Birkenau

Die Lage von Birkenau im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
10 km südöstlich von Heppenheim
Lage und Verkehrslage
Ort mit unregelmäßigem Grundriss im Weschnitztal 2 km östlich von Weinheim an der badischen Grenze. Liebersbach, Kallstädter Bach und weitere kleine Bäche münden in Birkenau in die Weschnitz. Waldgebiete im Süden und Westen. L 3408 verläuft von Nordosten nach Süden durch den Ort. Abzweigung dieser in Ortsmitte nach Westen in Richtung Weinheim. Bahnhof der Linie Weinheim-Fürth/Odw. In zentraler Lage. Die Stadtteile Nieder-Liebersbach, Reisen und Hornbach im Norden sowie Kallstadt und Löhrbach im Osten liegen alle an den umliegenden Gewässern. Bahnhof der Eisenbahnlinie Weinheim – Fürth ("Weschnitztalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.7.1895) bis zur Stilllegung der Strecke am 23.9.1966.
Ersterwähnung
773
Historische Namensformen
- Birkenowa (773, 795)
- Birkenouua, cella (846)
- Birchenowa, villa (877)
- Birkenouua (897)
- Prechauwe (1392)
- Birkenau (1392)
- Pirckenauwe (1392)
- Birkenauwe (1437)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- In der Nähe des heutigen Schlosses wird eine Wasserburg vermutet, die heute verschwunden ist.
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3479032, 5491631
UTM: 32 U 478965 5489874
WGS84: 49.561097° N, 8.709131° O
Statistik
Ortskennziffer
431004010
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 3053, davon 1485 Acker, 224 Wiesen, 1231 Wald
- 1961 (Hektar): 763, davon 243 Wald (= 31.85 %)
Einwohnerstatistik
- 1829: 1172 Einwohner
- 1961: 4503, davon 2571 evangelisch (= 57.10 %), 1718 katholisch (= 38.15 %)
- 1970: 5308 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1787: Freiherr Wamboldt von und zu Umstadt, Amt Birkenau (Mannlehen von Kurmainz)
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Birkenau
- 1812: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Waldmichelbach
- 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Patrimonialgericht Birkenau (Freiherren von Wambolt)
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Lindenfels
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim (Umbenennung)
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Heppenheim
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Lindenfels
- 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim
- 1938: Deutsches Reich, Land Hessen, Landkreis Bergstraße (Umbenennung)
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Bergstraße
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Bergstraße
Altkreis
Bergstraße
Gemeindeentwicklung
Für die Gemeindeentwicklung seit Einführung der hessischen Gebietsreform s. Birkenau. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Birkenau.
Gericht
- 1820: Patrimoniagericht Birkenau
- 1821: Landgericht Fürth
- 1879: Amtsgericht Fürth
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1806: an Hessen
Ortsadel
von Birkenau
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 846: cella
- 1387: Pfarrei
Patrozinien
- Maria (Assumptio)
Pfarrzugehörigkeit
Mörlenbach
Patronat
Wambold von Umstadt
1392: Pfalz
1632: Kloster Lorsch
Diakonische Einrichtungen
1901 – 1963 Diakonissen aus dem Elisabethenstift in Darmstadt arbeiten in der Gemeindepflege, im Kindergarten 1905 - 1941, 1945 – 1961 (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021) ; Gemeindehaus 1907 erbaut mit Kleinkinderschule, Schwesternwohnung; Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen nennt für 1928 das Gemeindehaus, Kleinkinderschule, Schwesternstation; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1, ein Kindergarten mit 1 Arbeitskraft, weitere Schwesternstation in Ober-Mumbach/Birkenau (1)
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Leonhard Unselt vor 1554 bis nach 1570
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat Neuhausen, Landkapitel Weinheim
Juden
Eine jüdische Gemeinde existierte im Ort bereits seit dem 17. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert (1717) wurde in der Gemeinde ein jüdischer Friedhof angelegt. Im 19. Jahrhundert verfügte die Gemeinde über eine Synagoge, eine Religionsschule und eine rituelles Bad. 1770 fand der Gottesdienst noch in einem Privathaus statt, ehe Anfang des 19. Jahrhunderts ein eigenes Gebäude hierfür genutzt wurde. 1853 brannte dieses jedoch und konnte danach nicht mehr genutzt werden. 1859 wurde nach mehrjähriger Planung und Bauzeit die neue Synagoge eingeweiht. Sie lag in der Obergasse nahe des Rathauses. 1872 lebten 120 Juden im Ort, allerdings gingen danach die jüdischen Einwohnerzahlen zurück. Besonders nach 1933 verließen viele junge Juden den Ort - die jüdische Einwohnerzahl lag 1932/33 bei 37 Personen. 1938 wurde die Synagoge sowie die Wohnungen von Juden verwüstet. Zuletzt lebten die noch gebliebenen Juden im "Judenhaus" in der Untergasse 14. Sie wurden 1942 deportiert. (alemannia-judaica)
Kultur
Schulen
vor 1618 besteht bereits eine Schule; 1910 evangelische Schule mit vier Klassen, katholische Schule mit einer Klasse, Privatschule für Mädchen, Schulhaus von 1906
Wirtschaft
Mühlen
Heinz Reitz (s. Literatur) hat 9 Mühlen verzeichnet
Nachweise
Literatur
- Müller, Starkenburg, S. 75-76
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 97
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 561-562
- 1200 Jahre Birkenau, S. 189-193
- Einsingbach, Kreis Bergstraße , S. 144-147
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 60
- Heinz Reitz, Mühlen wiederentdeckt. Dokumentation der Mühlenstandorte im Kreis Bergstraße, S. 80-109
- Cramer, Baden-Württembergisches Pfarrerbuch I, 1, S. 95
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933. Herausgegeben von der Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden, S. 378
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die hessisch-darmstädtischen Souveränitatslande, S. 478
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 93
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Birkenau, Bergstraße“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/13052_birkenau> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/13052