Kostheim

Die Lage von Mainz-Kostheim im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
9,5 km südöstlich von Wiesbaden
Lage und Verkehrslage
Siedlung am rechten Ufer des Rheins 1 km nördlich der Mainmündung. Kirche in zentraler Ortslage.
1889 feste Straßenbrücke nach Gustavsburg.
Historische Namensformen
- Copsistaino (790) [die folgenden Belege nach Gockel, Karolingische Königshöfe, S. 129-130 Anm. 712]
- Copistaino (790) [Kop. XIII.]
- Cussinstang (795) [Kop. IX.]
- Chusstagn (795) [Kop. XI.]
- Cuffinstang (795)
- Cuffestein (795)
- Cufstagnum (795)
- Chufstain (795)
- Costen (806)
- Confflem (807)
- Cufstein (880)
- Kufstein (977)
- Custem (1000) [Kop. XIV.]
- Costheim (1224)
- Costheim (1270)
- Costheim (1271)
- Costheim (1275)
- Mainz-Kostheim
Bezeichnung der Siedlung
- villa (795) [Kop. XI.];
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Maaraue
- Donnermühle
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3450186, 5541106
UTM: 32 U 450131 5539330
WGS84: 50.004198° N, 8.304092° O
Statistik
Ortskennziffer
414000530
Einwohnerstatistik
- 1815: 1024
- 1834: 1326
- 1840: 1484
- 1846: 1693
- 1852: 1829
- 1858: 1927
- 1864: 2349
- 1871: 2661
- 1875: 2971
- 1885: 3628
- 1895: 4832
- 1905: 6888
- 1910: 7473
- 1925:8735
- 1939: 10910
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1526: Vizedomamt ausser der Stadt Mainz
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Amtsvogtei Kastel
- 1803: Fürstentum Nassau-Usingen, Vizedomamt ausser der Stadt Mainz
- 1806: Frankreich
- 1816: Großherzogtum Hessen, Provinz Rheinhessen, Kanton Mainz
- 1835: Großherzogtum Hessen, Provinz Rheinhessen, Kreis Stadtbezirk Mainz
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Mainz
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Rheinhessen, Kreis Mainz
- 1945: Stadtkreis Wiesbaden
- 1952: Kreisfreie Stadt Wiesbaden
Altkreis
Wiesbaden
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1913 zur Stadt Mainz, 1927 Ausgliederung des Ortsteils Gustavsburg. Am 25.7.1945 Eingemeindung in die Stadt Wiesbaden.
Gericht
- 1476: Landgericht Mechtildshausen
- Kostheimer Gericht mit Oberhoffunktion (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
- 1816: Friedensgerichtsbezirk Mainz
- 1844: Friedensgerichtsbezirk Mainz II
- 1852: Amtsgericht Mainz
Herrschaft
- Bis 1528 gehörte Kostheim zu den Orten mit geteilter Orts- und Gerichtsherrschaft: St. Stephan in Mainz war Grundherr, der Herr von Eppstein Vogt.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Ein Königshof in Kostheim ist im Jahre 795 belegt und blieb bis unter König Otto III. beim Reiche. Im Jahr 1000 wurde die curtis mit allem Zubehör mit der curtis Camberg dem Kloster Burtscheid bei Aachen geschenkt. 1224 erwarb das St. Stephan die Güter des Klosters Burtscheid für 250 Mark, 1226 wurden die landesherrlichen Rechte des Stifts vom Mainzer Erzbischof bestätigt. 1285 umfaßte der Besitz von St. Stephan in Kostheim 429 Joch. Daneben war die Abtei Altmünster bedeutendster Grundherr, der an zahlreich Mainzer Klöster zur Pacht ausgetan war.
- Die Herren von Eppstein verfügten ebenfalls vermutlich über eine eigene Grundherrschaft in Kostheim, die sich aber nur schwer von der Vogtei trennen lässt, welche sie bereits im 12. Jahrhundert von den Grafen von Loon zu Lehen erhielten. In den folgenden Jahrhunderten kam es zu häufigen Auseinandersetzungen zwischen den Eppsteinern und dem St. Stephansstift. 1492 verkaufte Gottfried IX. von Eppstein die Hälfte der Herrschaft Eppstein, darunter die Ortsherrschaft zu Kostheim, an den Landgrafen von Hessen. Das St. Stephansstift verkaufte 1506 seinen Besitz außer dem Hof der Präsenz an den Mainzer Erzbischof Jakob. 1514 fiel die gesamte Herrschaft über Kostheim endgültig an Kurmainz.
Zehntverhältnisse
Das Kloster Altmünster war seit 1239 im Besitz des Zehnten.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 880: capella;
- 1239: Pfarrei
Patronat
Unter Ludwig dem Deutschen wurde die capella dem königlichen Salvatorstift in Frankfurt zugewiesen, was Ludwig der Jüngere 880, Karl III. 882 und Otto II. 977 bestätigten. 1239 bafand sich die Eppsteinerin Imintrud, Äbtissin des Klosters Altenmünster zu Mainz, im Besitz des Patronats. Sie übertrug ihn damals dem Konvent ihres Klosters, der ihn noch 1465 besaß.
Diakonische Einrichtungen
Bekenntniswechsel
Da zu Kurmainz gehörig, blieb der Ort katholisch. Erst 1859 wurde eine evangelische Pfarrei gegründet.
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Kastel
Juden
Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts lebten zwei jüdische Geldhändler im Ort. Für den Ort sind 1492, 1498 und 1506 individuelle Schutzbriefe überliefert.
Kultur
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Das Gericht Kostheim fungierte als Oberhof für Kelkheim, Münster, Heidesheim, Budenheim und Hattersheim.
Kostheim war eines der Hauptetappenziele für die Flößerei auf dem Main.
Gründung einer Cellulosefabrik 1885.
Zoll
Unter den Landgrafen von Hessen wurde 1505 ein Zoll erhoben, der 1506 vom Mainzer Erzbischof wieder aufgehoben wurde.
Nachweise
Literatur
- Bach, Siedlungsnamen, S. 48-49,
- Schäfer, Herren von Eppstein, S. 283-300,
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 131,
- Brilmayer, Rheinhessen, S. 252-254,
- Kaufmann, Rheinhessische Ortsnamen, S. 126-128,
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 78,
- Christ, Erzstift Mainz, S. 277-279, 284,
- Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt,
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 131,
- Gockel, Karolingische Königshöfe, S. 127-158,
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die Provinz Rheinhessen, S. 566
- Germania Judaica 3/1, S. 675
- Germania Judaica 3/3, S. 1875
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Kostheim, Wiesbaden“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/11150_kostheim> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/11150