Jude-Winkel: IM JUDENWINKEL

Rezenter Beleg aus Weimar  
Gemeinde
Ahnatal
Landkreis
Kassel
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.

Beleg

Standard-Flurname

Jude-Winkel

Belegort

Belegtyp

rezent

Deutungen

Mittelhessisches Flurnamenbuch

Jude

Zu ahd. judeo, mhd. jude, jüde sw. M. ‚Jude‘. Der Name erscheint mit einer ungewöhnlichen Vielfalt im GT. Es lassen sich dabei Namentypen unterscheiden, die auf Begräbnisplätze hinweisen, Namen, die auf die spezifische Benutzung von Wegen (auch Judenluft in Grünberg: zu laufen?) Bezug nehmen und Namen, die auf die Präsenz von Juden in der ländlichen Siedlungsgemeinschaft hindeuten. Die Belege für Judengasse dokumentieren die vor allem in Städten, teilweise aber auch in Dörfern aufgezwungene Ansiedlung in Gettos. Manchmal markiert der Name das Fremde, so der Judenköppel in Mainzlar, der sich auf ein vorgeschichtliches Grab bezieht (Ortsliste). Unbekannt ist das namengebende Motiv für die Judeneiche. - Selten ist der FamN Jude namengebend, der auch historisch im Raum bezeugt ist; sicher nur im FamN Hans Jude.

Winkel

Zu ahd. winkil, mhd. winkel st. M. ‚Winkel, Ecke, Ende, abseits gelegener Raum‘. Es handelt sich vielfach, insbesondere bei Komposita mit dem GT Winkel, um einen FormN für spitz zulaufende, von einer Weg- oder Flussbiegung oder einem Knick im Grenzverlauf begrenzte Flurstücke. Daneben tragen auch weit abgelegene oder verborgene Stellen häufig den Namen im Winkel. In drei Orten ist der FormN Winkelhaken bezeugt, der auf frühnhd. winkelhaken ‚aus zwei rechtwinklig miteinander verbundenen Linealen gebildetes Werkzeug aus Holz oder Metall‘ zurückgeht. Entsprechend auch Winkeleisen als FormN.

Südhessisches Flurnamenbuch

Jude

Zu ahd. judeo, mhd. jude, jüde sw. M. ‚Jude‘. In den südhess. FlN ist der Name seit Beginn des 15. Jh.s bezeugt und erscheint mit einer ungewöhnlichen Vielfalt von verschiedenartigen GT. Es lassen sich dabei Namentypen unterscheiden, die wie Judenkirchhof, Judenfriedhof, Judenbegräbnis und vielleicht Judensand (Schönberg) auf Begräbnisplätze weisen, Namen, die wie Judenweg, Judenpfad auf die spezifische Benutzung dieser Wege Bezug nehmen und Namen wie Judenacker, Judenwiese oder Judengarten, die auf die Präsenz von Juden in der ländlichen Siedlungsgemeinschaft hindeuten. Die Belege für Judengasse in Beerfelden, Dieburg, Götzenhain, Groß-Umstadt und Klein-Umstadt dokumentieren die vor allem in Städten, teilweise aber auch in Dörfern aufgezwungene Ansiedlung in Gettos. Neben dieser vergleichsweise häufigen Namenkombination stehen einzelne Belege wie Judeneck, -buckel oder -spitze, die sich wohl auf Flurstücke beziehen, die in Besitz von Juden waren. Gesondert zu deuten sind die Belege des Typs Judenbusch, -hecke, denen vermutlich die Pflanzenbezeichnung Judendorn (für die Hunds- oder Heckenrose, Rosa canina) zu Grunde liegt. Das Judenkreuz in Unter-Hambach war vermutlich ein Sühnekreuz1. Das Simplex in Nieder-Modau geht auf Besitz der Adelsfamilie Jude v. Stein zurück2.

Winkel

Zu ahd. winkil, mhd winkel st. M. ‚Winkel, Ecke, Ende, abseits gelegener Raum‘. Es handelt sich vielfach, insbesondere bei Komposita mit dem GT Winkel, um einen FormN für spitz zulaufende, von einer Weg- oder Flussbiegung begrenzte Flurstücke. Daneben tragen auch weit abgelegene oder verborgene Stellen häufig den Namen Im Winkel. Die Belege aus Gernsheim, Langwaden und Rod(BGS) beziehen sich auf ein Waldgebiet bei Gernsheim, Kr. Groß-Gerau, wo der Winkelbach (s. d.) einen großen Winkel bildet. Zweimal bezeugt ist der FormN Winkelhaken (Ellenbach, Münster), der auf fnhd. winkelhaken ‚aus zwei rechtwinklig miteinander verbundenen Linealen gebildetes Werkzeug aus Holz oder Metall‘ zurückgeht.

Hessischer Flurnamenatlas

Jude

Karte 20

Nachnutzung

Rechtehinweise

Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Jude-Winkel: IM JUDENWINKEL (Weimar)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/256434_im-judenwinkel> (aufgerufen am 26.11.2025)

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