Nordeck

Dorf · 283 m über NN  
Landkreis
Gießen
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

14 km nordwestlich von Grünberg

Lage und Verkehrslage

Dorf mit komplexem Grundriss am Nord-Rand des Londorfer Grundes. Auf einem kräftigen Vorsprung zu Füßen einer steil abfallenden Hochterrasse (Basaltlava) die Burg Nordeck; nordöstlich anschließend Kirche, südöstlich Gutshof. südwestlich unterhalb des Burgbezirks lineare Bebauung entlang der Straße Winnen-Londorf (alte Grünberger Landstraße) und der Verbindungsstr. nach Allendorf/Lumda sowie entlang zweier nach Osten abführender Wege

Ersterwähnung

1093

Siedlungsentwicklung

Siedlung im Schutze der Burg. Entwicklung zur Stadt bis 1319 (vgl. Ziff. 3 c). 1500 war mit dem Schloß N. eine kleine Stadt verbunden, mit Graben und Hagen; dazu ein Tal. Im Verlaufe des 16. Jahrhundert Rückentwicklung zum Dorf. - Burg. Vermutlich im 12. Jahrhundert erb. Nahezu rechteckige Anlage (ca. 32 m x 24 m) mit freistehendem runden Bergfried in der NW-Ecke der Mauer. Wohngebäude mit Pallas im O auf die Mauer aufgesetzt; Nebengebäude auf der S-Mauer. Tor im S. Abgesetzt nach O in der Vorburg Burgkapelle; sö. abgesetzt Wirtschaftshof (Unterhaus) auf beginnendem Schlepphang.
In der Flur karolingerzeitl. Keramik. Auf eine wüste Siedlung 1 km nördlich N. weist der Flurnamen Hilbersdorf.

Historische Namensformen

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Umlegung der Flur

Umlegung: 1920

Älteste Gemarkungskarte

Älteste Gemarkungskarte: 1749

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3488809, 5617299
UTM: 32 U 488739 5615492
WGS84: 50.691144° N, 8.840574° O

Statistik

Ortskennziffer

531001030

Flächennutzungsstatistik

  • 1838 (Kasseler Acker): 750 stellbares Land, 120 Wiesen, 79 Gärten, 4 Triesche; 750 Wald, davon 730 zur Hälfte mit Winnen, zur Hälfte der Rau von Holzhausen Eigentum
  • 1885 (Hektar): 485, davon 216 Acker (= 44.54 %), 46 Wiesen (= 9.48 %), 179 Holzungen (= 36.91 %)
  • 1961 (Hektar): 485, davon 191 Wald (= 39.38 %)

Einwohnerstatistik

  • 1500: 25 hausgesessene Mannsch.
  • 1577: 37 hausgesessene Mannsch.
  • 1681: 19 hausgesessene Mannsch.
  • 1747: 64 Haushalte
  • 1749: 306 Einwohner
  • 1885: 485, davon 452 evangelisch (= 93.20 %), 1 katholisch (= 0.21 %), 32 Juden (= 6.60 %)
  • 1961: 717 Einwohner - 1861: 469 evangelisch-lutherisch, 2 römisch-katholisch, 42 jüd. Einwohner 1961: 651 evangelisch, 56 römisch-katholischEinwohner - 1749: 2 Schreiner, 2 Wagner, 1 Bender, 4 Schmiede, 1 Bäcker, 16 Leineweber, 2 Schneider, 1 Wirt, 4 Müller, 2 Handmüller, 5 Tagelöhner, 5 Tagelöhnerinnen, 1 einzelne Jüdin. 1838 (Familien): 58 Ackerbau, 27 Gewerbe, 27 Tagelöhner 64 nutzungsberechtigte, 31 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 5 Beisitzer. 1961 (Erwerbspersonen): 155 Land- und Forstwirtschaft, 102 Produzierendes Gewerbe, 35 Handel und Verkehr, 49 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 717, davon 651 evangelisch (= 90.79 %), 56 katholisch (= 7.81 %)

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1093: Wetereiba (?)
  • 1500: Amt Allendorf/L
  • 1577: adliges Dorf im Amt Allendorf/L
  • 1648: Amt Marburg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Ebsdorf
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
  • 1979: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen

Altkreis

Marburg

Gemeindeentwicklung

Vom 31.12.1970 bis zum 31.12.1976 zwischenzeitlicher Zusammenschluss mit Winnen zur neu gebildeten Gemeinde Braunstein. Am 01.01.1977 werden beide der Stadt Allendorf (Lumda) eingegliedert.

Gericht

  • 1821: Assistenzamt Treis/L.
  • 1831: Justizamt Treis/L.
  • 1866: Justizamt Marburg
  • 1867: Amtsgericht Marburg
  • 1577 und 1620: hohes und niederes Gericht steht den Rau von Holzhausen zu; in besonderen Fällen hegen die Schöffen von Allendorf und N. ein gemeinsames Gericht zu Allendorf oder N. 1681 beansprucht der Landgraf das peinl. Gericht, das nicht im Lehen enthalten sei. - Auf einen Urteilsplatz weist der Flurnamen Galgengraben.
  • castrenses 1232; landgräflich Schultheiß 1466. Schöffen 1500

Herrschaft

  • 1319 gibt Landgraf Otto den Burgmannen und Bürgern zu N. die Freiheit, wie sie Grünberg und Marburg haben (KÜCH, Marburg 1 Nr. 3); im 16. Jahrhundert sind die städt. Rechte wieder in Vergessenheit geraten. 1254 ist die Burg N. im Besitz der Lgfin. Sophie; 1336-1368 Residenz Landgraf Hermanns. 1371 versetzt Landgraf Heinrich II. N. an Hermann Schutzbar genannt Milchling. 1488 löst Landgraf Wilhelm III. N. aus adligem Pfandbesitz. 1490 belehnt der Landgraf Dietrich von Rollshausen mit Haus und Schloß N. Seit 1526 landgräflich Lehen der Rau von Holzhausen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Burg 1909-1925 Besitz der Grafen von Schwerin zu Friedelhausen als Nachfolger der Rau von Holzhausen; früheres Ziff. 3 a

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • plebanus 1260 (KlosterarchiveV Nr. 342).

Pfarrzugehörigkeit

1322 war Nordeck nach Ebsdorf, 1577 und später nach Winnen eingepfarrt; gleichwohl wurde auf Veranlassung der Rau in der Folgezeit der Gottesdienst wechselweise in Winnen und in der Burgkapelle zu Nordeck gehalten.

Diakonische Einrichtungen

Gemeindepflege 1944 – 1951 durch Diakonissen (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021)

Bekenntniswechsel

Da Filial von Winnen, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Winnener Pfarrer Weygandt Rauwenberg ab 1527. Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: vermutl. Sendbezirk Londorf

Juden

Provinzial-Rabbinat Marburg, Ebsdorf angeschlossen 1835: 32; 1861: 42; 1905: 29: 1932/33: 17 Juden 1784: vier Schutzjudenfamilien leben im Ort; um 1890 6 Familien mit 33 Seelen. 1899 6 Familien mit 28 Personen; 1749 werden 14 Juden genannt. Um 1900 bestand noch eine Elementarschule im Ort, die auch von Ebsdorf und Leidenhofen besucht wurde. Im Ort befanden sich Synagoge und Schule im selben Gebäude. Nach 1933 Aus- und noch stärkere Abwanderung. Ein Friedhof befindet sich im Ort. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

1336-1368: Residenz Landgraf Hermanns

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Nordeck, Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/10565_nordeck> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/10565