Herzhausen

Die Lage von Herzhausen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
10 km südöstlich von Korbach
Lage und Verkehrslage
Kleines Dorf mit einfachem regelmäßigen Grundriss am an der Mündung des Itterbaches in den Edersee. Verkehrsanbindung an die westlich am Ort vorbeiführende B 252 Frankenberg (Eder)-Korbach und die von hier ausgehende L 3084 nach Vöhl. Ederbrücke im Südwesten. Bahnhof der Eisenbahnlinie Korbach – Arfeld ("Edertalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1900) bis zur Stilllegung der Strecke 1993.
Siedlungsentwicklung
1844 steinerne Ederbrücke, die 1893 durch eine breitere ersetzt wird. Dadurch verschiebt sich der Siedlungsschwerpunkt nach Südwesten. Durch den Bau der Edertalsperre um 1910 wurden einige Gebäude abgerissen und an höher gelegenen Stellen neu errichtet.
Historische Namensformen
- Herritshusen (Mitte 13. Jahrhundert) [Güterverzeichnis des Klosters Haina Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 92-93, Nr. 147]
- Herretshusen, in (um 1250) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 113, Nr. 187]
- Herritshusen (1254) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 139, Nr. 235]
- Herradeshusen, in (1259) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S.172, Nr. 305]
- Hertshusen, in (1263) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 215-216, Nr. 400]
- Herreshusen (1264) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 219, Nr. 408]
- Herteshusen (1324) [Klosterarchive 6: Kloster Haina, Bd. 2,1, S. 148-149, Nr. 381]
- Hertzhusen (1354) [Klosterarchive 6: Kloster Haina, Bd. 2,1, S. 241, Nr. 621]
- Hertzhausen (1585) [Der ökonomische Staat 2, S. 84]
- Hertzhausen (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1254)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Eilendorf
- Leihenmühle
- Ossenbühl
- Scheuermühle
- Schnürmühle
- Waldfrieden
- Ehrenburg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Umlegung der Flur
1887/88
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3492760, 5672188
UTM: 32 U 492689 5670359
WGS84: 51.184605° N, 8.895392° O
Statistik
Ortskennziffer
635019070
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 3028, davon 750 Acker, 323 Wiesen, 1592 Wald
- 1885 (Hektar): 756, davon 189 Acker (= 25.00 %), 63 Wiesen (= 8.33 %), 399 Holzungen (= 52.78 %)
- 1961 (Hektar): 756, davon 395 Wald (= 52.25 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 22 Haushaltungen
- 1742: 37 Haushaltungen
- 1885: 258, davon 256 evangelisch (= 99.22 %), 1 katholisch (= 0.39 %), 1 Juden (= 0.39 %)
- 1961: 323, davon 282 evangelisch (= 87.31 %), 33 katholisch (= 10.22 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- um 1250: Herrschaft Itter
- 1358: Kurfürstentum Mainz, Amt Itter / Landgrafschaft Hessen, Amt Hessenstein
- 1541: Landgrafschaft Hessen, Amt Hessenstein
- 1570: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Hessenstein
- 1585: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Herrschaft und Gericht Itter
- 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Hessenstein
- 1648/50: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Herrschaft Itter
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Herrschaft Itter
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Itter
- 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Herrschaft Itter
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Vöhl
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Vöhl
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg (bis 1886 noch als Amtsbezirk/Verwaltungsamt Vöhl)
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Altkreis
Frankenberg
Gemeindeentwicklung
Am 1.2.1971 schlossen sich die Gemeinden Dorfitter, Herzhausen und Thalitter zur Großgemeinde Ittertal zusammen. Am 1.1.1974 wurden die (Groß-)Gemeinden Vöhl, Ittertal und Hessenstein zur Großgemeinde Vöhl vereinigt.
Gericht
- 1359: Gericht Itter
- 1570: Gericht Itter
- 1821: Landgericht Vöhl
- 1867: Amtsgericht Vöhl
- 1932: Amtsgericht Frankenberg
- 1933: Amtsgericht Korbach
Herrschaft
- Herzhausen gehört seit dem 13. Jahrhundert zur Herrschaft Itter, deren Herren die Gerichtsbarkeit obliegt. 1264 tritt der Graf von Ziegenhain als Gerichtsherr auf. Die Herrschaft Itter gerät im 14. Jahrhundert in den zwischen den Erzbischöfen von Mainz, den Landgrafen von Hessen und den Grafen von Waldeck ausgetragenen Konflikt um die Landeshoheit. 1356/57 kommt es zur Eroberung der Burg Itter durch die Konkurrenten, die sich die Herrschaft Itter in der Folge teilen. Die Herrschaft wird vor allem von Mainz aber auch von Hessen als Pfand ausgegeben, namentlich an die Familie der Wölfe von Gudenberg. Im 15./16. Jahrhundert gelangt sie jedoch endgültig an Hessen. 1570 gehört Herzhausen zur Grundherrschaft der Burg Hessenstein, zu der des Weiteren die ehemals Itterschen Orte Harbshausen, Alten-, Kirch- und Schmittlotheim sowie Ederbringhausen gehören. Letzteres ist dem Gericht Geismar zugehörig.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Haina, Kloster Mitte des 13. Jahrhunderts erwirbt Kloster Haina Besitz in Herzhausen aus dem Besitz der Herren von Itter und Bischofshausen. In der Folge kann das Kloster den Besitz sichern und erweitern. 1324 verzichtet Konrad von Itter auf seine Rechte in Herzhausen. 1354 und 1358 bestätigt der Mainzer Erzbischof dem Kloster Haina seine Rechte in Herzhausen. 1359 bestätigen die Landleute von Herzhausen den Besitz des Klosters in Dorf und Gemarkung. Im 16. Jahrhundert fällt der Ort schließlich an die Landgrafschaft Hessen.
Zehntverhältnisse
1259 übertragen die Herren Itter dem Kloster Haina den Zehnten in Herzhausen, den sie von den Grafen von Nassau zu Lehen haben. Die Grafen von Nassau stimmen dem 1260 zu.
Kirche und Religion
Pfarrzugehörigkeit
Nach 1585 Filial von Kirchlotheim, 1925 und später eingepfarrt.
Bekenntniswechsel
Da Filial von Kirchlotheim, Einführung der Reformation vermutlich ab 1526. Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Vöhl
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Die Erwähnung von Herzhausen im Hainaer Güterverzeichnis aus der Mitte des 13. Jahrhunderts nimmt Bezug auf die Fischfang in der Eder, der von Frankenberg bis Herzhausen und von dort bis zu dem Hainbuchenstock genannten Ort dem Kloster zustand.
Mühlen
1854 wird eine Dorfmühle erwähnt, die Scheuer- und die Leihenmühle liegen in der Gemarkung (s. Siedlungsplätze). Das Wasserrad der Dorfmühle am südlichen Ortsrand mit einem Mahlgang, einem Schrotgang, einer Putzerei und einer Sichterei wird 1894 durch eine Turbine ersetzt und 1920 ausgetauscht
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Herzhausen, Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/1185_herzhausen> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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