Neustadt

Die Lage von Neustadt im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lagebezug
18 km nordöstlich von Erbach
Lage und Verkehrslage
Geschlossene Siedlungsanlage mit einfachem, langgezogenem Grundriss im Buntsandsteingebietdes nördlichen Odenwalds, südlich unterhalb der raumbeherrschenden Höhenburg Breuberg im Tal der Mümling, kurz vor deren Einmündung in das Maintal. Bahnhof der Eisenbahnlinie Aschaffenburg/Süd – Höchst i. Odw. ("Bachgaubahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.12.1912), Strecke ab hier bis Großostheim am 26.5.1974 stillgelegt.
Ersterwähnung
1380-88
Siedlungsentwicklung
Neustadt ist um 1400, lange nach der Burg Breuberg, in einem planerischen Gründungsakt als Siedlungsbereich für Handwerker und Burgmannen enstanden.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Das 1113 erwähnte Nuenstat[Simon, Grafen zu Erbach, Urkundenbuch, S. 3-4, Nr. 1; Onlinedruck der MGH] bezieht sich entgegen älteren Ausführungen nicht auf Neustadt, sondern auf den Neustädter Hof südlich von Mömlingen (Landkreis Miltenberg, Bundesland Bayern).
Historische Namensformen
- Nuwestat, zu (1380-1388) [Zusammenstellung der Belege, sofern nicht anders angegeben, nach Weber, Die Grundlagen der Entwicklung Neustadts zur Stadt, in: 600 Jahre Stadt am Breuberg, S. 22 mit Quellenangaben in Anm. 19-34]
- Nuwestat (1392)
- Neuwenstat, ober der (1400)
- Nuwenstat (1409)
- Novacivitate, in (1421)
- Nuwenstat (1432) [Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim, G-Rep. 6 Lade VII-VIIIa Nr. 56; Druck: Hans H. Weber, Neue Feststellungen zur Gründungsgeschichte der Stadt Neustadt im Odenwald, in: Der Odenwald 3 (1956), Heft 2, S. 39-44, hier S. 42]
- Nuwenstad undewendig Bruberg, zu der (1437)
- Newstatt (1454)
- Nova Civitate (16. Jahrhundert)
- Newenstat (1602)
- Newstatt under Breyberg (1614)
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf (1400)
- Stat (1455)
- Breuberger Tal (1460) [Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim, G-Rep. 24 Nr. 12, fol. 14'; hier nach Kleberger, Territorialgeschichte des Odenwalds, S. 155 Anm. 295]
Ortsteile
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3502550, 5520093
UTM: 32 U 502952 5517768
WGS84: 49.812347° N, 9.041028° O
Statistik
Ortskennziffer
437004020
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 1950, davon 559 Acker, 207 Wiesen, 139 Wald, 18 Weinbergsland
- 1961 (Hektar): 648, davon 447 Wald (= 68.98 %)
Einwohnerstatistik
- 1730: 79 wehrfähige Männer
- 1829: 892 Einwohner
- 1961: 1189, davon 892 evangelisch (= 75.02 %), 255 katholisch (= 21.45 %)
- 1970: 2281 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Um 1400: Grafschaft Wertheim- (Herrschaft) Breuberg
- 1556: Grafschaft Stolberg-Königstein und Grafschaft Erbach, Herrschaft Breuberg
- 1563: Grafschaft Erbach (seit 1747- Schönberg) und Grafschaft Löwenstein-Wertheim (jeweils zur Hälfte), Herrschaft Breuberg
- 1787: Grafschaft Erbach-Schönberg, Herrschaft Breuberg (halb). Die andere Hälfte gehörte zum Fürstentum zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort
- 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Amt Breuberg (zur Standesherrschaft Löwenstein-Wertheim gehörig)
- 1820: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Amt Breuberg (zur Standesherrschaft Löwenstein-Wertheim gehörig)
- 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Breuberg
- 1837: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Breuberg mit Sitz in Neustadt
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Erbach
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Neustadt, danach aufgelöst
- 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis
Altkreis
Erbach
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1970 Eingleiderung der Gemeinde Rai-Breitenbach mit Mühlhausen. Am 1.10.1971 zur Stadt Breuberg
Gericht
- Sitz eines eigenen Zentgerichts (vgl. Mittelpunktfunktionen)
- 1820: standesherrliches Amt Breuberg
- 1822: Landgericht Höchst
- 1879: Amtsgericht Höchst
Herrschaft
- 1378 erlaubt Kaiser Karl IV. dem Grafen Johann von Wertheim, in seinen Dörfern Bruberg und Rosenthal zwei Jahrmärkte und einen Wochenmarkt zu halten und gesteht diesen die Freiheiten der Reichsstadt Gelnhausen zu (Simon, Grafen zu Erbach, S. 97-98Nr. 97; Regesta Imperii 8, Nr. 5915).
