Ober-Roden

Die Lage von Ober-Roden im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
15 km südlich von Offenbach
Lage und Verkehrslage
Bahnhof der Eisenbahnlinie Offenbach am Main – Reinheim ("Rodgaubahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.10.1896). Endbahnhof der Eisenbahnlinie Dreieich/Buchschlag – Ober-Roden ("Dreieichbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.4.1905).
Siedlungsentwicklung
Die Anfänge der Siedlung werden in der Literatur eng mit dem hier bestehenden Kloster Rothaha verknüpft, dessen Lage auf dem Ober-Rodener Kirchhügel vermutet wird. Neben Kirchenbauten fanden sich hier auch Siedlungsbefunde.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Zu den frühen Belegen, die nicht immer differenzieren, vgl. Nieder-Roden
Historische Namensformen
- Raodora (786)
- Rotaha (790)
- Rotahen superiore et inferiore (791)
- Rotaha (792)
- Rotaher (796)
- Rota (800)
- Rotahe (805-813)
- Rodahe (815)
- Rotaha (10. Jahrhundert)
- Rothaha (903)
- Obir Rota (1303)
- Obern Rodauw (1371)
- Ober Roda (1446)
- superior Roda (1472)
- Obern Rodawe (1485)
- Ober roden (1550)
- Ober Roden (1716)
Bezeichnung der Siedlung
- monasterium; marcha (786)
- villa (790)
Ortsteile
Messenhausen, Ober-Roden (an 1.3.1958)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- Mit dem schon 786 genannten Niwenhof befand sich auf dem Siedlungsgelände von Ober-Roden eine frühmittelalterliche Burgstelle, die sich später zu einem Herrenhof entwickelte.
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3487684, 5538078
UTM: 32 U 487614 5536302
WGS84: 49.978931° N, 8.827248° O
Statistik
Ortskennziffer
438012020
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 6157, davon 2711 Acker, 899 Wiesen, 2547 Wald
- 1961 (Hektar): 1757, davon 588 Wald (= 33.47 %)
Einwohnerstatistik
- 1576: 80 Familien
- 1681: sind von 80 Häusern nur 31 bewohnt
- 1829: 1295 Einwohner
- 1961: 6459, davon 1225 evangelisch (= 18.97 %), 5080 katholisch (= 78.65 %)
- 1970: 9257
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- (786): moynecgowe in fine ut marcha Raodora
- 1787: Erzstift Mainz, Oberes Erzstift, Oberamt Steinheim, Amtsvogtei Dieburg
- 1803: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Provinz Starkenburg, Amtsvogtei Dieburg
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Dieburg
- 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Dieburg
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Langen
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Offenbach
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Dieburg
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Dieburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Dieburg
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Offenbach
Altkreis
Dieburg
Gemeindeentwicklung
Am 1.3.1958 Eingliederung der Gemeinde Messenhausen. Am 1.1.1977 zur Gemeinde, ab 23.08.1980 Stadt Rödermark (Kreis Offenbach).
Gericht
- 1331: Zentgericht (Blutgerichtsbarkeit) Nieder-Roden
- 1436: Landgericht Nieder-Roden
- Ein Märkergericht tagte abwechselnd in Ober-Roden und Dudenhofen.
- 1821: Landgericht Langen
- 1853: Landgericht Seligenstadt
- 1879: Amtsgericht Langen
- 1905: Amtsgericht Dieburg
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 786 vermacht die dem fränkischen Hochadel entstammende Aba ihr Eigenkloster dem Mönchskonvent in Lorsch.
- 1303 und 1331 einigen sich Ulrich von Hanau und Siegfried von Eppstein über ihre Rechte und Einkünfte in Ober-Roden. Im Laufe des 14. Jahrhunderts weitere Vergabungen durch Verkauf oder Verpfändung. 1425 verkauft Gottfried von Eppstein Ober-Roden als Zubehör des Amtes Steinheim dem Erzbischof von Mainz. 1576 steht die Oberhoheit in Ober-Roden je zur Hälfte Hanau und Kurmainz zu. 1684 tritt Hanau seinen Anteil an Mainz ab. 1803 gelangt Ober-Roden mit der Kurmainzischen Amtsvogtei Dieburg an Hessen.
Zehntverhältnisse
1446 ist der Zehnte im Besitz der Herren von Hanau.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1303: Kirche erwähnt, 1644 durch Brand zerstört, 1660 Wiederaufbau
- 1323: Pfarrer
Patrozinien
- Maria; Alle Heiligen (Omnes Sancti) [um 786]
- Nazarius [903] [in Germania Benedictina 7: Benediktinerklöster Hessen, S. 891f. vermutet]
Pfarrzugehörigkeit
Zur Pfarrei gehörten vor der Reformation die Filialen Messel, Dudenhofen und Urberach. Messel und Dudenhofen wurden nach 1550 protestantische Pfarreien, so dass nur Urberach bei Ober-Roden verblieb.
Patronat
Ursprünlich bei den Herren von Münzenberg, ab 1256 bei den Herren, später Grafen von Hanau-Lichtenberg
Klöster
Bekenntniswechsel
Versuche, die Reformation in den 1540er Jahren einzuführen, schlugen fehl.
Erster evangelischer Pfarrer: Heinrich Fabri 1557, seine Anstellung führt zu Auseinandersetzungen mit Kurmainz und Hanau-Lichtenberg, er darf schließlich die Kanzel nicht mehr betreten.
Katholischer Bekenntniswechsel: 1557, 1567-1576 wieder evangelisch, ab 1576 endgültig katholisch.
Kirchliche Mittelbehörden
Erzdiözese Mainz, Archidiakonat St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg, Landkapitel Rodgau
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit neun Klassen; Schulhäuser von 1886 und 1901
Wirtschaft
Mühlen
Hanauer Mühle 1494, Letzterwähnung 1587
Mainzer Mühle 1573, später auch Manevalsche Mühle. Betrieb 1937 eingestellt.
Nachweise
Literatur
- Hinkel, Pfarrer, S. 272-276,
- Herchenröder, Kunstdenkmäler Dieburg, S. 230-232
- Müller, Starkenburg, S. 536-539, 614
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 141
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 164
- Denkmaltopographie Kreis Offenbach, S. 273-276
- Leuschner, 1200 Jahre Ober-Roden
- Schäfer, Herren von Eppstein, besonders S. 367, 374-375, 379
- Germania Benedictina 7: Benediktinerklöster Hessen, S. 891-899
- Schallmayer, Beispiel Ober-Roden
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 97f.
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 44
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Ober-Roden, Offenbach“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/14213_ober-roden> (aufgerufen am 27.11.2025)
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