Zeil-Eiche-Driesch: vnder der Zeil Eichen drieß

Historischer Beleg aus Kesselbach  
Gemeinde
Hünstetten
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.

Beleg

Standard-Flurname

Zeil-Eiche-Driesch

Belegort

Belegtyp

historisch

Belegzeit

1613

Quelle

Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abteilung 36, Akten (II) Nr. 8.

Deutungen

Mittelhessisches Flurnamenbuch

Driesch

Driesch ‚erschöpfter Acker, der brach liegen bleibt; Weide‘, mhd. driesch st. M.N. ‚unangebautes Land, ungepflügter Acker‘ ist in OrtsN bereits seit dem 8. Jahrhundert bezeugt. Das ursprünglich niederdt. Wort zählt vermutlich mit den Adjektiven mittelniederländ. und alem. driesch ‚brach‘ zu einer sk-Erweiterung von germ. *preuta- ‚ermüden, erschöpfen‘. Der in Hessen nördlich des Mains sehr häufig belegte FlN gehört in einen nördlichen Sprachzusammenhang. Da aus mhd. /ie/ im Untersuchungsgebiet steigender Diphthong /ei/ wird, finden sich häufiger Formen mit /ei/ (oder gerundet /oi/), die mit Dreis (s.d.) zusammenfallen können. Bei älteren Belegen ist deshalb eine klare Scheidung nur möglich, solange die Diphthongierung noch nicht eingetreten war. - Driesch hat in Cleeberg die Sonderbedeutung ‚einschürige Wiesen und Schafweiden‘ (Jäger).

Eiche

Hier sind hauptsächlich die Belege zusammengestellt, die auf Eichen als (Einzel-) Bäume hinweisen; zu ahd. eih, eihha, mhd. eich st. F. ‚Eiche‘ (Quercus). Einzeln stehende große Eichen konnten als Gerichtsbäume dienen. Vereinzelt kann Vermengung mit Eigen vorliegen.

Zeil

Zu ahd. zîla ‚Zeile, Reihe‘, mhd. zîle, zîl st. F. ‚Reihe, Linie, Gasse‘. Neben dem Fem. steht mhd. zîl st. M. N. ‚Dornbusch, Hecke‘. Die Herkunft dieser Wörter ist ungeklärt: zîl ‚Dornbusch, Hecke‘ dürfte über eine Bedeutung ‚als Zaun dienendes Gesträuch‘ aus zîle ‚Reihe, Linie‘ hervorgegangen sein. Auch in FlN lassen sich die beiden Bedeutungsfacetten noch fassen, wenn in Verbindung mit dem GT Bäume eher auf ‚Reihe, Linie‘, mit Wiese oder Hecke eher auf die Beschaffenheit der Begrenzung eines Flurstücks verwiesen wird. Da zeil vereinzelt auch aus älterem mhd. *zîdel ‚Honig‘ (in mhd. zîdelaere st. M. ‚Bienenzüchter‘ u.a.) entstanden sein kann, ist eine sichere Abgrenzung nicht immer zu ziehen. Zeilbaum ist deshalb wohl auch als ‚Baum mit (Wild-)Bienenstöcken‘ zu verstehen. - In Vetzberg hat eine Umdeutung zu Zeitbaum stattgefunden, die offensichtlich mit dem dort früher geltenden Lambdazismus /d,t/ > /l/ zu tun hat. Als sich in Vetzberg der heute gesprochene Rhotazismus /d,t/ > /r/ durchsetzte, wurde hyperkorrekt /r/ in <t> umgewandelt.

Südhessisches Flurnamenbuch

Driesch

Driesch ‚erschöpfter Acker, der brach liegen bleibt; Weide‘, mhd. driesch st. M. N. ‚unangebautes Land, ungepflügter Acker‘ ist in ON bereits seit dem 8. Jh. bezeugt. Das ursprünglich niederdt. Wort zählt vermutlich mit den Adjektiven mittelniederländ. und alem. driesch ‚brach‘ zu einer sk-Erweiterung von germ. *þreuta- ‚ermüden, erschöpfen‘. Der in Hessen nördlich des Mains sehr häufig belegte FlN gehört in einen nördlichen Sprachzusammenhang und ist daher in Südhessen verhältnismäßig selten. An Varianten begegnen - falls die Belege sicher hierher gehören - Drays (zur Variante mhd. treis), Dreit-sand (aus *Traitz-sand1) und Trast (wohl mit unorganischem /t/), sowie Triescher (mit -er-Plural).

Eiche

Zu ahd. eih, eihha, mhd. eich st. F. ‚Eiche‘ (Quercus). Einzeln stehende große Eichen konnten als Gerichtsbäume dienen. Als Kollektiv tritt Eichich auf (mhd. eichach); oft verweist der GT auf kleinere Eichenwaldstücke und -kulturen (-staude, -busch, -stecken; dazu auch -stachen?). In Pfungstadt scheint Asstädter aus Eichstauden zersprochen zu sein1. Vereinzelt können jedoch Vermischungen mit Eigen vorliegen.

Zeil

Zu ahd. zîla ‚Zeile, Reihe‘, mhd. zîle, zîl st. F. ‚Reihe, Linie, Gasse‘. Neben dem Fem. steht mhd. zîl st. M. N. ‚Dornbusch, Hecke‘. Die Herkunft dieser Wörter ist ungeklärt: zîl ‚Dornbusch, Hecke‘ dürfte über eine Bedeutung ‚als Zaun dienendes Gesträuch‘ aus zîle ‚Reihe, Linie‘ hervorgegangen sein. Auch in FlN lassen sich die beiden Bedeutungsfacetten noch fassen, wenn in Verbindung mit dem GT Bäume eher auf ‚Reihe, Linie‘, mit Wiese oder Hecke eher auf die Beschaffenheit der Begrenzung eines Flurstücks verwiesen wird. Da zeil vereinzelt auch aus älterem mhd. *zîdel ‚Honig‘ (in mhd. zîdelære st. M. ‚Bienenzüchter‘ u. a.) entstanden sein oder sich mit Zahl (s. d.) vermischt haben kann, ist eine sichere Abgrenzung nicht immer zu ziehen. Zeilbaum ist deshalb wohl auch als Baum mit (Wild-)Bienenstöcken zu verstehen1. Zeilerts (Altheim) geht wohl auf *zîl-hart ‚Wald an/mit einer begrenzenden Hecke‘ zurück. Die Flur liegt zwischen zwei Bächen.

Hessischer Flurnamenatlas

Driesch

Karte 32

Zeil

Karte 66

Nachnutzung

Rechtehinweise

Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Zeil-Eiche-Driesch: vnder der Zeil Eichen drieß (Kesselbach)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/482186_vnder-der-zeil-eichen-driess> (aufgerufen am 26.11.2025)

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