Ober-Werbe

Die Lage von Ober-Werbe im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
9,5 km südöstlich von Korbach
Lage und Verkehrslage
Kleines, über wenige Straßen sich erstreckendes Dorf mit geringer Siedlungsdichte im Anschluss an eine untergegangene Klosteranlage im tief eingeschnittenen Tal der Werbe, die es von dem südlich gelegenen Oberwerba trennt. Verbindungsstraßen nach Sachsenhausen, Nieder-Werbe und Vöhl.
Ersterwähnung
1124/30
Weitere Namen
Oberwerbe
Siedlungsentwicklung
Die Entwicklung des Ortes wird maßgeblich von dem hier Anfang des 12. Jahrhunderts gegründeten, gleichnamigen Kloster bestimmt. 1206 werden die villa Werbe und Nieder-Werbe voneinander getrennt geführt, was die Existenz von Ober-Werbe voraussetzt. Die ursprüngliche Zusammengehörigkeit mit dem auf der anderen Seit der Werbe liegenden Oberwerba wird nach der Reformation aufgehoben, da die Dörfer unterschiedlichen Landeshoheiten zugeordnet werden. Diese Trennung wird erst durch die Zusammenlegung 1970 aufgehoben.
Historische Namensformen
- Werbe, de (1124/30) [Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 13, Nr. 40]
- Werbe, in (1206) [Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 97-98, Nr. 208, zu diesem Zeitpunkt noch mit Oberwerba vereint]
- O. Werbe (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1206)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- Die Entwicklung des Ortes wird maßgeblich von dem hier Anfang des 12. Jahrhunderts gegründeten, gleichnamigen Kloster bestimmt. 1206 werden die villa Werbe und Nieder-Werbe voneinander getrennt geführt, was die Existenz von Ober-Werbe voraussetzt. Die ursprüngliche Zusammengehörigkeit mit dem auf der anderen Seit der Werbe liegenden Oberwerba wird nach der Reformation aufgehoben, da die Dörfer unterschiedlichen Landeshoheiten zugeordnet werden. Diese Trennung wird erst durch die Zusammenlegung 1970 aufgehoben.
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3498902, 5676922
UTM: 32 U 498828 5675091
WGS84: 51.227202° N, 8.983222° O
Statistik
Ortskennziffer
635021080
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 222, davon 135 Acker (= 60.81 %), 19 Wiesen (= 8.56 %), 3 Holzungen (= 1.35 %)
- 1961 (Hektar): 222, davon 31 Wald (= 13.96 %)
Einwohnerstatistik
- 1556: 12 Wohnhäuser mit 66 Einwohnern, im Kloster wohnten damals 34 Personen
- 1738: 5 Wohnhäuser
- 1770: 10 Häuser, 64 Einwohner
- 1885: 126, davon 125 evangelisch (= 99.21 %), 1 katholisch (= 0.79 %)
- 1895: 124, davon 124 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 132, davon 123 evangelisch (= 93.18 %), 9 katholisch (= 6.82 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1527: Grafschaft Waldeck, Amt Waldeck
- 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Waldeck
- 1757: Fürstentum Waldeck, Amt Waldeck
- bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Waldeck
- 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
- 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Werbe (Sitz in Sachsenhausen)
- 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Eder
- 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Eder
- 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Eder
- 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Waldeck
Gemeindeentwicklung
Gericht
- 1816: Oberjustizamt Werbe
- 1850: Kreisgericht Wildungen
- 1868/69: Amtsgericht Wildungen
Herrschaft
- Die Geschicke des Dorfes sind von Beginn an eng mit denen des Klosters verknüpft, dessen herrschaftliche Zugehörigkeit Ober-Werbe mit diesem bis zur Reformation teilt. 1527 sind die Klostergebäude und Ober-Werbe im Besitz von Graf Philipp IV. von Waldeck-Wildungen. Bei der Festlegung der waldeckisch-itterschen Grenze 1590, die entlang des Werbebaches verläuft, fällt Oberwerbe mit dem Klosterkomplex an die Grafschaft Waldeck [HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 10931]. Der ehemals mainzische Anteil an der Herrschaft Itter auf der anderen Seite der Werbe, Oberwerba, fällt hingegen an Hessen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1206 bestätige Papst Innozenz III. dem Kloster Werbe seinen Besitz u.a. in Ober-Werbe. Das Kloster war bis zur Reformation alleiniger Grundherr (vgl. Herrschaft). 1553 veräußert Graf Philipp IV. von Waldeck den Gesamtkomplex als "Haus Werbe" für 5000 Gulden an Wilhelm Wolff von Gudenberg. 1561 wird er von Waldeck ausgelöst und 1564-69 dem hessischen Rat Simon Bing aus Kassel veräußert. 1578 erfolgt die Umwandlung in eine Meierei, die von gräflichen Meiern verwaltet wird. 1623 fällt dies im Tausch gegen die Meierei Berich dem Landesgymnasium in Korbach zu.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Die spätere Pfarrkirche, in der [1125-1129] das Benediktinerinnenkloster St. Maria und St. Petrus gegründet wird, gehört dem Grafen Temmo und befindet sich in Oberwerba. Im Klosterbezirk hingegen gibt es eine Kapelle, die 1533 als Süster Capellen bezeichnet wird. Reste hiervon werden wegen Baufälligkeit 1868 beseitigt.
Patrozinien
- Maria; Petrus [1125-1129]
- Maria [1206]
Pfarrzugehörigkeit
Zunächst war Pfarrkirche Oberwerba für die Dörfer Ober- und Niederwerbe zuständig. Für diese und die Meierei Alraft unterhielt das Kloster einen Geistlichen. 1564 war Oberwerbe Pfarrei. Nach der Teilung des Dorfes 1590 wurden der waldeckische Teil von Ober-Werbe und Nieder-Werbe pfarramtlich von Sachsenhausen versorgt und die Gottesdienste in der Kirche auf dem Kloster abgehalten.
Patronat
Nach Auflösung des Klosters beanspruchten die Grafen von Waldeck das Patronatsrecht. Philipp d. Ältere übertrug das Recht auf Wiederkauf an Wilhelm Wolf von Gudensberg, von dem es 1561 wieder eingelöst wurde. 1556 wurde der Pfarrer von den Wölfen eingesetzt. 1564 versah der Pfarrer von Sachsenhausen beide Dörfer.
Klöster
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Grafschaft Waldeck ab 1526.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Caspar Jäger 1535
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Bergheim
Juden
Die jüdischen Kinder des Ortes besuchen 1863 die Israelitische Elementarschule in Vöhl.
Kultur
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
1206 werden dem Kloster Ober-Werbe zwei Mühlen im Ort übertragen.
Nachweise
Literatur
- Knöppel, Artikel Werbe (Ober-Werbe)
- Bau- und Kunstdenkmäler Kassel N.F. 4 (Kreis der Eder), S. 256-258
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 238-245
- Nebelsiek, Die evangelischen Geistlichen, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont 35 (1935), S. 59
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 328
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Ober-Werbe, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1452_ober-werbe> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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