Heppenheim (Bergstraße)

Die Lage von Heppenheim (Bergstraße) im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lage und Verkehrslage
Kleinstadt an der Bergstraße mit unregelmäßigem Grundriss an den westlichen Hängen des Odenwaldes im Übergang zur Rheinebene. Drei, vom Osten aus dem Odenwald hervortretende Bäche prägen die Siedlungsstruktur: Hambach, Stadtbach und Erbach (v. Nord n. Süd). In den teilweise schluchtartigen Tälern bildet sich am Stadtbach die Vorstadt Heppenheims, am Ham- und Erbach die gleichnamigen Stadtteile. Mittelalterliche Siedlungsursprünge mit Pfarrkirche an den auslaufenden Berghängen südlich des Stadtbachs. Zwischen Hambach und Stadtbach erhebt sich auf dem Schlossberg die Burgruine Starkenburg aus dem 11. Jahrhundert über die Stadt. „Kleiner Markt“ in der nordwestlichen Altstadt seit jeher bedeutender Knotenpunkt der „strata montana“ in Nord-Süd-Richtung und der Siegfriedstraße/B 460 (Lorsch-Odenwald) in West-Ost-Richtung. B 3 Frankfurt-Heidelberg und parallel westlich dazu verlaufende Eisenbahnstrecke verläuft von Nord nach Süd durch die Stadt. Weiter im Westen A 5 Frankfurt-Heidelberg. Im Mittelalter und Frühen Neuzeit wichtige Zwischenstation für Händler auf dem Weg zur Frankfurter Messe. Einstige Posthalterei des Thurn‘- und Taxis‘schen Posthofes des Postkurses Frankfurt-Heidelberg aus dem späten 16. Jahrhundert am Knotenpunkt B 3/B 460. Siedlungsentwicklung ab dem späten 19. Jahrhundert zwischen östlichen Hanglagen und westlich verlaufender Bahnstrecke. Modernere Siedlungsentwicklung von Norden über Westen bis Südwesten. Gewerbegebiet im Nordwesten, Industriegebiet im Westen bis unmittelbar zur A 5. Alle Stadtteile Unter- und Ober-Hambach, Kirschhausen, Sonderbach, Mittershausen-Scheuerberg, Igelsbach, Wald-Erlenbach, Erbach und Ober-Laudenbach östlich von Heppenheim in den Tälern des vorderen Odenwaldes gelegen. Bahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main – Heidelberg ("Main-Neckar-Bahn";1846) (Inbetriebnahme der Strecke 22.6.1846, 1.8.1846). Endbahnhof der Eisenbahnlinie Lorsch – Heppenheim (Inbetriebnahme der Strecke 1.4.1903) (Strecke zwischen 1938 und 1958 stillgelegt).
Ersterwähnung
755/56
Historische Namensformen
- Heppenheim (755/56) (Codex Laureshamensis II, Nr. 429)
- Hephenheim (773, 1071, 1195, 1210-1220)
- Hepphenheim (773)
- Heppeneheim (1113)
- Heppenheim (1314)
- Heppinheim (1362)
- Heppfenheim (1428)
- Hepphenheim (1428)
- Klein-Heppenheim im Hambacher Tal
Bezeichnung der Siedlung
- 755/6 uilla Hepphenheim im Lorscher Codex
- 1330: stad (Regesten der Stadt Heppenheim Nr. 148)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3474384, 5500592
UTM: 32 U 474319 5498831
WGS84: 49.641486° N, 8.6443° O
Statistik
Ortskennziffer
431011030
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 12245, davon 4281 Acker, 3559 Wiesen, 3465 Wald, 566 Weinbergsland
- 1961 (Hektar): 2948, davon 882 Wald (= 29.92 %)
Einwohnerstatistik
- 1623: 204 Bürger
- 1806: 3190 Einwohenr
- 1829: 3654 Einwohner
- 1961: 13876, davon 3484 evangelisch (= 25.11 %), 10074 katholisch (= 72.60 %)
- 1970: 16815 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Oberamt Starkenburg, Amtsvogtei Heppenheim
- 1803: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Provinz Starkenburg, Amtsvogtei Heppenheim
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Heppenheim
- 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Heppenheim
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Heppenheim
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Heppenheim
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim
- 1938: Deutsches Reich, Land Hessen, Landkreis Bergstraße (Umbenennung)
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Bergstraße
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Bergstraße
Altkreis
Bergstraße
Gemeindeentwicklung
Für die Gemeindeentwicklung seit Einführung der hessischen Gebietsreform s. Heppenheim (Bergstraße). Sitz der Gemeindeverwaltung ist Heppenheim (Bergstraße).
