Nordenstadt

Die Lage von Nordenstadt im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
7,5 km südöstlich von Wiesbaden
Lage und Verkehrslage
Geschlossene Siedlung auf der Lößfläche des westlichen Main-Taunus-Vorlandes. Kirche am Ostrand.
Ersterwähnung
950
Historische Namensformen
- Nornestadt (950) [Kop. um 1278 MGH Diplomata Könige 1, Konrad I. : Sickel, Nr. 125, S. 206-207]
- Noranstat (970) [MGH Diplomata Könige 1, Konrad I. : Sickel, Nr. 383, S. 524-525]
- Nordenstat (um 1101) [Vidimus 2. Hälfte 13. Jahrhundert MGH DD H IV.2, Nr. 472, S. 641-642]
- Nortdenstadh (Mitte 11. Jahrhundert) [Kop. 1410 Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 569, S. 485-486 = [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 115-116, Nr. 183], zur Datierung s. Schmid, St. Alban, S. 54-56]
- Norderestat (1145) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 150-151, Nr. 212]
- Nordenstat (1162) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 181-182, Nr. 246]
- Nordenstadt (1592)
Bezeichnung der Siedlung
- villa (950) [Kop. um 1278 MGH Diplomata Könige 1, Konrad I. : Sickel, Nr. 125, S. 206-207];
- villa (970) [MGH Diplomata Könige 1, Konrad I. : Sickel, Nr. 383, S. 524-525]
Burgen und Befestigungen
- 1492 ist der Ort mit Zäunen und Gräben befestigt.
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3452997, 5547798
UTM: 32 U 452941 5546019
WGS84: 50.064587° N, 8.34248° O
Statistik
Ortskennziffer
414000250
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 745, davon 665 Acker (= 89.26 %), 29 Wiesen (= 3.89 %), 0 Holzungen
- 1961 (Hektar): 693, davon 0 Wald
Einwohnerstatistik
- 1457: 69 Häuser
- 1492: 61 Häuser
- 1570: 109 Herdstätten
- 1592: 78 Häuser
- 1610: 103 Haushaltungen
- 1630: 60 Männer, 10 Witwen, 12 Vormundschaften
- 1637: 17 Haushaltungen
- 1656: 43 Familien und 3 Witwen in 37 Häusern
- 1667: 64 Haushaltungen
- 1775: 127 Familien mit 451 Personen
- 1794: 510 Einwohner
- 1817: 642
- 1885: 872, davon 806 evangelisch (= 92.43 %), 18 katholisch (= 2.06 %), 48 Juden (= 5.50 %)
- 1946:1384
- 1950:1448
- 1956:1497
- 1961: 1622, davon 1292 evangelisch (= 79.65 %), 303 katholisch (= 18.68 %)
- 1967:1740
- 1970: 1913
- 1985: 7569
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- um 1101: in pago Cuningessunderint
- 950: in pago Kunigessundera vocato in comitatu prefati Gerungi comitis (Königssondergau in der Grafschaft des Grafen Gerung)
- 970: in pago et comitatu Kuningessundra cui Immat comes preesse (in Gau und Grafschaft Königssondergau)
- 1433: Herrschaft Eppstein-Münzenberg
- 1492: Landgrafschaft Hessen, Herrschaft Eppstein
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Herrschaft Eppstein, Amt Wallau
- 1803: Nassau-Usingen, Herrschaft Eppstein
- 1806: Herzogtum Nassau, Amt Hochheim
- 1816: Herzogtum Nassau, Amt Hochheim
- 1849: Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
- 1854: Herzogtum Nassau, Amt Hochheim
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wiesbaden (Main-Kreis)
- 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Stadt Wiesbaden
Altkreis
Main-Taunus-Kreis
Gemeindeentwicklung
Am 1. Januar 1977 Eingemeindung in die Stadt Wiesbaden.