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- (1380-1388) hat ein gewisser Meynloch alles, was er zu Neustadt besitzt, von Dieter von Bickenbach zu Lehen. 1409 bekennt Henne von Rosenbach, 1 Hofreite von Graf Johann von Wertheim als Burglehen zu Breuberg erhalten zu haben. 1456 übereigenet der Abt von Fulda dem Grafen Wilhelm von Wertheim ein Haus nebst Hofreite.
- 1378 erlaubt Kaiser Karl IV. dem Grafen Johann von Wertheim, in seinen Dörfern Bruberg und Rosenthal zwei Jahrmärkte und einen Wochenmarkt zu halten und gesteht diesen die Freiheiten der Reichsstadt Gelnhausen zu.1564 wird Neustadt im Verzeichnis der Städte und Dörfer der Grafschaft Erbach und Herrschaft Breuberg genannt.
- 1806 kommt Neustadt mit der gleichnamigen Zent an das Großherzogtum Hessen.
Zehntverhältnisse
1454 hat Boppo Gans von Graf Wilhelm von Wertheim einen Teil vom Zehnten zu Neustadt von der Herrschaft Breuberg wegen zu Lehen.
Ortsadel
Im 15. Jahrhundert Adel belegt
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1421 erteilt der Patriarch Ludwig von Aquileia der von Sandbach abgängigen Filialkirche einen Ablass.
- 1480 Bau der heutigen Pfarrkirche (Stiftungstafel des Grafen Wilhelm von Wertheim)
Patrozinien
- Georg (Georgius) [1455]
- Maria; Georg (Georgius); Sebastian; Oswald
Pfarrzugehörigkeit
Mutterkirche ist 1455 und später Sandbach
Patronat
Das Patronatsrecht haben die von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation ab 1526 durch die Grafen von Wertheim.
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Montat
Juden
1830: 49, 1857: 83, 1891: 61, 1905: 52, 1925: 25 Juden
Synagoge vermutlich um 1760 errichtet
Kultur
Schulen
um 1580 Lateinschule; um 1700 deutsche Schule; 1910 Volksschule mit drei Klassen; Schulhaus früher Försterei
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Sitz eines Zentgerichts, zu dem 1557 Neustadt, die Wolfer Höfe und vielleicht auch der Arnheiterhof gehörten.
Mühlen
Im 16. Jahrhundert ist ein Müller (molitor) in Neustadt belegt.
Markt
1378 erlaubt Kaiser Karl IV. dem Grafen Johann von Wertheim, in seinen Dörfern Bruberg und Rosenthal zwei Jahrmärkte und einen Wochenmarkt zu halten. Der Wochenmarkt fand im 15. Jahrhundert immer mittwochs statt, von einer Umsetzung der Jahrmärkte ist nichts bekannt.
Nachweise
Literatur
- W. Wackerfuß, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Odenwaldes im 15. Jahrhundert
- 600 Jahre Stadt am Breuberg, S. 15-28
- Müller, Starkenburg, S. 500-501
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 137
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 151
- Denkmaltopographie Odenwaldkreis, S. 195-210
- Schäfer, Georg: Kreis Erbach, S. 201-208
- Kleberger, Territorialgeschichte des Odenwalds, S. 154-156
- Cramer, Baden-Württembergisches Pfarrerbuch I, 1, S. 213
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die hessen-darmstädtischen Souveränitätslande, S. 129
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 68
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.2
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Neustadt, Odenwaldkreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/14011_neustadt> (aufgerufen am 26.11.2025)
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