Affoldern

Die Lage von Affoldern im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
6 km nordwestlich von Bad Wildungen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrißmerkmalen am Nordostrand des Affolderner Sees, eines Ausgleichsbeckens des Edersees. Kirche am Südrand des Ortes. Im Osten verläuft die Bundesstraße 485
Ersterwähnung
850
Siedlungsentwicklung
Große Schäden erlitt der Ort 1943 beim Zusammenbruch der Staumauer der Edertalsperre durch einen britischen Luftangriff.
Historische Namensformen
- Affeltra, in (850) [9. Jahrhundert, 1607 Edition des verlorenen fuldischen Cartulars, Dronke, Codex diplomaticus Fuldensis, S. 251-252, Nr. 559]
- Affeltra (9. Jahrhundert) [Kopiar um 1160, auf den Beleg von 850 zurückzuführen: Codex Eberhardi 1, fol. 148 va, S. 246 = Dronke, Traditiones, S. 42, Capitulum 6, Nr. 154]
- Affaltra (9. Jahrhundert) [Kopiar um 1160, auf den Beleg von 850 zurückzuführen: Codex Eberhardi 1, fol. 161 vb, S. 288 = Dronke, Traditiones, S. 31, Capitulum 5, Nr. 149]
- Affeltren, in (um 900) [Kopiar um 1160, Codex Eberhardi Band 2, S. 221-222, fol. 115va = Dronke, Traditiones, Capitulum 42, Nr. 310]
- Apholderen, in (vor 1180) [Fritzlarer Kalendarium Demandt, Chorherrenstift St. Peter zu Fritzlar, S. 45]
- Affolderem, in (1268) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3: Urkunden des Bisthums Paderborn, 1251-1300, S. 567, Nr. 1147]
- Affolderen, in (1275) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3: Urkunden des Bisthums Paderborn, 1251-1300, S. 673-674, Nr. 1401 und 1402]
- Affoldern, zu; Afholdernn (um 1320) [Westfälisches Urkundenbuch 9,3: Urkunden des Bistums Paderborn 1316-1320, S. 919-922, Nr. 1925]
- Afholdern, in (1343) [J. Henseling, Das Güterverzeichnis des Siegfried Friling zu Frankenberg von 1343, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 79, 1968, S. 138-181, hier S. 153-154, Nr. 14]
- Affoldern (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Bezeichnung der Siedlung
- locum et villa (850)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1875-1883
Älteste Gemarkungskarte
1855-1858
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3506144, 5670324
UTM: 32 U 506068 5668496
WGS84: 51.167864° N, 9.086783° O
Statistik
Ortskennziffer
635009010
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 651, davon 278 Acker (= 42.70 %), 30 Wiesen (= 4.61 %), 262 Holzungen (= 40.25 %)
- 1961 (Hektar): 650, davon 256 Wald (= 39.38 %)
Einwohnerstatistik
- 1541: 17 Häuser
- 1620: 22 Häuser
- 1650: 13 Häuser
- 1738: 24 Häuser
- 1770: 29 Häuser, 194 Einwohner
- 1885: 273, davon 259 evangelisch (= 94.87 %), 1 katholisch (= 0.37 %), 13 Juden (= 4.76 %)
- 1895: 242, davon 235 evangelisch (= 97.11 %), 0 katholisch, 7 Juden (= 2.89 %)
- 1961: 469, davon 406 evangelisch (= 86.57 %), 59 katholisch (= 12.58 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 850: in provincia quam Hessi inhabitant
- 1487: Grafschaft Waldeck, Amt Waldeck
- 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Waldeck
- 1757: Fürstentum Waldeck, Amt Waldeck
- bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Waldeck
- 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
- 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Werbe (Sitz in Sachsenhausen)
- 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Eder
- 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Eder
- 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Eder
- 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Waldeck
Gemeindeentwicklung
Seit dem 31.12.1971 ist Affoldern Teil der Gemeinde Edertal. Gemeindesitz ist in Giflitz.
