Preungesheim

Die Lage von Preungesheim im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5 km nordöstlich von Frankfurt am Main
Lage und Verkehrslage
Siedlung mit Kern im Winkel von Gießener- und Homburger Landstraße. Ortskirche in zentraler Lage, Villenviertel und moderne Siedlungsentwicklung in Richtung Stadtzentrum von Frankfurt am Main.
Ersterwähnung
772
Historische Namensformen
- Bruningesheimer marca (772) [Kop. 2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3324a]
- Bruningesheimer marca (773) [Kop. 2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3324a]
- Bruningesheim, in; Rungeresheim, in (780-817) [Kop. 2. Hälfte XII Jh., Codex Eberhardi 1, Bl. 142ra, S. 227 Nr. 177, 179 und 180]
- Gruningenheim (780-817) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, Bl. 109va, S. 202, Nr. 39]
- Bruningen (831) [Kop. 2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3324]
- Bruningesheim, in (nach 1120) [Nachtrag Mitte 12. Jahrhundert Flug, Altmünsterkloster in Mainz, Urkundenbuch (auf CD), S. 19, Nr. 8; UB Mainz 2,1, S. 271-272, Nr. 147]
- Bruningesheim (1222) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 57, S. 30-31]
- Bruningesheym (1226) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, Nr. 161, S. 125]
- Bruningesheym (1236) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 109, S. 56-57]
- Bruningesheym (1254) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 186, S.90]
- Bruningesheym (1267) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, Nr. 268, S. 131-132]
- Brunisheim (1275)[Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, Nr. 504, S. 366-367]
Bezeichnung der Siedlung
- 772: Bruningesheimer marca
- (780-817).: villa
- 1254: villa
- Burg
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Frankfurt-Preungesheim, Passionisten (→ Klöster)
Burgen und Befestigungen
- Im Norden des Stadtteils im Bereich der Straße "Hinterm Bachberg" Reste einer ehemaligen Niederungsburg.
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3478290, 5557420
UTM: 32 U 478224 5555637
WGS84: 50.152552° N, 8.695182° O
Statistik
Ortskennziffer
412000300
Frühere Ortskennziffer
412000830
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 368, davon 297 Acker (= 80.71 %), 37 Wiesen (= 10.05 %), 0 Holzungen
Einwohnerstatistik
- 1643: 36 Haushaltungen
- 1651: 27 Haushaltungen
- 1742: 40 Haushaltungen
- 1753: 47 Haushaltungen
- 1788: 237 Seelen
- 1812: 67 Feuerstellen, 434 Seelen
- 1834: 515 Einwohner
- 1840: 544
- 1846: 613
- 1852: 662
- 1858: 734
- 1864: 808
- 1871: 919
- 1875: 1005
- 1885: 1255, davon 1048 evangelisch (= 83.51 %), 207 katholisch (= 16.49 %)
- 1895: 1941
- 1905: 2546
- 1910: 2643
- 1925: 2990
- 1933: 3399
- 1939: 4241
- 1946: 3946
- 1950: 4355
- 1956: 5687
- 1961: 7270
- 1966: 9398
- 1970: 9252
- 1980: 7904
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 772: Niddagau (in pago Nitachgouue inBruningesheimer marca)
- 1303: "Grafschaft" Bornheimer Berg (explizit belegt erst Mitte 15. Jh.)
- 1736: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Bornheimerberg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Bergen (Bornheimerberg)
- 1803: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Bergen
- 1806/7-10: Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Bergen (Militärverwaltung)
- 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau, Distrikt Bergen
- 1816: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Bergen
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Kreis Hanau
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Hanau
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hanau
- 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Frankfurt am Main a.M
- 1910: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Stadtkreis Frankfurt am Main
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
- 1952: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Frankfurt am Main
Altkreis
Frankfurt am Main, Stadt
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1910 zum Stadtkreis Frankfurt am Main.
Gericht
- 1394 wird das Gericht als hanauisch bezeichnet.
- 1822: Justizamt Bergen
- 1867: Amtsgericht Bergen-Enkheim
- 1886: Amtsgericht Bockenheim
- 1895: Amtsgericht Frankfurt am Main
Herrschaft
- Seit 1320 verpfändet, gelangte das Gericht Bornheimerberg, zu dem Preungesheim gehörte, 1434 als Reichlehen an die Grafen (bis 1429: Herren) von Hanau, die hier die Landesherrschaft aufbauten. Die dem Grafen von Hanau zustehende Landesherrschaft ging 1736 durch Erbschaft an Hessen-Kassel über.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 772 machte ein Huswert eine Schenkung an das Kloster Lorsch, im Jahr darauf desgleichen ein Ruthart und 831 ein Hartger. Im 9. Jahrhundert sind Einzelschenkungen an das Kloster Fulda überliefert. Nach 1120 ist ein Hof des Mainzer Altmünsterklosters in Preungesheim nachgewiesen, der vier Schilling Abgaben leistet.
