Massenheim

Die Lage von Massenheim im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
7 km südwestlich von Hofheim am Taunus
Lage und Verkehrslage
2 km südöstlich von Delkenheim, am Rande der Lößhochfläche im westlichen Main-Taunus-Vorland und östlich des mittleren Wickerbachs
Am Wickerbach und der L 3017 gelegen
Ortsform
Wegedorf
Ersterwähnung
819
Siedlungsentwicklung
Erster Hinweis auf eine Besiedelung stellt ein frühmittelalterliches Frauengrab da.
1622 werden die Einwohner nach der Schlacht bei Höchst von Mainzer Truppen vertrieben und deren Häuser sowie die Kirche zerstört.
Die heutige Bebauung erstreckt sich vom Am Weinberg bis Am Heiligenhaus.
Historische Namensformen
- Massenheim, de (819) [Kop. Mitte 12. Jh. Codex Eberhardi 2, S. 51-52, fol. 32r-32v = Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 20-21, Nr. 51]
- Massenheim (909) [Kop. Ende 13. Jh. MGH Diplomata dt. Karolinger 4, Zwentibold und Ludwig das Kind : Schieffer, S. 207-208 Nr. 71]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (819)
- locus (909)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- 1812: Mühle
- 1818: Mühle, Ziegelhütte
- 1977: Wickerbachmühle
Burgen und Befestigungen
- 1492 wird der Ort mit Gräben und Zäunen befestigt.
- Schloss Massenheim
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3456183, 5545064
UTM: 32 U 456126 5543286
WGS84: 50.040252° N, 8.387288° O
Statistik
Ortskennziffer
436006020
Flächennutzungsstatistik
- 1843: 2329 Morgen
- 1885 (Hektar): 567, davon 481 Acker (= 84.83 %), 29 Wiesen (= 5.11 %), 0 Holzungen
- 1895: 567,4 ha
- 1961 (Hektar): 569, davon 0 Wald
- 1967: 568,9 ha
Einwohnerstatistik
- 1457: 30 Häuser
- 1492: 33 Häuser
- 1592: 43 Häuser
- 1610: 53 Haushalte
- 1630: 31 Männer, 2 Witwen und 8 Vormundschaften
- 1637: 18 Haushalte
- 1656: 21 Haushalte
- 1667: 32 Haushalte
- 1775: 80 Familien mit 381 Einwohner
- 1817: 542 Einwohner
- 1885: 690, davon 640 evangelisch (= 92.75 %), 28 katholisch (= 4.06 %), 22 Juden (= 3.19 %)
- 1939:: 717 Einwohner
- 1961: 918, davon 720 evangelisch (= 78.43 %), 193 katholisch (= 21.02 %)
- 1970:1118 Einwohner
- 1987 1569 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Ende 12.Jahrhundert : Herrschaft Eppstein, Amt Eppstein
- 819: Königssundergau (in pago Kuningessuntere)
- 909: Königssundergau (in comitatu Cuningishuntra)
- 1492: Landgrafschaft Hessen, Amt Eppstein
- 1643: Landgrafschaft Hessen, Amt Wallau
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Herrschaft Eppstein, Amt Wallau
- 1816: Herzogtum Nassau, Amt Hochheim
- 1849: Herzogtum Nassau, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
- 1854: Herzogtum Nassau, Amt Hochheim
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Landkreis Wiesbaden
- 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Main-Taunus-Kreis
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis
Altkreis
Main-Taunus-Kreis
Gemeindeentwicklung
Am 01.01. 1977 wurde Massenheim zur Stadt Hofheim eingemeindet.
Gericht
- Zum Landgericht Mechtildshausen gehörig
- 1357: Dorfgericht, Schöffen und Schultheiß
- 1358: Schöffen und Schultheiß
- 1398: Gericht vor dem Kirchhof
- 1424: Herr von Eppstein als oberster Gerichtsherr
- 1492: Gericht über Eigen und Erbe im Besitz des Propstes von St. Michaelsberg bei Fulda
- Seit 1575: Siegel des Fuldaer und Massenheimer Gerichts
- 1660: alleinige Gerichstbarkeit über Massenheim bei der Landgrafschaft Hessen
- 1816: Amt Wallau
- 1817: Amt Hochheim
- 1849: Justizamt Hochheim
- 1854: Justiz und Verwaltungsamt Hochheim
- 1867: Amtsgericht Hochheim
Herrschaft
- 819: erhält das Kloster Fulda den Ort als Geschenk Ludwigs des Frommen
- 909: bestätigt Ludwig den Tausch zwischen Fulda und Mainz, wonach Massenheim an den Erzbischof fällt
- 910: fällt Massenheim wieder an Fulda rück
- 1216: unter der Vogtei des Kuno von Münzenberg
- 1345: Eppsteiner Lehen des Klosters Fulda
- 1419: Vogtei an die Herren von Eppstein
- 1433: Herrschaft Eppstein-Münzenberg
- 1451: Belehnung Gottfrieds von Eppstein durch das Kloster Fulda
- 1457: an verschiedene Herrschaften verpfändet
- 1492: Landgrafschaft Hessen
- 1501: Belehnung des Landgrafen Wilhelm des Jüngeren von Hessen durch den Abt von Fulda
- 1604: Hessen-Kassel
- 1624: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 819 schenkt Kaiser Ludwig der Fromme dem Kloster Fulda die villa Massenheim im Königssundergau.
- 1216 wird die Vogtei an Kuno von Münzenberg vergeben.
