Linse-Gewann: LINSENGEWANN ['lɪnsən,gəvan]
Deutungen
Mittelhessisches Flurnamenbuch
Gewann
Zu mhd. gewande st. sw. F. ‚Grenze, Umkreis, Acker‘; eigentlich ‚der Grenzstreifen, der beim Wenden des Pfluges entsteht‘. Das Wort gehört daher, wie ahd. giwanta ‚(Jahres-) Wende, Wechsel; Bewandtnis, Beschaffenheit‘ als Ableitung zum schwachen Verb ahd. wenten, mhd. wenden ‚wenden‘. Der durch die Wendefläche des Pflugs an den Enden des Feldes verbleibende Grenzstreifen, der nachträglich vertikal zur Hauptrichtung gepflügt werden musste, fasst die im Prozess der Vergewannung entstandenen Parzellen zu einer Einheit zusammen, auf deren Gesamtheit sich der Begriff Gewann ausweitet. Aus der allgemeineren Bedeutung entwickelt sich schließlich ein Fachbegriff für eine Einteilungseinheit der Ackerflächen, die in Vierecke von gleichartiger Bodenbeschaffenheit aufgeteilt wurden. In den Belegen zeigt sich eine Varianz zwischen fem. und neutr. Genus; viele Belege sind <d>-haltig und stehen damit formal enger an der Ausgangsbedeutung ‚wenden‘.
Linse
Meist zu ahd. linsa, linsin, linsî, mhd. linse, lins sw. st. F. ‚Linse‘ (Lens culinaris). Die Namen weisen auf Anbauflächen von Linsen hin. Mitunter ist eine Ableitung von mittellat. linsius ‚Luchs‘ (dazu mhd. linse, linze sw. M. ‚Wolfshund‘) und dem danach gebildeten Verb westmitteldt. linsen ‚(wie ein Luchs) scharf, listig, aufmerksam sehen‘ zu erwägen: Es handelt sich dabei womöglich um sog. Wartberge, von denen aus die Umgebung beobachtet wurde. Vermengung mit Lenz (s.d.) ist möglich.
Südhessisches Flurnamenbuch
Gewann
Zu mhd. gewande st. sw. F. ‚Grenze, Umkreis, Acker‘; eigentlich ‚der Grenzstreifen, der beim Wenden des Pfluges entsteht‘. Das Wort gehört daher, wie ahd. giwanta ‚(Jahres-) Wende, Wechsel; Bewandtnis, Beschaffenheit‘, als Ableitung zum schwachen Verb ahd. wenten, mhd. wenden ‚wenden‘. „Der durch die Wendefläche des Pflugs an den Enden des Feldes verbleibende Grenzstreifen, der nachträglich vertikal zur Hauptrichtung gepflügt werden musste, fasst die im Prozess der Vergewannung entstehenden Parzellen zu einer Einheit zusammen, auf deren Gesamtheit sich der Begriff Gewann ausweitet.“
Linse
Meist zu ahd. linsa, linsin, linsî, lins, mhd. linse, lins sw. st. F. ‚Linse‘ (Lens culinaris). Die Namen weisen auf Anbauflächen von Linsen hin. Linsenschüssel (Fürth, Mümling-Grumbach) ist hingegen ein FormN. Für den nicht nur im Untersuchungsgebiet häufigen Namen Linsenberg (auch Linsenbuckel und Linsenhöhe) ist eine Ableitung von mittellat. linsius ‚Luchs‘ (dazu mhd. linse, linze sw. M. ‚Wolfshund‘) und dem danach gebildeten Verb westmitteldt. linsen ‚(wie ein Luchs) scharf, listig, aufmerksam sehen‘ zu erwägen: Es handelt sich dabei womöglich um sog. Wartberge oder Schauberge, von denen aus die Umgebung beobachtet wurde. Für einen Teil der Namen ist auch ein Zusammenhang mit Lenz (s. d.) oder einem FamN Lins, Linz, Lenz zu vermuten.
Hessischer Flurnamenatlas
Gewann
Karte 7
Nachnutzung
Rechtehinweise
Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Linse-Gewann: LINSENGEWANN (Kastel)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/675557_linsengewann> (aufgerufen am 27.11.2025)
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