Sooden

Stadt · 176 m über NN  
Gemarkung
Bad Sooden-Allendorf
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Stadt

Lagebezug

11 km südöstlich von Witzenhausen gelegen

Lage und Verkehrslage

1929 entsteht durch Zusammenlegung die Stadt Bad Sooden-Allendorf mit komplexem Grundriss auf beiden Seiten der unteren Werra. Für die Entwicklung bis dahin ist zu unterscheiden zwischen der Siedlung Sooden auf dem linken und Allendorf auf dem rechten Werra-Ufer. Sooden befindet sich am linken Ufer der Werra. Auf einem Geländevorsprung, unmittelbar am Fuß des Hegeberges in exponierter Lage die Marienkirche. Davor in der Niederung die einzeilige, im Halbkreis nach der Bergseite hin offene Siedlung. Die Struktur ist durch das ehemalige Salzwerk geprägt, dessen Siedehäuser mit verichteteter Sole aus den an der Peripherie der Stadt gelegenen Gradierwerken beschickt wurden. Auf dem früher mit Salzkoten bestandenen Platz heute Kurhaus und -park. Im 16. Jahrhundert Wallgrabenbefestigung und 2 Tore bezeugt Nordwestlich oberhalb die zugehörige 232 m hohe Westerburg

Ersterwähnung

1093

Siedlungsentwicklung

Südlich Sooden auf dem Hirschenberg Hünengräber der jüngeren Stein- und Bronzezeit. Zu den Anfängen s. Westera. Sooden anfangs nur Stätte der Salzsiederei

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Burgen und Befestigungen

  • Südlich Sooden auf dem Hirschenberg Hünengräber der jüngeren Stein- und Bronzezeit
  • Sooden anfangs nur Stätte der Salzsiederei
  • 1300: Privileg der 'Geburen' des Salzwerks durch Landgraf Heinrich (vgl. Wirtschaft). Sooden und Allendorf 'ungescheiden'
  • 1538: eigener Schultheiß
  • 1586: endgültig von Allendorf getrennt

Umlegung der Flur

1955/63

Älteste Gemarkungskarte

1727

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3567164, 5681916
UTM: 32 U 567063 5680083
WGS84: 51.268141° N, 9.961295° O

Statistik

Ortskennziffer

63600100020

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 82, davon 44 Acker (= 53.66 %), 15 Wiesen (= 18.29 %), 1 Holzungen (= 1.22 %)

Einwohnerstatistik

  • 1569: 128 Hausgesesse
  • 1575/85: 153 Hausgesesse
  • 1681: 60 Hausgesesse
  • 1747: 133 Hausgesesse mit 137 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
  • 1885: 758, davon 752 evangelisch (= 99.21 %), 6 katholisch (= 0.79 %)
  • 1925: 871 (819 evangelisch, 19 römisch-katholisch, 10 landeskirchliche Gemeinschaft)
  • Berufsgliederung:
  • Keine Zünfte

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • Sooden (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
  • 1373: Landgrafschaft Hessen, Zubehör von Allendorf, später zum Amt Allendorf
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Allendorf
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Allendorf
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Allendorf
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Harz-Departement, Distrikt Heiligenstadt, Kanton
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Allendorf (Amt Sooden)
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis

Witzenhausen

Gemeindeentwicklung

1.7.1929: Zur Stadt Bad Sooden-Allendorf vereinigt

Gericht

  • 1747: Niederes und peinliches Gericht Hessen (Stadtschultheiß von Allendorf)
  • 1807: Friedensgericht Sooden
  • 1814: Amt Allendorf
  • 1822: Justizamt Allendorf
  • 1867: Amtsgericht Allendorf
  • 1945: Amtsgericht Witzenhausen
  • 1961: Amtsgericht Witzenhausen
  • Gerichtstisch mit schmiedeeisernem Stab vor der Pfennigstube

