Laisa

Kirche Laisa, Unbekannt
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
14 km südwestlich von Frankenberg (Eder)
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem, regelhaftem Grundriss und lockerer Bebauung im Anschluss an die Kirche im Osten. Im Nordwesten tangiert die B 253 den Ort.
Ersterwähnung
778
Siedlungsentwicklung
Nach einem großen Brand im Jahre 1868, der nahezu das gesamte Dorf zerstörte, wurde das Wegenetz beim Wiederaufbau begradigt und durch den noch heute vorhandenen planmäßigen Grundriss ersetzt.
Historische Namensformen
- Lihesi, in loco qui dicitur (778) [Annales regni Francorum, hrsg. von F. Kurze, MGH Scriptores 7: Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum 6, S. 52]
- Lichisin, in (802/17) [2. Hälfte XII Jh., Codex Eberhardi Band 1, S. 240 [99], fol. 145rb = Dronke, Traditiones, Capitulum 6, Nr. 99]
- Liêse, in (831/50) [2. Hälfte XII Jh., Codex Eberhardi Band 1, S. 245 [140], fol. 147vb = Dronke, Traditiones, Capitulum 6, Nr. 140]
- Treisa, de (1238) [Falck, Mainzer Regesten 1, Nr. 898, S. 477-478]
- Lesen, de (1290) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 380-381, Nr. 791]
- Lyse, in (1291) [Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1,1, S. 39, Nr. 235]
- Lisen, in (1296) [HStAM Best. Urk. 13 Nr. 5441]
- Lysen, hodie Leysen (1296) [Scriba, Regesten Urkunden Hessen 2, S. 67, Nr. 857]
- Leysen (1577) [HStAM Bestand S Nr. 40, fol. 43]
- Leussa (1712)
- Leysen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 17]
- Leisa [Niveaukarte Kurfürstentum Hessen 1840-1861]
Bezeichnung der Siedlung
- vicus (1296)
- Dorf (1577)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1927/28, 1930
Älteste Gemarkungskarte
1873
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3474279, 5651184
UTM: 32 U 474215 5649364
WGS84: 50.995275° N, 8.632571° O
Statistik
Ortskennziffer
635004050
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 3052, davon 1491 Acker (= 48.85 %), 570 Wiesen (= 18.68 %), 857 Wald (= 28.08 %)
- 1885 (Hektar): 763, davon 329 Acker (= 43.12 %), 134 Wiesen (= 17.56 %), 208 Holzungen (= 27.26 %)
- 1961 (Hektar): 763, davon 222 Wald (= 29.10 %)
Einwohnerstatistik
- 1577: 39 Haushaltungen
- 1629: 32 Haushaltungen
- 1712: 46 Haushaltungen
- 1885: 390 evangelisch, 0 katholisch
- 1961: 507, davon 445 evangelisch (= 87.77 %), 50 katholisch (= 9.86 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- wohl bis 778: Lahngau
- ab 778: Hessengau
- Um 1400: Amt Battenberg
- 1238: Grafschaft Battenberg bzw. Stiffe
- 1464: Landgrafschaft Hessen, Amt Battenberg
- 1577: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Battenberg, Landgericht Battenberg
- 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Battenberg
- 1650: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Battenberg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Battenberg
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Battenberg
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Battenberg
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen,Kreis Biedenkopf
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Hinterlandkreis
- 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Frankenberg
Gemeindeentwicklung
Am 01.02.1971 als Stadtteil in die Stadt Battenberg (Eder) eingemeindet.
Gericht
- 1238: Centa de Treisa in der Grafschaft Stiffe (-Battenberg)
- 1291: cum iudiciis in Laisa
- um 1400: Gericht Laisa (daß gerichte tzo lisen)
- 1577: Landgericht Battenberg
- 1821: Landgericht Biedenkopf
- 1835: Landgericht Battenberg
- 1867: Amtsgericht Battenberg
- 1945: Amtsgericht Frankenberg-Eder
- Auf eine ehemalige Richtstätte deutet der 1833 belegte Flurname Galgenberg.
