Berndorf

Die Lage von Berndorf im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
4,5 km nordöstlich von Korbach
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen in Tallage beiderseits der Twiste. Kirche in erhöhter Lage am Nordrand des Dorfes. Jüngere Siedlungsentwicklung nach Südwesten und Nordosten. Durch den Ort führt die B 252 (Korbach-Diemelstadt) Bahnhof (Bahnhof Berndorf) der Eisenbahnlinie Warburg - Korbach ("Twistetalbahn") seit 1893.
Ersterwähnung
826-876
Historische Namensformen
- Beranthorpe, in (826-876) [Kop. 1479 Traditiones Corbeienses, § 246, S. 124, vgl. Schütte, Mönchslisten, S. 209-210]
- Biredorphe, In (Anfang 11. Jahrhundert) [Corveyer Heberolle, Abschrift 15. Jahrhundert Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 221, § XXVI]
- Berentorp, de (1158) [Regesta historiae Westfaliae 2, S. 40, Nr. 4859]
- Berndorpe, in (1194) [Regesten der Erzbischöfe von Köln 2, Nr. 1488]
- Berenthorp, in (1219) [Westfälisches Urkundenbuch 4.1, S. 54, Nr. 79, Bestätigung von 1232 Urkunden des Klosters Hardehausen, S. 90-91, Nr. 62]
- Berindorp (1246) [HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 8772]
- Berendorff, in; Berndorf; Berendorp (1332-1344) [Urkunden zur Geschichte der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont, bearb. von Louis Curtze, o.J., Exemplar in der Dienstbibliothek des Hessischen Staatsarchivs Marburg, S. 39-50, Nr. 31]
- Berndorppe (2. Hälfte 14. Jahrhundert) [Ohainski, Lehnregister, S. 50, (104)]
- Berndorppe (1537) [HStAM Bestand 127 Nr. 3]
- Berndorf (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Bezeichnung der Siedlung
- vorwerk (1194)
- Dorf (1388)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Älteste Gemarkungskarte
1855
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3493516, 5686083
UTM: 32 U 493445 5684249
WGS84: 51.30951° N, 8.905951° O
Statistik
Ortskennziffer
635018010
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 1288, davon 700 Acker (= 54.35 %), 88 Wiesen (= 6.83 %), 418 Holzungen (= 32.45 %)
- 1961 (Hektar): 1285, davon 410 Wald (= 31.91 %)
Einwohnerstatistik
- 1541: 43 Häuser
- 1620: 72 Häuser
- 1650: 34 Häuser
- 1738: 73 Häuser
- 1770: 72 Häuser, 468 Einwohner
- 1885: 661, davon 658 evangelisch (= 99.55 %), 1 katholisch (= 0.15 %), 2 Juden (= 0.30 %)
- 1895: 694, davon 692 evangelisch (= 99.71 %), 0 katholisch, 2 andere Christen (= 0.29 %)
- 1961: 998, davon 949 evangelisch (= 95.09 %), 40 katholisch (= 4.01 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1489: Grafschaft Waldeck, Amt Eisenberg
- 1546: Grafschaft Waldeck, Amt Eisenberg
- 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Eisenberg
- 1755/57: Fürstentum Waldeck, Amt Eisenberg
- bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Eisenberg
- 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt des Eisenbergs (Sitz in Korbach)
- 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt Eisenberg (Sitz in Korbach)
- 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis des Eisenbergs
- 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis des Eisenbergs
- 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis des Eisenbergs
- 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Waldeck
Gemeindeentwicklung
Seit dem 31.12.1971 ist Berndorf Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Twistetal, deren Gemeindeverwaltung sich in Twiste befindet.
Gericht
- 1537: Waldeckisches Bauergericht
- 1541: Bauergericht in Berndor, Landgericht in Korbach
- 1814: Oberjustizamt des Eisenbergs in Korbach
- 1850: Kreisgericht Korbach
- 1868/69: Amtsgericht Korbach
Herrschaft
- 1246 gestattet Graf Berthold von Ziegenhain Reinhard und Konrad von Itter, ihre Güter in Berndorf an Kloster Netze zu übertragen.
- (1332-1344) sind als waldeckische Lehen ausgetan: eine Mühle an Heinemann von Itter, Conrad von Otmarinchusen hat die obere Mühle (weiteres s. Zehnten).
- In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist ein Hof von der Herrschaft Everstein als Lehen ausgetan.