Herrschaft

  • 1300: Privileg für die 'Geburen' des Salzwerks durch Landgraf Heinrich von Hessen, der auf eigene Pfannen verzichtet. Die Besitzer der Pfannen, Adlige und Bürger aus Allendorf und Umgebung, bilden im Mittelalter eine Art Genossenschaft. Im Jahre 1300 werden sie bezeichnet als geburen von Soden,die geerbet sin zo deme salzweric, 1413 als Pfänner (phenner). Der Landesherr erhält lediglich einen Zoll vom Salz und jährliche Salzlieferungen. Erst im Jahre 1538 erreicht der Landgraf nach hartnäckigen und langwierigen Verhandlungen mit den Pfännern, dass er eigene Kote errichten darf. 1554 erhält der Flecken Sooden als Zeichen seiner fürstlichen Vorrechte ein eigenes Wappen mit Berlaff (Gerät zum Umrühren der Salzlake) und Pfannhaken.
  • 1538: eigener Schultheiß
  • 1586: wird Sooden organisatorisch endgültig von Allendorf getrennt

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Die Zeit vor Einsetzen der Sooden-Belege siehe unter Westera
  • 1093: Erzbischof Ruothard von Mainz bestätigt dem Kloster Bursfelde eine Schenkung von 3 Salinen zu Sooden durch Herzog Heinrich von Northeim (Fälschung nach 1144)
  • 1152: Bestätigung derselben durch Papst Eugen mit 1195: Germerode, Kloster Kloster Germerode hat Salzzins zu Sooden.
  • 1243: Kloster Germerode erhält eine Pfanne Salz zu Sooden
  • Fulda, Kloster1248: Fuldische Lehen zu Sooden kommen an Herzog Albrecht von Sachsen.
  • Hessen, Landgrafen 1248: Landgraf Heinrich bestätigt dem Deutschen Orden zu Nägelstedt und Mühlhausen die käufliche Erwerbung unter anderem in den Salinen zu Sooden von Ritter Dietmar von Vierbach.
  • Spieskappel, Kloster1252: Kloster Spieskappel erhält Salzeinkünfte zu Sooden geschenkt.
  • 1356:Germerode, Kloster Kloster Germerode erhält weiteren Zins von einer Pfanne zu Sooden.
  • Hessen, Landgrafen 1374: Landgraf Hermann verpfändet dem Werner von Hanstein den Zoll zu Sooden.
  • 1392:Eschwege, Augustinerkloster Zins zu Sooden an Augustinerkloster Eschwege
  • 1483 - 1527: Germerode, Kloster Güter des Kloster Germerode zu Sooden nachgewiesen
  • 1495: Eschwege, Augustinerkloster ein Achtel Salz zu Sooden an Augustinerkloster Eschwege
  • 1513:Witzenhausen, Wilhelmitenkloster Zins aus einer Pfanne zu Sooden an Wilhelmitenkloster Witzenhausen

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • plebanus (1295)
  • Ehemals spätgotische Hallenkirche, wohl 14. Jahrhundert, nach Zerstörung 1637 mit flacher Decke wiederhergestellt. Westteil mit Turm (ab 1649), Barocke Kanzel und Orgel (um 1700)

Patrozinien

  • Maria

Pfarrzugehörigkeit

Pfarrkirche St. Marien ursprünglich wohl Filiale von St. Crucis in Allendorf. 1585 und jetzt: eingepfarrt Hof Ahrenberg Bis 1654: Soden versieht Oberrieden 1747: Vikariate Kleinvach und Ellershausen 1925: Kleinvach

Patronat

Vor der Reformation bei der Äbtissin des Nikolaiklosters in Eisenach
1537/38: von Hessen beansprucht
Hessen, Landgrafen 1585: Hessen

