Pfungstadt

Die Lage von Pfungstadt im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lagebezug
8,5 km südwestlich von Darmstadt
Lage und Verkehrslage
Am Modaubach in der Übergangszone von Ried und Odenwald gelegen. Nebenbahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main – Heidelberg ("Main-Neckar-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 20.12.1886).
Ersterwähnung
785
Historische Namensformen
- Phungestat (785) [Codex Laureshamensis II, Nr. 214]
- Phungestat (804)
- Phungestetero marcha, in (829)
- Fungestat (1113)
- Pungestat (1229)
- Pungestait (1292)
- Pungistad (1310)
- Pungstat (1318)
- Pungestad (1321)
- Pungstat (1355)
- Pungstaid (1356)
- Phongstad (1393)
- Pungstat (1403)
- Pfungstat (1424)
- Punckstate (1455)
- Pungstat
- Punckstadt (1486)
- Püngstadt (1487)
- Pongstait (1493)
- Pfingstat (1519)
- Pfündtstadt (1542)
- Pfingstatt
- Pfungstatt (1777)
Bezeichnung der Siedlung
- 1886: Stadtrechtsverleihung
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Wüstung Haselach
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3471327, 5518593
UTM: 32 U 471263 5516825
WGS84: 49.80319° N, 8.600653° O
Statistik
Ortskennziffer
432018040
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 14086, davon 6503 Acker, 1316 Wiesen, 5534 Wald
- 1961 (Hektar): 3412, davon 1511 Wald (= 44.28 %)
Einwohnerstatistik
- 1629: 202 Hausgesessene
- 1695: 44 Mann
- 1829: 2799 Einwohner
- 1961: 13064, davon 9442 evangelisch (= 72.27 %), 3083 katholisch (= 23.60 %)
- 1970: 17075 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- in Phungestetero marcha (829)
- zeitweise eigenes Amt
- 1571: Amt Darmstadt
- 1714: Amt Seeheim
- 1783: Amt Darmstadt
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Obere Grafschaft Katzenelnbogen, Oberamt Darmstadt, Amt Pfungstadt
- 1803: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Provinz Starkenburg, Amt Pfungstadt
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Pfungstadt
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Bensheim
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Heppenheim
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Darmstadt
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Darmstadt
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Darmstadt
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Darmstadt
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Darmstadt-Dieburg
Altkreis
Darmstadt
Gemeindeentwicklung
31.10.1937: Umgemeindung eines Teils von Pfungstadt nach Allmendfeld Für die Gemeindeentwicklung seit Einführung der hessischen Gebietsreform s. Pfungstadt. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Pfungstadt.
Gericht
- Eigenes Centgericht
- 1821: Landgericht Zwingenberg
- 1853: Landgericht Darmstadt
- 1879: Amtsgericht Darmstadt II
- 1932: Amtsgericht Darmstadt
Herrschaft
- 1886 Stadtrechtsverleihung durch Großherzog Ludwig IV. von Hessen
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 785 schenkt Werinheri dem Kloster Lorsch acht Mansen nebst Zubehör, darunter drei Mühlen und zwei Mühlplätze. 1113 bestätigt König Heinrich V. der Celle Michelstadt den Besitz von anderthalb Mansen in Pfungstadt.
- 1318 fällt das Dorf bei der Mutscharung der Grafen von Katzenelnbogen mit allen Rechten, Gütern und Leuten dem Grafen Eberhard von Katzenelnbogen zu. 1420 belehnt Erzbischof Konrad von Mainz den Grafen Johann von Katzenelnbogen mit dem Dorf und Zubehör. 1479 an die Landgrafschaft Hessen.
- 1571 hat der Landgraf von Hessen die hohe Obrigkeit. 1583 Erneuerung des kurmainzischen Mannlehens für Hessen.
Zehntverhältnisse
Bis 1277 ist der Zehnte Mainzer Lehen derer von Erbach, dann an die von Starkenburg verkauft.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1277: Ortskirche erwähnt
- 1288: Archipresbiter
Patrozinien
- Martinus; Maria; Katharina (Altäre)
Pfarrzugehörigkeit
Wüstung Haselaha sowie die Orte Eich und Hahn
Patronat
1277 sind die Schenken von Erbach mit dem Patronatsrecht belegt.
