Helsen

Die Lage von Helsen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
1500 m nördlich von Bad Arolsen
Lage und Verkehrslage
Ursprünglich geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss im Talkessel der Bicke. Kirche in zentraler Lage westlich der Hauptstrasse (Prof.-Bier-Straße). Durch den Ort führt die Straße Korbach-Rhoden (B 252). Zunehmende Verschmelzung mit der Stadt Bad Arolsen, von dem Helsen vor allem durch die Bahnlinie getrennt wird.
Ersterwähnung
(826-876)
Siedlungsentwicklung
1504 wird Helsen als Wüstung bezeichnet und auf Veranlassung der Grünberger Antoniter mit sieben Familien neu besiedelt.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Der Beleg in den Corveyer Traditionen wird, allerdings mit geringerer Wahrscheinlichkeit, in der Literatur auch auf Elsen (4 km westlich von Paderborn) bezogen (Schütte, Mönchslisten, S. 187). Bei dem Beleg zu 1182 muss offen bleiben, ob es sich um eine Namensform von Helsen oder um einen separaten Siedlungsplatz Horlsem handelt.
Historische Namensformen
- Heliso, in (826-876) [Abschrift 15. Jahrhundert Traditiones Corbeienses S. 117, § 200, vgl. Schütte, Mönchslisten, S. 187]
- Helsen, in (1058) [Abschrift 12. Jahrhundert, Westfälisches Urkundenbuch, Additamenta bearb. von Roger Wilmans, S. 18, Nr. 17]
- Helsen (1146) [Kop. 14./15. Jahrhundert Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 19-20, Nr. 54]
- Horlsem, in (1182) [Abschrift 16. Jahrhundert Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 52-53, Nr. 136]
- Hilsen, in (1239) [Varnhagen, Grundlage der waldeckischen Landes- und Regentengeschichte, Urkundenbuch, S. 74-78, Nr. 28]
- Helsen, in (1257) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3, S. 396-397, Nr. 726]
- Helsen, in (13. Jahrhundert) [Verzeichnis von Zehnt-Einkünften der Abtei Corvey, in: Liber vitae der Abtei Corvey, Bd. 1, S. 113, i.5]
- Helssin (1493) [Klosterarchive 7: Die oberhessischen Klöster 3,1, S. 456, Nr. 641]
- Helssen (1504) [HStAM Bestand 133 f Nr. Arolsen 1, S. 33-36]
- Helsen (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Bezeichnung der Siedlung
- villula (1182)
- Westenunge (1504)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Blaue Mühle
- Fischhaus
- Helserhöhe
- Horlsem
- Horselmühle
- Langenhagen
- Luisenthal
- Wengeringhausen
- Helsen (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Schloss Louisenthal (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1886
Älteste Gemarkungskarte
1855
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3500568, 5695019
UTM: 32 U 500494 5693181
WGS84: 51.389867° N, 9.007099° O
Statistik
Ortskennziffer
635002040
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 1432, davon 428 Acker (= 29.89 %), 119 Wiesen (= 8.31 %), 797 Holzungen (= 55.66 %)
- 1961 (Hektar): 1396, davon 905 Wald (= 64.83 %)
Einwohnerstatistik
- 1620: 55 Häuser
- 1650: 32 Häuser
- 1738: 69 Häuser
- 1770: 110 Häuser, 620 Einwohner
- 1885: 823, davon 772 evangelisch (= 93.80 %), 22 katholisch (= 2.67 %), 1 andere Christen (= 0.12 %), 28 Juden (= 3.40 %)
- 1895: 820, davon 734 evangelisch (= 89.51 %), 64 katholisch (= 7.80 %), 22 Juden (= 2.68 %)
- 1961: 1545, davon 1195 evangelisch (= 77.35 %), 303 katholisch (= 19.61 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1182: Klostervogtei Arolsen
- 1239: Grafschaft Everstein, Gericht Donnersberg
- 1537: Grafschaft Waldeck, Amt Arolsen
- 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Arolsen
- 1755/57: Fürstentum Waldeck, Amt Arolsen
- bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Arolsen
- 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Diemel (Sitz in Arolsen)
- 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Twiste (Sitz in Arolsen)
- 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Twiste (Sitz bis 1857 in Mengeringhausen, dann in Arolsen)
- 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Twiste
- 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Twiste
- 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Waldeck
Gemeindeentwicklung
Am 31. 12.1970 als Stadtteil in die Stadt Arolsen eingemeindet.
Gericht
- 1537: Freigericht Mengeringhausen
- 1816: Oberjustizamt der Twiste (Sitz in Arolsen)
- 1850: Kreisgericht Arolsen
- 1868/69: Amtsgericht Arolsen
Herrschaft
- 1182 bestätigt Papst Lucius III. dem Kloster Arolsen seine Besitzungen u.a. in Helsen. 1239 erhält das Kloster von Graf Otto V. von Everstein in dessen Grafschaft Donnerberg liegende Güter in Helsen. 1270 hat der Graf von Waldeck Helsen in Pfandbesitz, doch entgleitet es dem Hause in der Folge wieder.