Gericht
- 1537 war das Gericht zu Affoldern zwischen den Grafen von Waldeck und denen von Meyenburg strittig
- 1816: Oberjustizamt Werbe
- 1850: Kreisgericht Wildungen
- 1868/69: Amtsgericht Wildungen
- 1879: Amtsgericht Niederwildungen
- 1906: Amtsgericht Bad Wildungen
Herrschaft
- Bereits vor 1268 können sich die Grafen von Waldeck herrschaftliche Rechte in Affoldern sichern. Im 14. Jahrhundert gelingt es ihnen, sich gegenüber den konkurrierenden Ansprüchen durchzusetzen, auch wenn sie den Freistuhl Affoldern 1376 vorübergehend den Landgrafen von Hessen auflassen. 1510 gehört den Waldeckern u.a. der ganze Zehnte sowie der Freihof.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 850 überträgt Gozmar dem Kloster Fulda seinen Besitz in Affoldern.
Fulda, Kloster Im Rahmen eines Tauschgeschäfts gelangt der Besitz des Klosters Fulda in Affoldern um 900 an Graf Konrad den Älteren. - 1238 bekundet der Scholastikus Heinrich von Fritzlar, dass Gumpert und Werner von Affoldern alle ihre Güter in Affoldern, ausgenommen eine Mühle, dem Kloster Berich aufgelassen haben. 1268 verzichtet Graf Adolf von Waldeck auf seine Rechte in Affoldern zugunsten des Klosters Berich (HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 8291).
- Graf Heinrich Raspe (gestorben 1180) schenkt dem Petersstift Fritzlar einen Grundbesitzkomplex (territorium) in Affoldern. 1275 verpachtet das Kapitel des Fritzlarer Petersstifts Allod in Affoldern an die Klöster Berich und Netze.
Zehntverhältnisse
1306 erwirbt Graf Otto I. von Waldeck den Zehnten, der sich vorher im Besitz des Edlen Ditmar Opolt befindet. 1310 hat das Petersstift Fritzlar Zehnteinkünfte in Affoldern. Um 1320 ist der Zehnte von den Grafen von Waldeck an die Herren von Itter verpfändet. 1343 trägt Siegfried Friling von Frankenberg den halben Zehnten von denen von Itter zu Lehen. Nach langjährigen Streitigkeiten um die Zehntrechte konnten sich schließlich die Grafen von Waldeck 1367 die Rechte sichern. 1510 war der ganze Zehnt, der Freihof u.a. in waldeckischem Besitz.
Ortsadel
1238
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Um 1410: Pfarrei
- Turm einer ehemaligen Wehranlage von ca. 1300 erhalten. Gotischer Chor und Schiff des 18. Jahrhunderts 1943 zerstört, 1950-52 mit traditionalistischen Formen neu aufgebaut
Pfarrzugehörigkeit
Pfarrei Affoldern, zu der 1595 und später Mehlen als Filialort gehört, seit 1685 auch Buhlen. 1994 sind Buhlen und Mehlen Filialgemeinden.
Katholisch zum Kirchspiel Arolsen
Patronat
1520 und um 1600: Graf von Waldeck
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Hermann Hane 1520-1559, seit 1526 evangelisch
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Bergheim
Juden
Die Affolder Juden nutzen den jüdischen Friedhof in Bergheim. Von 1847 bzw. 1859 bis 1867-1875 werden Juden in den evangelischen Geburts-, Trau- und Sterberegistern geführt. Vermutlich handelte es sich um eine oder zwei Familien. Anfang des 20. Jahrhunderts war noch eine Familie im Ort ansässig. Viele Familienmitglieder starben nach 1933. (alemannia-judaica)
Kultur
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Mahl-, Schrot- und Gipsmühle der Gebrüder Düker an einem von der Eder abgeleiteten Betriebsgraben, ab 1932 mittels Elektro- und Rohölmotor. 1943 stillgelegt
Nachweise
Literatur
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 238-245
- Bau- und Kunstdenkmäler Kassel N.F. 4 (Kreis der Eder), S. 30-36
- Nebelsiek, Die evangelischen Geistlichen, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont 35 (1935), S. 3
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1; S. 67
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 336
- Curtze, Fürstenthum Waldeck, S. 656
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Affoldern, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1471_affoldern> (aufgerufen am 25.11.2025)
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