Diakonische Einrichtungen

Kleinkinderschule gegründet am 1.7.1882 durch Bürgermeister und Pfarrer, betreut durch DIakonissen vom Mutterhaus in Kassel; 1879 private Spender ermöglichen Unterbringung von kleiner Gruppe an „skrupulösen“ Kindern; Betreuung durch Diakonissen; Ausbau zu einer Kinderheilanstalt; Gradierwerksnutzung Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu CasselS. 335-336; Kinderkurheim für rund 120 zu betreuende Kinder im Ganzjahresbetrieb; 1922 Unterstützung durch eine großzügige Quäkerspende aus den USA; 1933 Übernahme durch die NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt); Sommer 1945 Neugründung als Evangelisches Kinderheim; 1953 Umbenennung in Kinderkurheim "Werraland" Freudenstein, Diakonie, S. 165-171

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Johann Kymäus 14.5.1527-1530(1535?), davor wirkte bereits Georg Siegmann ca. 1524-1527 als evangelischer Prädikant

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Bistum Mainz, Archdiakonat Heiligenstadt 1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf 1780: Geistliche Stadtministratur Allendorf 1872: Klasse Allendorf 1923: Kirchenkreis Witzenhausen

Kultur

Schulen

Schulmeister: Christoph Gille ca. 1560 bis ca. 1573; 1910 Volksschule mit zwei Klassen

Hospitäler

1655 Stadtschule mit 30 Schülern und einem Lehrer

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

Zur zentralen Bedeutung siehe Westera Zur Zeit der französischen Besetzung 1807-1814 Mittelpunkt eines Kantons und Sitz eines Friedensgerichts für die Orte Sooden, Weiden, Ellershausen, Hilgershausen, Vollung, Dudenrode, Kammerbach, Orferode, Hitzelröde, Trubenhausen, Weißenbach, Uengsterode

Im Mittelalter Besitz von Ackerland verboten Bis 1866 nur Handwerker in Verbindung mit der Siederei sowie Bäcker zugelassen 1789: Fleischbänke der Allendorfer Fleischer in Sooden Vielleicht Platz der Salzschlacht zwischen Chatten und Hermunduren (Tacitus, Ann. XIII Capitulum 57) Seit 1093 Salinen genannt 1300: Privileg des Landgraf Heinrich, Beschränkung auf 42 Pfannen 1311: Private Bestätigung durch Landgräfin Adelheid 1318: durch Landgraf Otto 1332: durch Landgraf Heinrich II., folgend Bestätigung bei jedem Regierungswechsel, letztmalig 1511 durch die Vormünder des Landgraf Philipp 1413: Erste Erwähnung der Pfännergenossenschaft aus Geschlechtern Allendorfs, verwandten Adligen des umliegenden Landes und verwandten Bürgern in Eschwege, Göttingen, Heiligenstadt, Duderstadt, Mühlhausen und Witzenhausen 1538: Vertrag des Landgraf Philipp mit der Pfännerschaft; zu deren 42 Kothen weitere landgräflich 1540: Verpachtung der Kothen der Pfännerschaft an Landgraf Übergang des Salzwerks in landgräfliche Verwaltung 1541: Salzwerkordnung; an der Spitze 2 Salzgrefen 1567: Neue Salzwerkordnung des Landgraf Wilhelm; an der Spitze 3 Salzgrefen, Salzmonopol 1586: dauernd in landgräflicher Verwaltung; technische Verbesserungen 1543: "Kunst" 1550: Pumpwerk ab 1576: Verfeuerung von Meißnerkohle Blütezeit im 16. Jahrhundert Produktionsziffern: 1542: 3466, 1550: 5638,,1560: 7656, 1570: 8001 Pfannen Salz 1906: Pfännerschaft aufgelöst, Salzgewinnung eingestellt ab 1882: Entwicklung zum Kurbad

Markt

768/779: mit Markt und Zoll an Fulda (?)

Zoll

768/779: mit Markt und Zoll an Fulda (?)
1325: Fuldischer Zoll zu Sooden
1540: Schiffszoll
1575/85: Niederhessische Zollstätte; Salz- und Aschenzoll 206 Gulden

Nachweise

Literatur

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Sooden, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/14634_sooden> (aufgerufen am 27.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/14634