Nieder-Bessingen

Die Lage von Nieder-Bessingen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5 km nordöstlich von Lich
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss auf der Niederterrasse am rechten Ufer der Wetter. Moderne Wohnsiedlung an einem Südosthang oberhalb des alten Dorfes sowie östlich auf der Terrasse. Bahnhof der Eisenbahnlinie Butzbach/West – Grünberg ("Wettertalbahn I") (Inbetriebnahme der Strecke 15.7.1909) bis Stilllegung der Strecke zwischen 1953 und 1961.
Ersterwähnung
9. Jahrhundert
Weitere Namen
Vorbemerkung Historische Namensformen
Bei den frühen Belegen ohne Differenzierung zwischen Nieder- und Ober-Bessingen kann nicht Sicherheit entschieden werden, auf welchen Ortsteil sie zu beziehen sind.
Historische Namensformen
- Bezzingestat, in (9. Jahrhundert) [2 Hälfte XII Jh., Codex Eberhardi 1 II S. 212 = Dronke, Traditiones Capitulum 42 Nr. 181]
- Bezcingen, in (1038/1056) [2 Hälfte XII Jh., Codex Eberhardi 1 II S. 124 = Dronke, Codex diplomaticus Fuldensis Neudr., Nr. 754]
- Bessingen, apud (1226) [Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), Nr. 1276]
- Betingen, in (1257) [Wenck, Hessische Landesgeschichte 2,1 Urkundenbuch, S. 182 Nr. 156]
- Abirnbeßingen, de (1327) [Arch. Lich, Solmser Urk Kasten 35 = Solmser Urkunden 1, Nr. 163]
- Beßingen, zusschin den zweyn (1374) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 1013]
- Nydern Bessungen (15. Jahrhundert) [Reichardt, Siedlungsnamen, S. 53]
- Bessingen, Nieder-
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Älteste Gemarkungskarte
1911-1924
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3491810, 5600343
UTM: 32 U 491739 5598543
WGS84: 50.538768° N, 8.883419° O
Statistik
Ortskennziffer
531011080
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 1710, davon 808 Acker, 288 Wiesen, 606 Wald
- 1961 (Hektar): 530, davon 206 Wald
Einwohnerstatistik
- 1834: 287 Einwohner
- 1885: 352 Einwohner
- 1925: 317 Einwohner
- 1939: 341 Einwohner
- 1950: 521 Einwohner
- 1961: 444 Einwohner
- 1830: evangelische Einwohner, 1961: 352 evangelische, 88 römisch-katholische Einwohner
- 1961 (Erwerbspers.): 108 Land- und Forstwirtsch., 82 Prod. Gewerbe, 21 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 26 Dienstleistung(en) und Sonstige
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Bei der Solmser Teilung des Jahres 1423 erhält Graf Bernhard Nieder-Bessingen, später: Amt Hungen
- 1787: Fürstentum Solms-Braunfels, Herrschaft Münzenberg, Amt Hungen
- 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Hungen (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
- 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
- 1841: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
Altkreis
Gießen
Gemeindeentwicklung
1.4.1953: Umgemeindung des Wohnplatzes Mühlsachsen (Hof; 29 Einw.) von Lich, St. Am 31.12.1970 Eingliederung nach Lich
Gericht
- 1822: Landgericht Hungen
- seit 1849: Landgericht
- seit 79: Amtsgericht Lich
- seit: 1934: Amtsgericht Gießen
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fulda, Kloster Im 9. Jahrhundert schenken Biricho und seine Frau Ruda Kloster Fulda Güter in Bessingen. 1038/56 übertragen Hecil und seine Frau Ota Kloster Fulda in Bessingen 15 Hufen, Wald und 2 Mühlen.Münzenberg, Herren Spieskappel, Prämonstratenserstift St. Johannes 1226 erwirbt Adelheid von Ziegenhain, die Gemahlin Ulrichs von Münzenberg, die Güter des Prämonstratenserstifts St. Johannes Spieskappel in Nieder-Bessingen (Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen) Nr. 1276 = Keunecke, Münzenberger, Nr. 273). 1239 verpfändet Ulrich von Münzenberg Guntram und Kraft von Schweinsberg eine curia zu Bessingen (Eigenbrodt, Urkunden 1836 Nr. 2, S. 285-287).Wetzlar, Marienstift 1278 überläßt Stift Wetzlar der Margarete, der Witwe des villicus Wigand zu Bessingen auf Bitten Landgraf Heinrichs die villicatio zu gleichem Recht, wie sie ihr Mann besaß. Hingegen solllen ihre Erben kein Recht darauf haben, sondern können sie höchstens aus Gnade erhalten (Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr. Nr. 216; vgl. auch Ober-Bessingen).Falkenstein, Herren 1315 schenken die von Falkenstein der Pfarrkirche von Nieder-Bessingen Einkünfte aus Gütern zu M. (Löffler, Herren von Falkenstein Bd. 2 Nr. 607).Arnsburg, Kloster 1368 verkauft Ritter Werner von Bellersheim die Wiesen zwischen den beiden Bessingen Kloster Arnsburg (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 970; vgl. auch 1013).Wirberg, Kloster 1461 hat Kloster Wirberg ein Gut zu (Ober- oder Nieder-) Bessingen (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 2 S. 103). Zehnte vgl. Antreff!
Zehntverhältnisse
1257 tauscht Eberhard von Merlau mit Widekind von Merenberg die Vogtei in Bessingen und Hausen gegen den Zehnten in Selters, Megerheim und Allendorf (Lahn).
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Bis 1315: Filiale von Münster, dann Pfarrkirche (vgl. Löffler, Herren von Falkenstein Bd. 2 Nr. 607)
- 1496 wird an der Kirche Unserer lieben Frauen gebaut (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 1 Nr. 1269f.)
- 1504: Pfarrer
Pfarrzugehörigkeit
1504: Pfarrei (Beitr. z. hess. Kg III 39). 2. Hälfte 16. Jahrhundert von Lich aus versorgt. 1900 war Nieder-B. uniert mit der 2. Pfarrei in Lich, so auch 1968 (organisatorisch noch zu klären).
Patronat
Marienstift in Lich, so 1486 (Würdtwein, Nova subsidia diplomatica 4 194); seit der Reformation hatte Stift Lich nur noch das Nominations-, Solms-Lich ä.L. das Präsentationsrecht; blieb bis 1548 bei Solms-Lich
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation vermutlich Mitte des 16. Jahrhunderts.
Erster nachweisbarer Pfarrer: Heinrich Lucejus 1606
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Archidiakonat St. Johann zu Mainz, Sendort Münster bei Lich
Kultur
Schulen
1910 3inklassige Volksschule, Schulhaus von 1838
Nachweise
Literatur
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Nieder-Bessingen, Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/10224_nieder-bessingen> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/10224