Wild-Frau-Haus: WILDFRAUHAUS [wildfrahaus]
Deutungen
Mittelhessisches Flurnamenbuch
Frau
Zu ahd. frouwa ‚(vornehme, hohe) Frau, Herrin‘, mhd. vrouwe, vorowe sw. st. F. ‚Herrin, Gebieterin‘. Die Flurstücke gehörten einst zum Besitz adliger Frauen und Nonnen oder von Frauenklöstern. - Die Frauenkreuze im Krofdorfer und im Rodheimer Wald sollen hingegen Sühne- oder Friedenskreuze für Untaten sein, die dort an Frauen begangen worden sind.
Haus
Zu ahd. mhd. hûs st.N. ‚Haus, Gebäude‘. Die Namen beziehen sich auf Flurstücke am Dorfrand oder unmittelbar bei bestimmten Häusern.
Wild
Zu ahd. wildi, wilde, mhd. wilde, wilt ‚wild, unbebaut‘. Neben wild steht dabei häufig auch mit Assimilation von /ld/ > /ll/ die Variante will bzw. mit Senkung well. Die Namen verweisen auf unbebautes, unfruchtbares oder unbewohntes Land. Dies gilt für die meisten FlN mit den GT -acker, - feld, -garten, -graben, -heide, -loh, -pfad, -see, -strut, -wald, obwohl hier wie z.B. in Wildacker auch Flächen zur Äsung von Wild gemeint sein können. Nur bei Wildzaun bezieht sich der BT eindeutig auf die Bedeutung ‚wildes Tier‘, bei Wildsau auf das Tier. - Wildhaus in Langsdorf und Hungen bezieht sich wohl auf eine Hütte für die Wildhüter, das Wilde Haus in Lehnheim und Grünberg vielleicht auf die steil wie ein Hausdach abfallende Nordseite des benannten Berges. - Der Wilde-Frau-Stein in Weickartshain benennt eine Felsformation, mit der die Sage von der wilden Frau verbunden wird.
Südhessisches Flurnamenbuch
Frau
Zu ahd. frouwa ‚(vornehme, hohe) Frau, Herrin‘, mhd. vrouwe, vrowe sw. st. F. ‚Herrin, Gebieterin‘. Die Flurstücke gehörten einst zum Besitz adliger Frauen und Nonnen oder von Frauenklöstern. Manchmal waren wohl auch Muttergottesbilder namengebend.
Haus
Zu ahd. mhd. hûs st. N. ‚Haus, Gebäude‘. Die Namen beziehen sich auf Flurstücke am Dorfrand oder unmittelbar bei bestimmten Häusern. Bei den Pluralformen stehen sich ältere Bildungen auf -en ohne Umlaut (Hausen) und neuere auf -er mit Umlaut (Häuser) gegenüber. Die Namen aus Büttelborn, Egelsbach(?), Griesheim und Ober-Ramstadt stellen sich zu ahd. hûsstat ‚räumliche Ausdehnung des Hauses‘; als FlN bedeutet Hausstatt ‚Stelle, wo ein Haus steht, stand oder stehen soll‘. Vermischung des Diminutivs Häusel mit dem entsprechenden FamN kommt öfter vor.
Hessischer Flurnamenatlas
Frau
Karte 14
Nachnutzung
Rechtehinweise
Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Wild-Frau-Haus: WILDFRAUHAUS (Klein-Bieberau)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/395669_wildfrauhaus> (aufgerufen am 27.11.2025)
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