- 1356 bekennt der Propst von Kloster Arolsen gegenüber Werner und Heinrich von Gudenberg als Lehnherren, dass Johann, Tristram und Kurt von Helsen ihre dort gelegenen Güter dem Kloster verkauft haben und bestätigt das Rückkaufrecht. 1377 kauft Kloster Arolsen von den Adligen von Helsen das Dorf mit Vogtei, Gericht, Dienst, Kottstätten usw.
- Mit der Aufhebung des wirtschaftlich ruinierten Augustinerinnenklosters Arolsen 1493 fällt auch deren Besitz in Helsen an die bereits an mehreren Orten in Waldeck begüterten Antoniter aus dem Ordenshaus in Grünberg.
- Nach der endgültigen Auflösung des Klosters Arolsen 1526 gelangt dessen Besitz in Helsen an die Grafen von Waldeck. 1537 ist Helsen mit aller Obrigkeit zum Haus Aroldessen und damit zur Grafschaft Waldeck gehörig.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Im 9. Jahrhundert wird Helsen im Corveyer Güterregister erwähnt. 1058 übergibt der Paderborner Bischof Imadus dem Kloster Abdinghof u.a. einem Fischteich in Helsen und eine dicht dabei gelegene Mühle. 1146 bestätigt Papst Eugen III. dem Kloster u.a. seinen Besitz in Helsen nebst Mühle und Fischteich.
- vgl. Herrschaft
Zehntverhältnisse
In einem im 13. Jahrhundert in den Liber vitae der Abtei Corvey eingetragenen Verzeichnis wird Helsen als Zehntbesitz der Abtei aufgeführt. Er ging im 13. Jahrhundert von der Abtei zu Lehen aus.
1257 verkaufte Eberhard Wolf dem Kloster Arolsen einen Zehntanteil in Helsen. 1493 verkaufen der Knappe Werner Winter und seine Frau Wille dem Antoniterhaus Arolsen ihren halben Zehnten zu Helsen für 600 Gulden. Der Abt Hermann von Corvey stimmt dem kurz darauf zu.
Ortsadel
um 1230 (HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 7937]
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1353: Pleban
- 1568: Pfarrer
- 1568: Errichtung einer Kapelle, vermutlich an gleicher Stelle wie die spätere Pfarrkirche
- 1653-88: gotisierender Barockbau mit dreischiffiger Hallenkirche und Westturm
Patrozinien
- Egburgis (?)
Pfarrzugehörigkeit
Ursprünglich gingen die Bewohner zur Pfarrkirche des Klosters Arolsen. 1526 wird Helsen nach Mengeringhausen eingepfarrt. 1568 wird eine eigenständige Pfarrei eingerichtet, zu der bis 1752 auch Arolsen gehört. Helsen bleibt in der Folge selbständige Pfarrei ohne Filialgemeinde mit Zusatzaufgaben
Patronat
Im 16. Jahrhundert haben die Grafen von Waldeck die Patronatsrechte inne.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Grafschaft Waldeck ab 1526.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Christophorus Grothe 1568-1587
Kirchliche Mittelbehörden
Bis 1530: Mainzer Kirchenprovinz, Diözese Paderborn, Archidiakonat Warburg
Juden
1826: 4 Familien (29 Personen); 1847: 5 Familien (19 Personen) Der Jüdische Friedhof in Helsen wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt. Er befindet sich an der Straße "Auf der Heide". Auch die jüdische Gemeinde Arolsen nutzte diesen. (alemannia-judaica)
Kultur
Schulen
1607: Schulmeister
1632: Schulgebäude
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Bereits 1058 und 1146 wird eine Mühle in der Nähe des Fischteichs erwähnt. Um welche Mühle es sich dabei handelt, muss ebenso offen bleiben, wie bei der 1353 erwähnten mola deserta. Nach der Neubesiedlung wird 1536 ein abgabepflichtiger Müller geannt. Die Spendelmühle wird 1722 errichtet (1895: 1 Wohnhaus mit 9 Bewohnern), 1 Mahlgang (oberschlächtig) von der Bicke betrieben, 1932 Mühle bereits abgebrochen Die Lohmühle war für die Gerberei in Luisenthal tätig und wurde vom Wasser der Thiele betrieben. 1913 nicht mehr in Betrieb, 1932 vollständig verschwunden vgl. Horselmühle und Blaue Mühle.
Nachweise
Literatur
- Helsen. Waldeckische Ortssippenbücher 11
- Bau- und Kunstdenkmäler Kassel N.F. 2 (Kreis der Twiste), S. 119-127,
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 187-196,
- Baum, Die evangelischen Geistlichen, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont 39 (1939), S. 55
- Arnsburg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 46-48
- Berbüsse, Geschichte der Juden in Waldeck. Emanzipation und Antisemitismus vor 1900, S. 41
Siehe auch
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Personen
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Empfohlene Zitierweise
„Helsen, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1569_helsen> (aufgerufen am 25.11.2025)
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