Gericht
- 1821: Landgericht Lorsch
- 1879: Amtsgericht Lorsch
- 1934: Amtsgericht Bensheim
Herrschaft
- Bürger werden erstmals in einer Mainzer Urkunde erwähnt, die vor dem 10. Oktober 1318 zu datieren ist. (Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1,1, Nr. 2053). 1330 bekennen Burgmannen, der Schultheiß, die Schöffen und die Bürger der Stadt Heppenheim (Heppinheim), dass sie Wiesen ihrer Allmende an den Ritter Hartmut V. von Kronberg, seine Ehefrau Margarethe und ihre Erben für 80 Pfund Heller, die bereits bezahlt sind, auf ewig verkauft haben. Die Urkunde ist mit dem Siegel der Stadt versehen (Regesten der Stadt Heppenheim Nr. 148)
Besitz
Zehntverhältnisse
Um 1200 hat das Kloster Lorsch decimas in palude
1522: Zehnten des Domstifts in Mainz
1540: Zehntherrn: Echter, Dalberg, Helmstadt
Ortsadel
von Heppenheim
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 755: basilica
- 1566: Burgkapelle im Amtshof
- 18. Jahrhundert Marienkapelle
Patrozinien
- Petrus (755)
Pfarrzugehörigkeit
Unter-Hambach, Ober-Hambach, Kirschhausen, Erlenbach, Sonderbach, Erbach, Scheuerberg und Mittershausen als Filialen
Patronat
773: an Kloster Lorsch
1232: an Erzstift Mainz
1265: dem Domstift von Erzbischof Werner geschenkt
Diakonische Einrichtungen
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Michael Vogler 1549-1570, zunächst noch katholischer Pfarrer in Heppenheim, dann lutherisch und zuletzt reformiert
Wiederholter Bekenntniswechsel: zunächst lutherisch, ab 1563 unter Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz reformiert, 1577 unter Kurfürst Ludwig VI. lutherisch, ab 1583 durch Pfalzgraf Johann Kasimir reformiert.
Katholischer Bekenntniswechsel: 1624, 1631 unter den Schweden wieder reformiert, 1635 wieder katholisch
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat St. Viktor in Mainz, Landkapitel Bensheim
Juden
vereinzelt im 14. und 15. Jahrhundert ansässig; danach erst wieder Mitte des 16. Jahrhunderts zwei Juden im Ort.
1828: 77, 1861: 119, 1890: 148, 1925: 124, 1932/33: 103 Juden
Die Synagoge lag am Bensheimer Weg, zudem Mikwe und Schächteramt.
Kultur
Schulen
Ende der 1550er Jahre Schule vorhanden; 1910 Volksschule mit acht Klassen, Ober-Realschule, Höhere Mädchenschule
Hospitäler
1825 Spital
Historische Ereignisse
1369: großer Brand, bei dem Heppenheim zum Großteil zerstört wurde
Wirtschaft
Acker-, Wein- und Obstanbau bilden Haupterwerbszweige seit dem Mittelalter; Bleichereien, Gerbereien und Tabakindustrie neben bedeutender Baustoffproduktion vorhanden; in den 1950er Jahren noch 32 größere Betriebe der Stein und Tonindustrie; Textil-, Holz-, Lederverarbeitung, Herstellung von Elekrogeräten, Maschinenbau
Mühlen
1399: Mühle des Albrecht von Hirschhorn
1480: Abgaben der Klostermühle an den Propst von Lorsch
1648: Hammersteinische Mühle auf der Erbach, Mühle in der Oberen Vorstadt, Mühle ober der Oberen Vorstadt
1927: Mühle im Erbacher Tal
Heinz Reitz (s. Literatur) hat im heutigen Stadtgebiet 41 Mühlen verzeichnet, also einschließlich Kirschhausen, Mittershausen, Ober-Laudenbach, Unter- und Ober-Hambach sowie Wald-Erlenbach. In der eigentlichen Stadtgemarkung sind hier 18 Mühlen verzeichnet.
Zoll
1648: Zollstätte zur Erhebung der herrschaftlichen Gülten und des Landzolls
Nachweise
Literatur
- Regesten der Stadt Heppenheim
- Müller, Starkenburg, S. 103-104, 309-314
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 118
- Buchmann, Burgen der Bergstraße 2. Aufl., S. 165-166
- Backes, Hessen 2. Aufl., S. 406
- Einsingbach, Kreis Bergstraße , S.211-215
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 562
- Sante, Hessen. 2. Aufl., S. 209-212, hier S. 211
- Wilhelm Becker, Artikel Heppenheim, in: Hessisches Städtebuch, S. 227-228
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 112
- Denkmaltopographie Landkreis Bergstraße 1, S. 514-814
- Heinz Reitz, Mühlen wiederentdeckt. Dokumentation der Mühlenstandorte im Kreis Bergstraße, S. 171-230
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die Provinz Rheinhessen, S. 59ff., 341ff.
- Germania Judaica 3/1, S. 544
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933. Herausgegeben von der Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden, S. 382
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 97
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Heppenheim (Bergstraße), Bergstraße“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/13093_heppenheim-bergstrasse> (aufgerufen am 25.11.2025)
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