- 1388 verpfänden Heinrich, Graf von Waldeck, und sein Sohn Adolf an Broseke von Viermünden Schloß und Stadt Fürstenberg, den Zoll zu Sachsenberg und das Dorf Berndorf für 1000 Gulden, behalten sich jedoch das Wiederkaufsrecht vor.
- 1541 haben die Grafen von Waldeck Berndorf mit aller Obrigkeit, Gebot und Verbot, Landsteuer, Straße und Geleite, Gericht, Bruche, Buße und Halsgericht, nichts ausgeschieden.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Kloster Corvey hat hier schon im 9. Jahrhundert Besitz.
- Nach der Corveyer Heberolle werden zum Anfang des 11. Jahrhunderts aus dem zur Villikation Twiste gehörenden Berndorf Zinsen gezahlt (Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 36).
- 1194 besitzt das Kloster Flechtdorf ein Vorwerk in Berndorf. 1360 verkauft Kloster Flechtdorf wiederum dem Kloster Bredelar sein Gut in Berndorf. 1588 überläßt das Kloster dem Grafen zu Waldeck den dortigen Meierhof.
- 1247 übereignet Wilhelm von Gudenberg dem Kloster Netze die von Elger von Lauterbach in Berndorf erworbene Güter.
- Ein Hof der Kölner Kurfürsten in Berndorf ging 1444 an Heinrich von Gudenberg, 1548 an Simon de Wendt zu Lehen.
- 1541 hat Graf Philipp III. von Waldeck zwei Höfe in Berndorf, weitere gehören denen von Viermünden, von Wulffen, von Rehen sowie einigen Bürgern aus Korbach.
Zehntverhältnisse
1219 verpfändet Graf Volkwin IV. von Schwalenberg den Zehnten in Berndorf an Burkhard von Rhoden.
(1332-1344) haben als waldeckisches Lehen die von Nordenbeck ein Viertel des Zehnten, die von Viermünden ein Achtel
1510 haben die Grafen von Waldeck in Berndorf drei Viertel des Zehnten, die von Viermünden ein Viertel
Ortsadel
1158
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1366: Pleban
- Dreischiffige Pfeilerbasilika mit querrechteckigem Westturmum um 1200 entstanden
Patrozinien
- Dionysius [1518]
Pfarrzugehörigkeit
Zur Pfarrei gehört als Filial Helmscheid, so noch 1950 und 1966. 1565 war die Pfarrei Oberwaroldern vorübergehend mit Berndorf verbunden. Seit 2012 bilden die drei Ortschaften Berndorf, Helmscheid und Mühlhausen die Evangelische Kirchengemeinde Oberes Twistetal-Helmscheid.
Patronat
1541 haben die Grafen von Waldeck das Patronatsrecht inne
Diakonische Einrichtungen
1919 - 1923 Gemeindepflegestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Berndorf v.O. Pfarrarchiv Berndorf)
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Grafschaft Waldeck ab 1526
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Russel um 1532
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Bistum Paderborn, Archidiakonat Horhausen (Niedermarsberg)
Juden
1802: 1 Familie; 1826: 1 Familie (7 Personen); 1847: 1 Familie (3 Personen)
Kultur
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Anfang des 18. Jahrhundert wurde vorübergehend ein Kupferbergwerk betrieben
Mühlen
vgl. Siedlungsplätze
(1332-1344) sind eine Mühle und die Obermühle als Lehen ausgtan.
1531 werden genannt: Obermühle, die dem Lips von Scherbe als asseburgersches Lehen gehört; Mittelmühle, die Graf Philipp III. gehört; Nieder- und die Walkmühle, die der Stadt Korbach gehören
In der Dorfgemarkung befand sich die Trommelmühle, zunächst als Walk- dann als Mahlmühle, seit 1892 nicht mehr in Betrieb
Nachweise
Literatur
- Scriba, 1150 Jahre Berndorf
- Müller, Zisterzienserabtei Bredelar, S. 231,
- Schwersmann, Benediktinerkloster Flechtdorf, S. 254,
- Berndorf. Waldeckische Ortssippenbücher 35
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 216-228,
- Bau- und Kunstdenkmäler Kassel N.F. 3 (Kreis des Eisenberges), S. 31-35,
- Langenbeck, Die evangelischen Geistlichen, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont 42 (1950), S. 44
- Berbüsse, Geschichte der Juden in Waldeck. Emanzipation und Antisemitismus vor 1900, S. 41
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Berndorf, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1493_berndorf> (aufgerufen am 26.11.2025)
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