Sindlingen

Die Lage von Sindlingen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
12 km südwestlich von Frankfurt am Main
Lage und Verkehrslage
Geschlossene Siedlung am rechten Ufer des Mains auf einer Niederterrasse. Ältere Kirche in zentraler Lage in Flußnähe, im Nordosten direkt an die Hoechst AG angrenzend.
Ersterwähnung
780-802
Siedlungsentwicklung
Im Kreuzungsbereich Farben-/Lehmkautstraße ausgedehntes Reihengräberfeld von der Merowingerzeit bis Mitte des 8. Jahrhunderts
Seit 1920 entsteht am Richard-Weidlich-Platz nordwestlich des alten Ortskerns der Ausgangspunkt der späteren Ferdinand-Hofmann-Siedlung, die in den 1950er und 60er Jahren ausgebaut wird.
Historische Namensformen
- Scuntilingen, in (780-802) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, fol. 108ra, S. 198, [2] = Urkundenbuch des Klosters Fulda 1, S. 498-499, Nr. 509]
- Sundilingen (797) [Kop. 2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, S. 128, Nr. 3396]
- Suntilingen (804) [Kop. 2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3396]
- Suntilinga (829) [Translatio et miracula SS. Marcellini et Petri auctore Einhardi, hrsg. von G. Waitz, MGH SS 15/1, S. 255]
- Suntilingen (831) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 22, Nr. 54]
- Suntilingero marca, in (965) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 45, Nr. 93]
- Suindelinga (1016) [MGH Diplomata Könige 3, Heinrich II. : Bresslau, Nr. 356, S. 458-459]
- Sundelingen (1035) [Transsumpt 1426 MGH Diplomata Könige 4, Konrad II. : Bresslau, S. 294-296 Nr. 216]
- Sundelingun (1140) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 135-137, Nr. 199]
- Sundelingen (1268) [Nassauisches Urkundenbuch 1,2, S. 461-462, Nr. 782]
- Sundelingen (1282/83) [Wagner, Die eppsteinschen Lehensverzeichnisse, S.93 Nr. 216]
- Sindelingen (1623)
- Singlingen [Generalstabskarte Großherzogtum Darmstadt 1832-1850]
Bezeichnung der Siedlung
- 797: villa;
- 1016: locus
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3465348, 5549521
UTM: 32 U 465287 5547741
WGS84: 50.080925° N, 8.514818° O
Statistik
Ortskennziffer
412000380
Frühere Ortskennziffer
412000838
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 660, davon 570 Acker (= 86.36 %), 38 Wiesen (= 5.76 %), 1 Holzungen (= 0.15 %)
Einwohnerstatistik
- 1543: 49 Hausgesessene
- 1587: 45 Hausgesessene
- 1609: 56 Haushalte mit 185 Einwohnern
- 1635: 43 Männer und 3 Witwen
- 1648: 15 Männer
- 1654: 25 Haushalte
- 1667: 36 Häuser mit 139 Einwohnern
- 1680: 37 Haushalte
- 1699: 49 Haushalte
- 1715: 305 Einwohner
- 1745: 58 Haushalte mit 361 Einwohnern
- 1771: 419 Einwohner
- 1796: 74 Haushalte
- 1805: 90 Gemeindeglieder und 8 Witwen
- 1817: 591 Einwohner
- 1834: 751
- 1840: 820
- 1846: 836
- 1852: 867
- 1858: 862
- 1864: 910
- 1871: 922
- 1875: 1064
- 1885: 1508, davon 167 evangelisch (= 11.07 %), 1335 katholisch (= 88.53 %), 6 andere Christen (= 0.40 %)
- 1895: 2072
- 1905: 2937
- 1910: 3839
- 1939: 4952
- 1946: 5479
- 1956: 7490
- 1970: 13363
- 1990: 9105
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- (780-802): Wettereiba bzw. Maingau
- 797: Niddagau (in pago Nitachgouue)
- 965: Niddagau (in pago Nithagowe...in Suntilingero marca)
- 1016: Niddagau, in der Grafschaft des Rihbert (in pago Nitegowe in comitatu Rihberti)
- 1035: Wettereiba, in der Grafschaft des Grafen Otto (in pago Wedereibie in comitatu Ottonis comitis)
- 1400: Herrschaft Falkenstein, Amt Hofheim
- 1608: Kurfürstentum Mainz, Amt Höchst
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Höchst
- 1803: Nassau-Usingen, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Höchst
- 1816: Herzogtum Nassau, Amt Höchst
- 1849: Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
- 1854: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Amt Höchst
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wiesbaden (Main-Kreis)
- 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Höchst
- 1917: Stadt Höchst a.M
- 1928: Stadtkreis Frankfurt am Main
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
- 1952: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Frankfurt am Main
Altkreis
Frankfurt am Main, Stadt
Gemeindeentwicklung
Am 1.7.1917 Eingliederung in die Stadt Höchst a.M., mit dieser am 1.4.1928 in den Stadtkreis Frankfurt am Main eingegliedert.
