Gernsheim

Die Lage von Gernsheim im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lagebezug
18 km südlich von Groß-Gerau
Lage und Verkehrslage
Bahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main/Sportfeld – (Darmstadt) – Worms ("Riedbahn"). Die Teilstrecke Darmstadt - Gernsheim wurde am 15.4.1869 eröffnet und die Teilstrecke Gernsheim - Rosengarten am 1.6.1869 in Betrieb genommen.
Ersterwähnung
852 (Codex Laureshamensis, Nr. 30)
Historische Namensformen
- Gernesheim (773, 830-850, 908, 1071, 1165/66, um 1200)
- Geruhnesheim (852)
- Gerinesheim (882, 977)
- Kerenesheim (897)
- Gerinsheim (1215/98, 1315)
- Gernsheim (1283, 1383)
- Gersheim (1296)
- Gernßheym (1356)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- An der Rheinseite von Gernsheim lag eine erzbischöfliche Wasserburg an Stelle eines früheren Königshofes, der aus Resten eines römischen Kastells entstanden war.
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3463165, 5513011
UTM: 32 U 463105 5511246
WGS84: 49.75256° N, 8.487806° O
Statistik
Ortskennziffer
433004020
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 12382, davon 6768 Acker, 662 Wiesen, 4513 Wald
- 1961 (Hektar): 2619, davon 928 Wald (= 35.43 %)
Einwohnerstatistik
- 1829: 2893 Einwohner
- 1961: 7104, davon 1789 evangelisch (= 25.18 %), 5221 katholisch (= 73.49 %)
- 1970: 7628 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Oberamt Starkenburg, Amt Gernsheim
- 1803: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Provinz Starkenburg, Amt Gernsheim
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Gernsheim
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Bensheim
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Heppenheim
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Groß-Gerau
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Groß-Gerau
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Groß-Gerau
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Groß-Gerau
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Groß-Gerau
Altkreis
Groß-Gerau
Gemeindeentwicklung
1356: Stadtrechtsverleihung durch Kaiser Karl IV. ( RI VIII Nr. 2554) 31.10.1937: Umgemeindung eines Teils von Gernsheim nach Allmendfeld. Für die Gemeindeentwicklung seit Einführung der hessischen Gebietsreform s. Gernsheim. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Trebur.
Gericht
- 1821-1839: Landgericht Zwingenberg
- 1839-1879: Landgericht Gernsheim
- 1879-1934: Amtsgericht Gernsheim, danach aufgelöst
- 1934: Amtsgericht Groß-Gerau
Herrschaft
- 1356 gestattet Kaiser Karl IV. dem Erzbischof Gerlach von Mainz, dass er in der Nähe der Burgen Haselach und Gerlachshausen bei Münzenberg an ihm wohlgefälligen Orten und nicht minder aus den Dörfern Gernsheim und Niedernhall bei Nagelsberg und aus dem Dorfe Hasela bei Wertheim Städtlein machen möge, deren Einwohner gleicher Freiheit geniessen sollen wie die Bürger von Frankfurt RI VIII Nr. 2554.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 882 beurkundet König Karl III. (gen. der Dicke), dass swin Vater Ludwig die nona seiner villa indominicata Gerinesheim der königlichen Salvatorkapelle in Frankfurt geschenkt hat.
- 897 schenkt Adelbero, Abt zu Lorsch und Bischof von Augsburg seine Güter in Gernsheim dem Kloster Lorsch.
- 1071 bestätigt Kaiser Heinrich IV. dem Kloster Lorsch den Besitz von drei Huben, eine Mühle usw. in Gernsheim.
- Um 1200 Grundbesitz des Klosters Lorsch in Gernsheim
- 1356 Streit zwischen St. Viktor in Mainz und der Gemeinde Gernsheim wegen eines Teils der Weide un des Bruchs
- 1435 besitzt Heinrich von Stahnheim 1/2 Wildhube.
- 1495 verkaufen die Erben der verstorbenen Else Resselhut deren Haus, Hof, Scheuer und Zubehör um 186 fl. an das Domkapitel in Mainz.
- 1514 Güter des Kloster Eberbach im Erbeswinkel und zu Frenkfelt in der Gemarkung Gernsheim
- 1779 Erbbestandsgut des Kloster Lorsch mit 53 Morgen Äckern und 78 Morgen Weinberg
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 908: ecclesia
- 1390: Burgkapelle
- Pfarrkirche, Burgkapelle, Maria Einsiedel (Wallfahrtskapelle)
Patrozinien
- Maria Magdalena (Pfarrkirche); Maria (Einsiedel)
Patronat
Vor 908 Liutfried. Comes, danach Kloster Lorsch
Ab 1232 Erzstift Mainz
1326 Mainzer Domkapitel inkorporiert
Bekenntniswechsel
Evangelische Bewegung um 1525 belegt.
Der Ort blieb katholisch, erste evangelische Pfarrei 1845.
Kirchliche Mittelbehörden
St. Viktor in Mainz; Bensheim
Juden
Mitte des 15. Jahrhundert sind Juden im Ort ansässig. 1828: 52, 1871: 90, 1925: 30, 1932/33: 30 Juden.
In der Schafstrasse 13 lag die Synagoge. Zudem gab es eine Mikwe.
Kultur
Schulen
1807 Katholische Volksschule mit drei Lehrern, seit 1845 evangelische Volksschule, seit 1865 Höhere Bürgerschule, seit 1895 Realschule, später Realgymnasium; 1907 Mädchenfortbildungsschule; zwei neue Schulhäuser von 19010
Wirtschaft
Fischerei (1468 Fischereigerechtigkeit), Landwirtschaft, Schifffahrt, Handwerksbetriebe bilden Grundlage der Wirtschaft; 15.-19. Jahrhundert Goldwäscherei, Kalk- und Backsteinbrennerei
um 1800 Tabakfabrik, seit 1860 Kartoffel-, Mehl-, Malzfabrik
seit 1830 Hafenanlage für Rheinschifffahrt, besonders Kogletranspot
Mühlen
1071: bestätigt Heinrich IV. dem Kloster Lorsch den Besitz einer Mühle in Gernsheim
1528,1927: Heckenmühle
1534: Schlossmühle
1579: Heckenmul
15.-19. Jahrhundert Rheinmühlen
Markt
1495: Marktrechtsverleihung durch Kaiser Maximilian, Bestätigung 1607 durch Kaiser Rudolf und 1654 durch Kaiser Ferdinand
drei Jahr- und Viehmärkte neben Wochenmarkt
Zoll
Rheinzoll und Guldenweinzoll
Nachweise
Literatur
- Müller, Starkenburg, S. 217-224
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 513
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 109
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 95
- Gernsheim am Rhein
- Becker, Artikel Gernsheim, in: Hessisches Städtebuch, S. 190
- Schuler, Geschichtliches um Gernsheim
- Gernsheim am Rhein 600 Jahre
- Hessisches Städtebuch, S. 190
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 90f.
- Germania Judaica 3/1, S. 434
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933. Herausgegeben von der Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden, S. 380
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 84
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Gernsheim, Groß-Gerau“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/13720_gernsheim> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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