Juden, zu dieser Zeit wohl zu Waldeck gehörig. Mitte des 17. Jahrhundert gingen sie in den Gottesdienst in Ungedanken.
Kultur
Schulen
1851 Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
1250 bekundet Graf Bertold von Ziegenhain, dass Volpert Schwerzel auf seine Anrechte an die Fischerei in Mandern zu Gunsten des Klosters Berich verzichtet habe (HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 8306). Die Fischereirechte an der Eder werden 1561, 1576 und 1589 durch Verträge zwischen dem St. Petristift Fritzlar und der Grafschaft Waldeck geregelt.
Nachweise
Literatur
- Mandern, Waldeckische Ortssippenbücher 40
- Bau- und Kunstdenkmäler Kassel N.F. 4 (Kreis der Eder), S. 227-232
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 246-256
- Nebelsiek, Die evangelischen Geistlichen, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont 35 (1935), S. 53
- Berbüsse, Geschichte der Juden in Waldeck. Emanzipation und Antisemitismus vor 1900, S. 41
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 192
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 315
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Mandern, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1640_mandern> (aufgerufen am 25.11.2025)
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