1357 ist es an die von Wallbrunn verlehnt, 1384 als mainzisches Lehen bezeugt.
Nach 1714 durch Kauf an die Landgrafen.
Diakonische Einrichtungen
Diakonissen in Gemeindestation 1894 – 1904, im Kindergarten 1894 – 1904; nach Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen um 1900 hat der Verein für Gemeindepflege zwei Diakonissen aus Darmstadt angestellt für die Gemeindearbeit und drei für den Kindergarten; in der Kleinkinderschule, einem eigenen Haus, wohnen auch die fünf Diakonissen; 1928 werden noch drei Diakonissen erwähnt; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1 Kraft
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Nikolaus Gaul ab 1528, war 1516-1528 katholischer Priester in Pfungstadt.
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat St. Viktor in Mainz, Landkapitel Bensheim
Juden
1770: 12, 1828: 122, 1871: 236, 1900: 174, 1910: 91, 1925: 77 Juden
Synagoge in der Hillgasse 8
1857 Gründung einer höheren Lehranstalt
Kultur
Schulen
1561 Gründung einer Schule; 1748 Aufteilung in eine Jungen- und eine Mädchenschule; um 1880 Höhere Bürgerschule; 1888 Gründung der Lessingschule (Volksschule), 1897 Schillerschule (Volksschule), 1907 Goetheschule (Volksschule) bereits mit Schwimmbad, 1953 Friedrich-Ebert-Schule (Volksschule)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
1571 gehören zur Cent Pfungstadt die Orte: Pfungstadt, Griesheim, Eschollbrücken, Hahn, Eich, Eberstadt, Nieder-Ramstadt, Nieder-Traisa, Waschenbach und Nieder-Beerbach.
Zur Cent gehören: Pfungstadt, Griesheim, Eschollbrücken, Hahn, Eich, Eberstadt, Nieder-Ramstadt, Nieder-Traisa, Waschenbach, Nieder-Beerbach, Haselaha (wüst), Dunkelbach (wüst) und Reckershausen (wüst); Centgericht bis 1821
Landwirtschaft und im 16. Jahrhundert Weinbau bilden Grundlagen der Wirtschaft; seit dem 18. Jahrhundert Aufbau von Gewerbebetrieben: Wollmanufaktur, Krappfabrik, Zucker-, Ultramarin-, Zigarren-, Streichholz-, Papier- und Puppenfabriken, Brauerei und Torfgewinnung.
Um 1956 Vielzahl an Fabriken: Baugewerbe, Baustofferzeugung, Brauerei und Malzfabrik, Chemische Fabriken, Elektrotechnische Fabrik, Gummiwaren-, Herd-, Ofen- und Kartonagenfabriken, Metallverarbeitung und Maschinenfabriken, Polstermöbel-, Matratzenherstellung, Zündholzfabriken
Mühlen
In der Ortslage: Schmeihmühle, Appelsmühle, Untere Krapp-Mühle, Obere Krapp-Mühle und Streh-Mühle. Diese Mühlen sind in der Generalstabskarte des Großherzogtums Hessen (1832-1850) eingetragen. Außerhalb der Ortslage befanden sich die Galgen- und die Bornmühle (s. eigene Artikel). 1570 bestanden 10, 1639 vierzehn, im 19. Jahrhundert elf Mühlen, an die die umliegenden Dörfer bis zum Rhein liefern mussten.
Nachweise
Literatur
- Wilhelm Becker, Artikel Pfungstadt, in: Hessisches Städtebuch, S. 363-364
- Müller, Starkenburg, S. 558-563
- Hessisches Städtebuch, S. 363-364
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 143
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 171
- Denkmaltopographie Landkreis Darmstadt-Dieburg, S. 441-449
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 530
- Diehl, Hessen-darmstädtisches Pfarrer- und Schulmeisterbuch, S. 48ff.
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 9
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.2
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
- Urkataster+
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Pfungstadt, Darmstadt-Dieburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/13528_pfungstadt> (aufgerufen am 27.11.2025)
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