Herrschaft
- 1238 verkaufen die Grafen Siegfried III. von Battenberg und seine Brüder, die Grafen Widekind II. und Werner II. dem Mainzer Erzbischof Siegfried III. jeweils die Hälfte von Burg und Stadt Battenberg und der Feste Kellerberg, die dazwischen liegenden Städte sowie die Grafschaft Stift (Stiffe), in deren Grenzen das Gericht Laisa liegt. 1291 teilt Graf Hermann von Battenberg erneut mit dem Erzbischof von Mainz, wobei festgehalten wird, dass er die Gerichte Laisa und Battenfeld bislang ungeteilt besessen habe. Ende des 13. Jahrhunderts gelangen Burg, Stadt und Gericht Battenberg vollständig in die Hände des Mainzer Erzbischofs, der seine Rechte jedoch im 14./15. Jahrhundert mehrfach verpfändet. 1464 gelangt das Amt Battenberg an die Landgrafen von Hessen, 1583 verzichtet Mainz endgültig auf alle Ansprüche.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fulda, Kloster 802/17 überträgt Rudhart dem Kloster Fulda in den beiden Orten Wálmare und Laisa insg. 40 Morgen und 7 Manzipien. 831/50 überträgt Heriloh dem Kloster Fulda seine Güter in L. und Suabach, insg. 6 Hofstätten und 9 Huben mit Zubehörechts.- 1458 verpfänden Heinz Nastmann aus Breidenbach und Henne Kombach ihren halben Hof "auf den Gassen" zu Laisa an den Einwohner Bernhard (HStAM Bestand Urk. 43 Nr. 48). 1460 verkaufen der Buchenauer Pfarrer Hermann Grun und seine Eltern ihr Gut in Laisa an den Einwohner Hermann (HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 2984). 1489 versetzt Sibel Rode aus Moischt seinen halben Hof "auf der Gasse" an Heinrich Scheffer (HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 2985). 1501 versetzt derselbe Sibel Rode das Johannsgut an die Einwohnerin Johanschen (HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 2986). 1588 tauschen Johann Gebhard von Hatzfeld und Langraf Ludwig IV. ein Hofgut gegen einige Gefälle zu Laisa
Zehntverhältnisse
1385 verpfänden die Brüder von Biedenfeld 5/6 des Zehnten zu Laisa an einige Battenberger Bürger (HStAM Bestand Urk, 105 Nr. 11) 1387 besitzen die von Milchling zu Schönstadt die 5/6 (HStAM Bestand Urk. 105 Nr. 13) 1445 ist der Zehnt zu Laisa biedenfeldisches Lehen aus den Händen der Herren von Runkel-Westerburg 1523 verpfändet Gertrud von Biedenfeld einen Teil des Zehnten zu Laisa an einen Battenberger Bürger (HStAM Bestand Urk. 105 Nr. 187) 1524 verpfänden Gertrud von Biedenfeld und Ebert von Rollshausen einen weiteren Teil des Zehnten an das Kloster Berich (HStAM Bestand Urk. 105 Nr. 192) 1537 verpfändet Diethard von Rollshausen seine Rechte am Kirchenzehnt zu Laisa an den Einwohner Henchen Oppermann (HStAM Bestand Urk. 105 Nr. 157) 1542 verpfändet Hermann von Lehrbach ein Achtel am Kirchenzehnt an den Einwohner Ludwig Wiegand (HStAM Bestand Urk. 105 Nr. 200) 1557 löst Johann von Milchling das Achtel am Kirchenzehnt von Ludwig Wiegand ein (HStAM Bestand Urk. 105 Nr. 216) 1686 ist der Zehnt zu Laisa biedenfeldisches Lehen aus den Händen der Grafen von Solms (noch 1727 bezeugt) Nach dem Aussterben der von Biedenfeld (1770) übernehmen die Milchling von Schönstadt den Zehnten (1840-1846 belegt)
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1296: Päpstlicher Ablassbrief für die capelle in Laisa
- Mitte des 12. Jahrhunderts entstandener Vorgängerbau zu vermuten, erkennbare Substanz aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Dreisschiffige gotische Hallenkirche mit Chor von 1723
Pfarrzugehörigkeit
1577 eigenständige Pfarrei, zu der Holzhausen gehört, 1613 ist Laisa als Filial Battenberg zugehörig. Zusammen mit dem hierhin eingepfarrten Holzhausen an der Eder ist Laisa 1954 selbstständige Kirchengemeinde innerhalb der Pfarrei Battenberg.
Patronat
1577 sind die Herren von Biedenfeld Patrone (noch 1629 genannt)
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526. Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Simon Eimermann, genannt Urnarius 1559. Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Battenfeld
Juden
Statistik: 1932/33: 5 Juden Angeschlossen an die Gemeinde Battenfeld; Nutzung des dortigen Friedhofs.
Kultur
Schulen
1628 keine Schule am Ort vorhanden. 1690 erstmals Schuldiener bezeugt
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
778 schlägt ein fränkisches Aufgebot die Sachsen bei Laisa-Battenfeld.
1636 fordert die Pest 77 Menschenleben
1641 plündern katholische Truppen das Dorf
1868 Dorfbrand (142 Gebäude zerstört)
Wirtschaft
1854 gehört ein Braunsteinbergwerk zu Laisa.
Nachweise
Literatur
- Seim/Kahler, Historische Beschreibung, S.17-18
- Denkmaltopographie Landkreis Waldeck-Frankenberg, Bd. II, S. 179-185.
- Dokumentation 1200 Jahre Laisa.
- Weiss, Gerichtsverfassung in Oberhessen, S. 136, 142.
- W. Görich, Das Gefecht bei Laisa und Battenfeld. In: Heimatkalender Kreis Frankenberg, 1950, S. 59-62.
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 291-292.
- Classen, Kirchliche Organisation, S.127.
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 54.
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933. Herausgegeben von der Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden, S. 191.
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 191.
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Laisa, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1228_laisa> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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