Langsdorf

Die Lage von Langsdorf im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
4 km südöstlich Lich
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss und dichter Gehöftanordnung in dem nach Südosten offenem Talschluss eines Seitentals der Horloff. Ansätze eines gitterartigen Gassennetzes. Kirche im südlichen Ortsbereich an der überörtlichen Durchgangsstraße. Moderne Wohnsiedlung im Nordosten jenseits der Eisenbahnlinie. Durch den Ort führt die B 457 (Lich-Hungen). Straßen nach Bettenhausen und Nonnenroth bzw. Nieder-Bessingen. Bahnhof der Eisenbahnlinie Gießen – Gelnhausen ("Lahn-Kinzig-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 29.12.1869).
Ersterwähnung
771
Historische Namensformen
- Lanctorp, in villa (771) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, S. 226, Nr. 3028 mit 3742c]
- Langtorph (771) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3028=3742c]
- Langestorf, de (1244) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, Nr. 75]
- Langensdorph, de (1249) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 55]
- Langesdorff (1271) [Scriba, Bickenbach, S. 240-242 Nr. 14]
- Lansdorff, zu (1372) [Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), Nr. 1053]
Bezeichnung der Siedlung
- villa 771
Älteste Gemarkungskarte
1907-1909
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3489779, 5595371
UTM: 32 U 489709 5593573
WGS84: 50.49404° N, 8.854907° O
Statistik
Ortskennziffer
531011050
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 4719, davon 2408 Acker, 330 Wiesen, 1981 Wald
- 1961 (Hektar): 1229, davon 532 Wald
Einwohnerstatistik
- 1834: 798 Einwohner
- 1885: 920 Einwohner
- 1925: 939 Einwohner
- 1939: 886 Einwohner
- 1950: 1432 Einwohner
- 1961: 1270 Einwohner
- 1830: 775 evangelische, 1 römisch-katholischer Einwohner, 52 Juden. 1961: 960 evangelische, 277 römisch-katholische Einwohner
- 1961 (Erwerbspers.): 270 Land- und Forstwirtsch., 222 Prod. Gewerbe, 71 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 71 Dienstleistung(en) und Sonstige
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 771: Wetterau
- 1787: Fürstentum Solms-Braunfels, Herrschaft Münzenberg, Amt Hungen
- 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Hungen (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
- 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
- 1841: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
Altkreis
Gießen
Gemeindeentwicklung
1977: Eingliederung nach Lich
Gericht
- Zentgraf 1304 gen. (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 328)
- 1390 erscheint Langsdorf als Zubehör des Gerichts Hungen (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 1095)
- 1821: Landgericht, seit 1827: Stadtgericht, seit 1879: Amtsgericht Gießen.
Herrschaft
- Bei der Teilung der Herrschaft Münzenberg unter den Söhnen Philipps I. von Falkenstein 1271 erhält Werner von Falkenstein u.a. das Gericht Langsdorf (Scriba, Bickenbach, S. 240-242 Nr. 14, Gudenus, Codex diplomaticus sive anecdotorum 2Nr. 139). Im Zuge des Teilungsvertrages des Jahres 1432 kommt Langsdorf an Graf Bernhard von Solms (Solmser Urkunden 1 Nr. 996).
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Lorsch, Kloster 771 schenken Heckehilt und ihr Sohn Hertuic dem Kloster Lorsch in Bettenhausen und Langsdorf 20 Morgen Ackerland.Hanau, Herren 1347 belehnt Ulrich III. von Hanau den Friedberger Bürger Engel zu dem Hune und Angehörige mit 1 Sechstel des Zehnten zu Langsdorf, den bisher Heinrich von Eichen zu Lehen trug (Urkundenbuch der Herren von Hanau 2 Nr. 717).Falkenstein, Herren Hattstein, Markolf 1347 kauft Markolf von Hattstein von den von Falkenstein einen Teil des Vogtkorns zu Langsdorf (Solmser Urkunden 1 Nr. 276). 1355 bezeugt Philipp d. J. von Falkenstein das Wittum seiner Schwester Agnes mit hersfeldischen Lehnsgütern zu Langsdorf (Löffler, Herren von Falkenstein Bd. 2 Nr. 1125). 1380 bewittumt Philipp von Falkenstein seine Frau Else auf Langsdorf (Löffler, Herren von Falkenstein Bd. 2 1527).Hersfeld, Kloster 1384 bekundet Abt Berthold von Hersfeld, dass er dem Hersfelder Dekan Albrecht von Landeck alle Stiftsgefälle zu Hungen, Meßfelden, Langsdorf, Feldheim und Zelle für 212 Gulden verkauft habe. 1395 bekundet Albrecht von Landeck, die gen. Gültrechte dem Sintrum Keller zu Lich verkauft zu haben (Solmser Urkunden 1 Nr. 490, 565).Arnsburg, Kloster 1390 bestätigt und erneuert Hille, Tochter Konrad Schildes, ihre schon früher gemachte Schenkung von Gütern zu Hungen, Langsdorf und Maßfelden an Kloster Arnsburg (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 1095).Wetzlar, Marienstift 1413 verkauft Ritter Helfrich von Trohe Stift Wetzlar eine Gülte von seinem Hof zu Langsdorf (Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 3 Nr. 703).
Zehntverhältnisse
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Kapelle um 1435, Pfarrkirche 1465 (Solmser Urkunden 2 Nr. 1520 f.).
Pfarrzugehörigkeit
Bis 1465 Filiale von Hungen, dann selbst. Pfarrei (vgl. jedoch Solmser Urkunden 2 Nr. 1820, wonach 1481 die Kirche Filiale von Hungen ist. 2. Hälfte 16. Jahrhundert mit Pfarrei Bettenhausen zusammengelegt.
Patronat
Marienstift Lich (Nominationsrecht, Solms-Lich (Präsentationsrecht) (Küther, Marienstift Lich, S. 419 f. Nr. 378-380).
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Martin Feldt 1560(?)-1582
Reformierter Bekenntniswechsel: 1582
Kirchliche Mittelbehörden
Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mariengreden, Dekanat Friedberg, Sendbezirk Hungen
Juden
Juden in Langsdorf seit 1705 nachweisbar. 1830: 52, 1905: 36 Juden. - Urspr. nach Hungen gehörig, 1769 eigene Synagoge genehmigt. Errichtung einer (neuen?) Synagoge 1866. Der zuständige Friedhof lag in Hungen und Muschenheim.
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
Im den vier Verträgen von Langsdorf vom 10./11. September 1263 überließ der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein Landgräfin Sophie und ihrem Sohn Heinrich I. von Hessen die Verfügungsgewalt über die strittigen mainzischen Lehen in Hessen.
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Langsdorf, Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/10369_langsdorf> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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