- Um 1282/83 hat Gottfried von Eppstein einen Hof vom Fuldaer Abt zu Lehen. Des Weiteren vergibt der Abt Güter an Johann von Delkenheim, 9 Hufe Land an Heinrich von Massenheim, 1 Hufe an Berthold von Lindau sowie 1 Morgen Weingarten an Schechilman von Massenheim.
- 1304 kauft das Mainzer Domkapitel 42,5 Morgen Ackerland und 2,5 Morgen Weinberge von Gottfried Vogt von Hochheim.
- 1306 erhalten die Grafen von Katzenellnbogen 22 Morgen Ackerland, 1/2 Morgen Weingarten und 1/2 Hofstatt aus dem Erbe der Elisabeth von Nassau.
- Im 14. und 15. Jahrhundert bezieht der Deutsche Orden in Sachsenhausen von hier Pacht- und Zinseinkommen.
- 1308 kauft das Mainzer Mariagredenstift Güter der Mainzer Dominikaner.
- 1309 verleiht Mariagreden 46 Morgen Ackerland, welche es von einem Mainzer Bürger erworben hatte.
- 1311 erwirbt das Mainzer Domstift hier Güter.
- 1312 erwirbt der Mainzer Erzbischof das Gut des Grafen Boppo von Eberstein.
- 1320 schenkt der Erzbischof diese Gut an die Mainzer Kartäuser.
- 1340 erhält das Kloster Thron 1/2 Hufe Land als Seelgerätsstiftung vom Frankfurter Bürger Volrad von Massenheim.
- 1341 verpachtet St. Agnes zu Mainz einen Weinberg.
- 1356 verpachtet St. Agnes weitere Ländereien.
- 1358 haben die Eppsteiner einen Weinberg als fuldisches Lehen inne. Im gleichenJahr verpachtet Fulda das Herrengut.
- 1368 hat das Mainzer St. Johannesstift hier einen Hof.
- 1374 kauft der Burggraf zu Frauenstein Johann Maßbach ein Gut von Eberhard von Eppstein.
- 1381 verpfändet Edelknecht Johannes Schechelman von Massenheim den Mainzer Kartäusern 63 Morgen Land.
- 1394 verleihen die Kartäuser dem Knappen Dame Schekelman Ländereien in Massenheim.
- Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hat das Mainzer Domkapitel 1 Hof und 37 Morgen Land.
- 1401 verpachten die Kartäuser 117 Morgen Land.
- 1424 wechselt fuldisches Lehensgut aus dem Besitz der Grafen von Wertheim an die Herren von Scharfenstein.
- 1435 kommt fuldisches Lehnsgut von den Kraft von Sindersbach an die von Reifenberg.
- 1440 hat Philipp von Rüdigheim hier Weingärten.
- 1447 wechselt fuldisches Lehensgut von den von Scharfenstein an die von Buseck.
- 1457 besitzt Gottfried von Eppstein-Münzenberg hier 14 Morgen Weinberge.
- 1474 erhält Graf Adolf von Nassau fuldische Lehnsgüter in Massenheim.
- 1492 kommen diese Güter in den Besitz der Eppsteiner und verkaufen ihren Hof an die Landgrafschaft Hessen.
- 1501 erhält die Landgrafschaft Hessen alle Lehnsgüter und Lehnsrechte für Massenheim vom Kloster Fulda.
- 1557 vergibt Fulda 54 Morgen Pfarräcker als Teilpacht aus.
Zehntverhältnisse
1282/83 hat Gottfried von Eppstein den Zehnten als fuldisches Lehen inne.
1492 hat der Propst von St. Michaelsberg bei Fulda 2/3 des großen Zehnten inne.
1557 stehen dem Propst 2/3 und der Pfarrei 1/3 des großen Zehnten zu.
Zur gleichen Zeit beziehen die Herren von Eppstein-Königstein 100 Gulden aus dem Wein- und Fruchtzehnten.
1660 gelangt die Landgrafschaft Hessen in den alleinigen Besitz des Zehntrechts.
Ortsadel
1282: Henricus dictus Schechelman de Massenheim (Vetreter der Familie bis 1394 nachweisbar).
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 909: Hofkirche (ecclesia)
- 1289: Pleban
- 1356: Pfarrer
- 1585: Wiederaufbau der 1579 zerstörten Kirche
- 1762: Kirchenneubau
Patronat
1282/83 hat Gottfried von Eppstein das Patronatsrecht als Fuldaer Lehen inne.
Bis zur Reformation bestimmte der Abt von Fulda den Massenheimer Pfarrer, danach der Landgraf von Hessen.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Michael Stock 1529-1530
Reformierter Bekenntniswechsel: 1621, 1624 wieder lutherisch.
Seit 1818 unierte Pfarrei.
Kirchliche Mittelbehörden
Seit 1107 zum Dekanat Kastel, Archidiakonat von St. Peter in Mainz gehörig
Juden
1782: 15, 1794: 9, 1843: 16, 1905: 18 Juden
Kultur
Schulen
1628: Schulunterricht durch den Glöckner
1709: Schul- und Rathaus
1874: Schulneubau
1973: Auflösung der Grundschule und Verlagerung des Unterrichts nach Delkenheim
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
1309: mulengraben
1595: Bau der Bleichenbachmühle (1606/07 in Dilllichs Landtafeln)
1769: Dambmannsmühle
Nachweise
Literatur
- Bethke, Main-Taunus-Land, S. 126-128
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 79
- Niemeyer, Pagus, 107-109
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 556-557
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 153f.
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.2
Siehe auch
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Orte
Personen
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„Massenheim, Main-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/11285_massenheim> (aufgerufen am 25.11.2025)
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