Altenlotheim

Die Lage von Altenlotheim im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
11 km nordöstlich von Frankenberg (Eder)
Lage und Verkehrslage
Kleines geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrißmerkmalen beiderseits der Lorfe, einem kleinen Nebenfluss der Eder. Kirche in zentraler Lage. Verbindungsstrasse L 3085 nach Frankenau und Schmittlotheim.
Ortsform
Dorf
Ersterwähnung
1254
Siedlungsentwicklung
Vgl. auch Kirchlotheim.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Bei den Namensformen ohne Bestimmungswort ist eine Zuordnung zu Altenlotheim oder Kirchlotheim nicht eindeutig möglich.
Historische Namensformen
- Lotheim, in (1081) [Fälschungen um 1100 HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 585 und HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 586. Druck UB Mainz 1, S. 253-258, Nr. 358]
- Loitheim, de (1254) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 137-138, Nr. 232]
- Lotheim veteri (1258) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 158-159, Nr. 275-276]
- veteri Loitheim (1265) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 232, Nr. 438]
- Aldin Lotheim (1270) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 283, Nr. 552]
- superioris Lotheym (1284) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 357, Nr. 734]
- Aldinlotheim (1290) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 377, Nr. 781]
- Aldinlothem, in (1311) [Westfälisches Urkundenbuch 9: Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, S. 440-441, Nr. 945]
- Aldenlotheym, in (1323) [Klosterarchive 6: Kloster Haina, Bd. 2,1, S. 143, Nr. 365]
- Lotheim (inferiori et) superiori; antiquo Lotheim (1354) [Klosterarchive 6: Kloster Haina, Bd. 2,1, S. 241, Nr. 621]
- Alten Lotheim (1585) [Der ökonomische Staat 2, S. 84]
- Alt Lotheim (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 17]
- Altenlotheim (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1260)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- Vgl. auch Kirchlotheim.
Umlegung der Flur
1906-1909
Älteste Gemarkungskarte
1800
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3494323, 5666015
UTM: 32 U 494251 5664189
WGS84: 51.129135° N, 8.917845° O
Statistik
Ortskennziffer
635010020
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 6895, davon 1428 Acker, 703 Wiesen, 4488 Wald
- 1885 (Hektar): 1726, davon 288 Acker (= 16.69 %), 181 Wiesen (= 10.49 %), 1128 Holzungen (= 65.35 %)
- 1961 (Hektar): 1733, davon 1126 Wald (= 64.97 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 48 Haushaltungen
- 1629: 41 Haushaltungen
- 1742: 56 Haushaltungen
- 1885: 486, davon 446 evangelisch (= 91.77 %), 1 katholisch (= 0.21 %), 39 Juden (= 8.02 %)
- 1961: 589, davon 542 evangelisch (= 92.02 %), 23 katholisch (= 3.90 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1265: Herrschaft Itter
- 1358: Kurfürstentum Mainz, Amt Itter / Landgrafschaft Hessen, Amt Hessenstein
- 1541: Landgrafschaft Hessen, Amt Hessenstein
- 1570: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Hessenstein
- 1585: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Herrschaft und Gericht Itter
- 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Hessenstein
- 1648/50: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Herrschaft Itter
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Herrschaft Itter
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Itter
- 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Herrschaft Itter
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Vöhl
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Vöhl
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg (bis 1886 noch als Amtsbezirk/Verwaltungsamt Vöhl)
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Frankenberg
Gemeindeentwicklung
Seit dem 01.07.1972 gehört Altenlotheim als Stadtteil zur Stadtgemeinde Frankenau.