- 1222 schenkt Elisabeth, Witwe von Johann und Conrad, den Deutschordensbrüdern zu Sachsenhausen u.a. in Preungesheim vier Hufen, einen Hof und fünf Tagwerk Weinberge. 1275 besaß Werner von Falkenstein die Pfarrkirche zu Preungesheim und den dortigen Zehnten als Reichlehen, die er dem Deutschen Orden gegen die Kapelle in Rödelheim und den Neurodzehnt in Nieder-Wöllstadt tauschte. Die Kommende hatte umfangreichen Besitz in Preungesheim, den sie in der Folge konsequent zu erweitern versuchte.
- 1254 verpfändet Ulrich von Münzenberg seinem Getreuen, dem Frankfurter Schultheisse Wolfram, seinen Hof in Preungesheim nebst zwei dazu gehörigen Mansen für 20 Mark. 1267 übergeben Winther von Reifenberg und seine Frau Gertrud vor den Schöffen zu Frankfurt dem Kloster Haina alle ihre Güter in Preungesheim und Eschersheim.
- 1267 übergeben Winther von Reifenberg und seine Frau Gertrud vor den Schöffen von Frankfurt dem Kloster Haina alle ihre Güter in Preungesheim und Eschersheim dem Kloster Haina.
- 1275 ist ein Hof des St. Bartholomäusstiftes Frankfurt mit 34 Morgen Land belegt.
Zehntverhältnisse
1275 besaß Werner von Falkenstein die Pfarrkirche zu Preungesheim und den dortigen Zehnten als Reichlehen, die er dem Deutschen Orden gegen die Kapelle in Rödelheim und den Neurodzehnt in Nieder-Wöllstadt tauschte.
Das St. Bartholomäusstift in Frankfurt empfing hier 1275 den Zehnten von 64 Morgen.
1315 stellt das Bartholomäusstift zu Frankfurt wegen eines Streits zwischen Philipp d.Ä. von Falkenstein und dem Deutschen Orden die Zehntzugehörigkeit von Äckern in der Gemarkung Preungesheim und Eckenheim fest.
Ortsadel
1194: Anselm und Berthold von Preungesheim
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Um 1215 Pfarrei
- 1275: capelle, ecclesie
- Pfarrkirche mit romanischem Chorturm. Umbauten 1716, 1744 und 1754
- Seit 1963 existiert zudem die für die südlich gelegenen Siedlungen die Festeburggemeinde, die 1969 ein eigenes Kirchengebäude einweihen konnte.
- 1959: Gründung der katholischen St. Christophorusgemeinde, denen Kirche 1962 eingeweiht werden konnte.
Patrozinien
- Gallus
- Heilig Kreuz (Crux) [1951]
Pfarrzugehörigkeit
Zum Kirchspiel gehörten Berkersheim und Eckenheim.
Patronat
Das Patronatsrecht war ursprünglich in Reichsbesitz, wurde als Lehen an die Herren von Falkenstein ausgetan und 1275 an die Deutschordenskommende gegen ein anderes Patronat eingetauscht. Die Kommende war seitdem Patronatsherr.
Diakonische Einrichtungen
Diakonissenstation mit Kleinkinderschule am 01.04.1894 durch Pfarrer Junghans gegründet; Unterhaltung durch Vaterländischen Frauenverein; ab Oktober 1902 eine Schwester aus dem Berner Diakonissenhaus Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904; 1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 237 eine Gemeindestation mit zwei Krankenpflege- und zwei Schulschwestern an der Kleinkinderschule
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Heinrich Simon gen. Fauerbach 1540-1550
Reformierter Bekenntniswechsel
Vor 1835 unierte Pfarrei.
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Eschborn
Kultur
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Preungesheim ist überregional bekannt durch die Justizvollzugsanstalten Frankfurt I, III und IV. Der erste Bau einer Strafanstalt erfolgte bereits in den Jahren 1882 - 1887. Das Zuchthaus Preungesheim diente von 1933-1945 als Hinrichtungsstätte für politische Oppositionelle und während des Krieges zusätzlich für Partisanen. Hier ließ man eine Gedenkstätte mit Namentafeln und einem Mahnspruch von Ricarda Huch errichten.
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 369
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 74
- Kellner, St. Bartholomäus, S. 33
- Schwind, Grafschaft Bornheimer Berg
- Becker, Gericht Bornheimer Berg
- Gockel, Karolingische Königshöfe, S. 255 Anm. 301
- Löffler, Herren von Falkenstein, Bd. 1 S. 401-402
- Schäfer, Herren von Eppstein, S. 560 (Register)
- Keunecke, Münzenberger, S. 318
- Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main, S. 694-699
- Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt, S. 311-312
- Pülm, Preungesheim
- Seiler, Deutscher Orden Frankfurt, S. 218-223
- Schmidt, Niederungsburgen, S. 87-89
- Aschkewitz, Pfarrergeschichte des Sprengels Hanau, S. 419ff.
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
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Personen
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„Preungesheim, Frankfurt am Main“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/11732_preungesheim> (aufgerufen am 25.11.2025)
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