Gericht
- 1369: Ortsgericht
- 16. Jahrhundert: Landgericht Dieffenwegen
- 1816: Amt Höchst
- 1849: Justizamt Höchst
- 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Höchst
- 1867: Amtsgericht Höchst am Main
- 1879: Amtsgericht Höchst
- 1928: Amtsgericht Frankfurt a. M./Höchst
- 1945: Amtsgericht Frankfurt am Main
Herrschaft
- 1257 übertrug Philipp der Ältere von Falkenstein die Vogtei zu Sindlingen, die er von Gilbrecht von Sulzbach gekauft hatte, seinem Enkel Philipp. 1364 zählte Philipp der Ältere von Falkenstein Sindlingen zu seinen Dörfern und verschrieb u.a. das Dorf Sindlingen an Marsilius von Reifenberg. 1400 verschrieb der Mainzer Erzbischof Burg und Stadt Hofheim sowie u.a. das dazugehörige Dorf Sindlingen Philipp von Falkenstein. Der Ort wurde jedoch mit der Herrschaft Sulzbach geteilt. Drei Hufen dort waren Lehen der Äbte von Limburg. Bereits Hartmut von Sulzbach hatte 1282/83 30 Mark Zinsen zu Sulzbach als eppsteinisches Lehen.
- Zahlreiche Verpfändungen im 14. und 15. Jahrhundert zusammen mit dem Amt Hofheim, u.a. 1429 verpfändete der Erzischof von Mainz das Amt Hofheim, u.a. mit Sindlingen an Frank von Kornberg, kaufte es jedoch 1460 wieder zurück. Im 16. Jahrhundert wie das Amt Hofheim zwischen Kurmainz und Kronberg-Königstein umstritten.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- (780-802) erhält das Kloster Fulda durch die Schenkung der Ymmina Besitz in Sindlingen. 797 und 804 sind Vergabungen an Kloster Lorsch überliefert. 831 tauscht Kloster Fulda eine Hufe an die Abtei Prüm. Zwischen 983 und 991 erfolgten weitere Schenkungen an das Kloster Fulda.
- 1016 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Kloster Michelsberg bei Bamberg eine Besitzung in Sindlingen, 1035 Kaiser Konrad II. der Abtei Limburg an der Haardt Güter u.a. in Sindlingen und Sulzbach. 1140 bestätigte der Mainzer Erzbischof eine Schenkung von 4 Hufen und 2 Höfen an Kloster Johannisberg.
- 1394 gelangte das Stift Obermockstadt in Besitz eiens Herrenhofes in Sindlingen. 1528 verkaufte das Stift Gerechtigkeit und Nutzung an Hofgericht und Vogtei dem Grafen von Königstein, der Hof ist 1533 im Besitz von Hessen.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 829: presbiter und ecclesia
- 1394: St. Dionysiuskirche, 1608/09 und 1623-30 Neubauen
- 1980: Kath. Pfarrzentrum St. Kilian in der Ferdinand-Hofmann-Siedlung
Patrozinien
- Dionysius [17. Jahrhundert]
Pfarrzugehörigkeit
1450: Pfarrei
Patronat
Um 1465 hatte das Kloster Limburg an der Haardt das Patronatsrechte inne, seit 1484 St. Peter.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Grafschaft Königstein durch Ludwig von Stolberg ab 1536.
Katholischer Bekenntniswechsel: vor 1583
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Eschborn
Kultur
Schulen
seit Ende des 16. Jahrhunderts Schule vorhanden
1700 Schulhausbau
1833 Neubau der Volksschule
1911 Neubau der Herbert-von-Meister Schule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1690: Dorfbrand
Wirtschaft
Mühlen
1589 errichtete Kurmainz eine Schiffsmühle zwischen Sindlingen und Kelsterbach.
Nachweise
Literatur
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 862,
- Luthmer, Kunstdenkmäler des östlichen Taunus, S. 51,
- Bach, Siedlungsnamen, S. 49,
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 76,
- Schalles-Fischer, Pfalz und Fiskus, S. 50 und 329-330,
- Löffler, Herren von Falkenstein, Bd. 1 S. 413,
- Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main, S. 746-755,
- Christ, Erzstift Mainz, S. 296-299,
- Bethke, Main-Taunus-Land, S. 175-178,
- Schäfer, Herren von Eppstein, S. 565 (Register),
- Ronner, Herren von Kronberg, S. 948 (Register),
- Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt, S. 314-315,
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
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Personen
Quellen und Materialien
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Sindlingen, Frankfurt am Main“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/11715_sindlingen> (aufgerufen am 26.11.2025)
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