Gericht
- 1254: Gericht Ossenbühl
- 1359: Gericht Itter
- 1570: Gericht Itter, Amt Hessenstein
- 1821: Landgericht Vöhl
- 1867: Amtsgericht Vöhl
- 1932: Amtsgericht Frankenberg
- 1933: Amtsgericht Korbach
Herrschaft
- Altenlotheim gehört seit dem 13. Jahrhundert zur Herrschaft Itter, deren Herren die Gerichtsbarkeit obliegt. Die Herrschaft gerät im 14. Jahrhundert in den zwischen den Erzbischöfen von Mainz, den Landgrafen von Hessen und den Grafen von Waldeck ausgetragenen Konflikt um die Landeshoheit. 1356/57 kommt es zur Eroberung der Burg Itter durch die Konkurrenten, die sich die Herrschaft Itter in der Folge teilen. Die Herrschaft wird vor allem von Mainz aber auch von Hessen als Pfand ausgegeben, namentlich an die Familie der Wölfe von Gudenberg. Im 1570 gehört Altenlotheim zur Grundherrschaft der Burg Hessenstein, zu der des Weiteren die ehemals Itterschen Orte Herzhausen, Harbshausen, Kirch- und Schmittlotheim sowie Ederbringhausen gehören. Letzteres ist dem Gericht Geismar zugehörig. Bei der Festlegung der waldeckisch-itterschen Grenze 1590 fällt Altenlotheim endgültig der Landgrafschaft Hessen zu.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1081 bestätigt der Mainzer Erzbischof Siegfried I. dem Kloster Hasungen die Schenkung einer Hufe in Lotheim (unklar, ob Alten- oder Kirchlotheim). 1254 erhält Kloster Haina eine Güterschenkung in Lotheim, bei dem es sich um Altenlotheim handelt. In der Folge kann das Kloster hier weiteren Besitz erwerben, u.a. 1323 vom Konvent des Johanniterhauses in Wiesenfeld, die ihn 1311 vom Edelherrn von Itter erhalten hatten.
- Nach der Aufhebung des Klosters Haina wird der Besitz landgräflich.
Zehntverhältnisse
1254 erhält Kloster Haina die Zehntrechte in Altenlotheim aus den Händen Siegfrieds, Vogt von Lotheim. 1257-1260 wird dem Kloster der Besitz des Zehnten mehrfach durch Reinhard von Itter, der ihn vom Grafen von Nassau zu Lehen trägt, bestätigt.
1354 bestätigt der Mainzer Erzbischof dem Kloster Haina den Besitz des von ihm herrührenden Zehnten u.a. in Altenlotheim.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Mittelalterlicher Vorgängerbau unbekannt, 1562-73 und 1716 erneuert. 1765 Saalbau für die 1750 niedergebrannte Kirche
Pfarrzugehörigkeit
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts zunächst mit Frankenau der Pfarrei Quernhorst verbunden, gehört Altenlotheim 1577 bis 1665 zu Frankenau. Danach als Pfarrei abgetrennt und mit Kirchlotheim verbunden, 1871 und später mit diesem als Vikariat äqualiter uniert
Bekenntniswechsel
Da vermutlich zur Pfarrei Quernhorst gehörig, Einführung der Reformation vermutlich ab 1527.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Vöhl
Juden
Statistik: 1830: 54 Personen; 1885: 10 Familien/ 41 Personen; 1905: 44 Personen; 1932/33: 22 Personen
1846 besaß die Gemeinde ein gemietetes Betlokal im Privathaus; 1850 Umbau eines Hauses zur Synagoge bzw. Betsaal. Seit 12.2.1866 existierte eine Elementarschule im Ort mit ca. 20 Kindern, diese ist auch noch 1908 nachweisbar. 1927 existierte sie wohl nicht mehr.
Gemeinde verfügte über Friedhof und Mikwe.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
1854 gehören 2 Mühlen zur Gemarkung. Die Oberste Mühle (auch: Möllersche Mühle) am Südostradn von Altenlotheim an einen Betriebsgraben der Lorfe (1 oberschlächtiger Mahlgang), Sägewerk seit 1938 nicht mehr in Betrieb, Wasserrad 1957 nicht mehr vorhanden. Zur Untersten Mühle s. Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Landkreis Waldeck-Frankenberg, Bd. II, S. 272-279
- Frankenau 1981,
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 310,
- Weiss, Gerichtsverfassung in Oberhessen, S. 215-217,
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 135
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 36
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933. Herausgegeben von der Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden, S. 191
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Altenlotheim, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1313_altenlotheim> (aufgerufen am 25.11.2025)
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