Gericht
- 1476: Landgericht Mechtildshausen
- 1816: Amt Wallau
- 1817: Amt Hochheim
- 1849: Justizamt Hochheim
- 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Hochheim
- 1867: Amtsgericht Hochheim
- 1879: Amtsgericht Wiesbaden
Herrschaft
- 1318 bezeichnet Graf Gerlach von Nassau den Ort als villa nostra. Die Ortsherrschaft war allerdings zwischen den Herren von Eppstein und den Grafen von Nassau heftig umstritten. 1375 konnte Eberhard I. von Eppstein das Dorf von Agnes von Bommersheim kaufen. 1418 erhielt Graf Adolf II. von Nassau in einem Vergleich mit Gottfried von Eppstein den von ihm beanspruchten Einzu zugesprochen, womit alle Zuziehenden seine Leibeigenen wurden. 1433 erhielt bei der Eppsteiner Bruderteilung Gottfried den Ort. 1457 war der Ort an verschiedene Herren verpfändet. 1492 erst Verpfändung, dann Verkauf an Hessen, vorbehaltlich der Rechte von Nassau. 1497 belehnt Landgraf Wilhelm von Hessen Graf Adolf von Nassau-Idstein mit seiner Gerechtigkeit des Dorfes Nordenstadt. 1588 verkafut Nassau seine Leibeigenen (die Hälfte der Einwohner) und sonstigen Rechte an Hessen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 950 hat König Otto I. Besitz in Nordenstadt. 970 schenkt Kaiser Otto I. dem Kloster des heiligen Johannes in Magdeburg das Eigengut des Guntram in Wicker und Nordenstadt. Um 1101 schenkt Kaiser Heinrich IV. dem Kloster des heiligen Jakob zu Mainz drei Hufen in Nordenstadt. Zu den von Propst Reginhard von St. Alban erworbenen Gütern und Einkünften gehört auch ein Schilling aus Nordenstadt. 1223 erwarb das Domkapitel ein Gut von den von Haselstein.
- Zu den Grundherren zählten weitere geistliche Einrichtungen in Mainz, so St. Mariengraden, St. Agnes, St. Joahnnes und das Altmünsterkloster. Kleineren Besitz hattendie Ninoriten, die Kartäuser und der Deutsche Orden. Kloster Eberbach erhielt 1361 ein Gut.
- Weltliche Grundherren waren neben den Herren von Eppstein die Grafen von Nassau sowie die Herren von Kronberg und Sonnenberg.
Zehntverhältnisse
1263 hat das Stift St. Mariengraden in Mainz den Zehnten inne. 1365 verkauft Gerhard von Sulzbach dem Ulrich von Kronberg den Zehnten zu Nordenstadt und Kostloff, die Lehen von Kloster Altmünster sind.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1107: Pfarrei
- 1236: pastor ecclesie
- 1637 ist die Kirche bis auf das Chorgewölbe abgebrannt
- 1649 ist der Wiederaufbau erfolgt
- 1718: Abbruch der Kirche
- 1721 Weihe des Neubaus
- 1962: Katholische Christ-König Kirche
Pfarrzugehörigkeit
1107: Pfarrei, zu der 1145 Wildsachsen als Tochterkirche gehörte. Medenbach war noch um 1465 der Mutterkirche unterstellt und wurde 1491 selbständig.
Patronat
1223 kauft das Mainzer Domkapitel das Patronatsrecht von den Rittern von Haselstein.
1236 Inkorporation der Kirche in das Domkapitel.
1240 Streit um das Patronatsrecht zwischen dem Domkapitel und den Herren von Eschborn.
1557 sind die Domherren Kollatoren und haben das Patronatsrecht inne.
1608 tritt das Mainzer Domkapitel sein Patronatsrecht an Hessen ab.
Diakonische Einrichtungen
Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1, ein Kindergarten mit 2 Kräften gemeinsam mit Massenheim
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Georg Göckel um 1530, der nach der Reformation auch die Pfarrstellen in Igstadt und Medenbach versah. Nordenstadt gehörte zur Herrschaft Eppstein, die seit 1492 Teil der Landgrafschaft Hessen war. Moritz der Gelehrte führte um 1620 das reformierte Bekenntnis ein, unter darmstädtischer Herrschaft wurde der Ort 1624 wieder lutherisch. Nach dem Übergang der Herrschaft Eppstein an Nassau wurde 1818 die Union des lutherischen und reformierten Bekenntnisses zu einer evangelischen Kirche eingeführt.
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Kastel
Juden
1782: 20, 1794: 28, 1843: 45, 1905: 63 Juden
Kultur
Schulen
Um 1600 Errichtung einer Schule
1824/25 Bau eines neuen Schulhauses
1961 Neubau der Volksschule
1981 neue Grundschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Bach, Siedlungsnamen, S. 53,
- Kehrein, Nassauisches Namenbuch, S. 250,
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 80,
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 553-554,
- Liebeherr, Besitz des Mainzer Domkapitels, S. 190-191,
- Schmid, St. Alban, S. 380,
- Schäfer, Herren von Eppstein, S. 559 (Register),
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 153, 163f.
- Igstadter Geschichte(n), S. 107
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.2
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Nordenstadt, Wiesbaden“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/11163_nordenstadt> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/11163