Obernburg

Die Lage von Obernburg im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5 km südöstlich von Korbach
Lage und Verkehrslage
Kleines Dorf mit einfachem Grundriss und geringer Siedlungsdichte auf der Höhe des Ittertales. Die Kirche im Südwesten war auf die Obere Burg Itter auf dem Weißenstein ausgerichtet.
Ersterwähnung
1278
Siedlungsentwicklung
Den Untersuchungen von Klaus Sippel zufolge gab es in der ersten Hälfte des 13. Jarhrhunderts unter dem auf mainzischer Seite stehenden Edelherr Konrad von Itter Bestrebungen, unterhalb der Burg eine Stadt zu errichten, für die er die Bezeichnungen Stadtwüstung Itter oder Obernburg vorschlägt. Für diese These sprechen eine starke Befestigung mit Wall und Graben sowie die Lage der Kirche.
Historische Namensformen
- Obernburg, de (1278) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 330, Nr. 672= Kopp, Itter Beilage Nr. 32, S. 206 (fälschlich zu 1270)]
- Oberenburg (1309) [Klosterarchive 6: Kloster Haina, Bd. 2,1, S. 52-53, Nr. 135]
- Overenburch, in (1310) Wenck, Hessische Landesgeschichte 2,1 Urkundenbuch Nr. 268, S. 268]
- Obernburgk (1585) [Der ökonomische Staat 2, S. 84]
- Obernburg (1596) [Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 356]
- Obernburg (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Itter, Obere Burg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Lauterbach, Hof (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1883
Älteste Gemarkungskarte
1850
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3493479, 5677515
UTM: 32 U 493408 5675684
WGS84: 51.232496° N, 8.905578° O
Statistik
Ortskennziffer
635019110
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 956, davon 556 Acker, 42 Wiesen, 336 Wald
- 1885 (Hektar): 409, davon 268 Acker (= 65.53 %), 22 Wiesen (= 5.38 %), 94 Holzungen (= 22.98 %)
- 1961 (Hektar): 409, davon 56 Wald (= 13.69 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 6 Haushaltungen
- 1629: 7 Haushaltungen
- 1742: 6 Haushaltungen
- 1885: 203, davon 201 evangelisch (= 99.01 %), 2 katholisch (= 0.99 %)
- 1961: 372, davon 301 evangelisch (= 80.91 %), 65 katholisch (= 17.47 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 14./15. Jahrhundert: Herrschaft Itter
- 1567: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Herrschaft und Gericht Itter
- 1585: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Herrschaft und Gericht Itter
- 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Herrschaft und Gericht Itter
- 1648/50: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Herrschaft Itter
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Herrschaft Itter
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Itter
- 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Herrschaft Itter
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Vöhl
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Vöhl
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg (bis 1886 noch als Amtsbezirk/Verwaltungsamt Vöhl)
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Frankenberg
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1974 Eingliederung in die Gemeinde Vöhl.
Gericht
- 14./15. Jahrhundert: Gericht Itter
- 1821: Landgericht Vöhl
- 1867: Amtsgericht Vöhl
- 1932: Amtsgericht Korbach
Herrschaft
- Das Dorf gehört zunächst zum Kern der Herrschaft Itter, die sich im Spätmittelalter in einem zwischen den Erzbischöfen von Mainz, den Landgrafen von Hessen und den Grafen von Waldeck ausgetragenen Konflikt um die Landeshoheit befindet. 1356/57 kommt es zur Eroberung der Burg Itter durch die Konkurrenten, die sich die Herrschaft Itter in der Folge teilen. Die Herrschaft wird von Mainz, den Grafen von Waldeck und den Landgrafen von Hessen als Pfand ausgegeben, namentlich an die Familie der Wölfe von Gudenberg. Im 16. Jahrhundert gelangen die Herrschaft Itter und Obernburg endgültig an Hessen, das sich zuletzt gegenüber den Grafen von Waldeck durchzusetzen vermag.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- s. Herrschaft
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1278: Pleban
- Schlichter spätromanischer Saalbau mit Westturm und quadratischem Chor um 1200 entstanden. Restaurierung 1969-72
Pfarrzugehörigkeit
1353 gehört der Ort Thalitter zur Pfarrei Obernburg, die Kreuzkapelle neben der Burg aber zur Diözese Mainz. 1585 gehören Dorf- und Thalitter sowie der Hof Lauterbach zur Pfarrei. Dorfitter ist 1871 und später Filialgemeinde, Thalitter als äqualiter uniert, 1925 und später Vikariatsgemeinde. So auch 1994.
1717 wird für die "Bergfreiheit zu Thal Itter" eine Bergpredigerstelle errichet, die bis 1814 besteht.
Patronat
1568 werden die Wölfe von Gudenberg in einem Inventar der Pfarrei als Patrone bezeichnet, doch beanspruchten die Landgrafen die Collatur mit Erfolg.
Diakonische Einrichtungen
1932 - 1954, 1957 - 1962, 1977 - 1987 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Obernburg-Itter Pfarrarchiv Obernburg-Itter)
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Johannes Kremer (Mercator) ca. 1550-1554
Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Bistum Paderborn, Archidiakonat Horhausen (Niedermarsberg)
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Klaus Sippel, Stadtwüstung vor der Obernburg
- Denkmaltopographie Landkreis Waldeck-Frankenberg, Bd. II, S. 763-770
- Cremer, Regierungsbezirke Gießen und Kassel, S.726
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 356-357
- Günther, Bilder Vorzeit, S. 335
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 150
- Wagner, Wüstungen im Großherzogthum Hessen, Provinz Oberhessen, S. 403-404
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 529
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 228f.
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Obernburg, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1348_obernburg> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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