Mühle-Anwender: Mulen Anewendir

Historischer Beleg aus Nied  

Beleg

Standard-Flurname

Mühle-Anwender

Belegort

Belegtyp

historisch

Belegzeit

1359

Quelle

Jost, Wilhelm: Der Deutsche Orden im Rhein-Main-Gau. Gießen 1941.

Deutungen

Mittelhessisches Flurnamenbuch

Anwender

Anwender und Anwand gehen zurück auf ahd. anawant, anawanta, mhd. anwande, anwende st. F. ‚Grenze, Grenzstreifen (die Stelle, an der der Pflug wendet)‘ und mhd. anwender st. M. ‚angrenzender Acker‘. So wie sich bei Gewann die ursprüngliche Bedeutung des Wendens auf das zwischen den Wendestellen liegende Feld ausweitete, so erweiterten Anwender und Anwand ihre Geltung ebenfalls auf den angrenzenden Acker. Es handelt sich bei diesen Formen um Substantivbildungen zum Verb ahd. anawenten, mhd. anewenden sw. V. ‚legen an‘. Angewann ist als Kreuzung zwischen Gewann und Anwand/Anwender aufzufassen. Die verschiedenen Sachbezüge auf Pflugwendestellen, besonders die Aspekte des Nachbarrechts, lassen sich aus den FlN nicht mehr eindeutig herauslesen.

Mühle

Zu ahd. mulî, mulin ‚(mit Wasserkraft betrieben) Mühle, Mühlstein‘, mhd. mül, müle st. sw. F. ‚Mühle‘, einer Entlehnung aus gleichbedeutend lat. molina. Die mündlichen Formen haben oft die Form /me(:)n/, wobei das /n/ entweder aus der Flexion stammt: *an der müh(le)n oder durch /n/-/l/-Dissimilation entstanden ist. Namengebend waren meist Wassermühlen sowie die zu ihrem Betrieb notwendigen technischen Anlagen wie etwa Wassergräben und Stauwehre. Auf den Mühlwegen wurden Getreide und das gemahlene Mehl transportiert. Nur in einem Beleg steckt erkennbar ein FamN: Mühlhansenroth in Langd gehört zum PN Hans Mühl als ÜberN ‚der an/von der Mühle‘.

Südhessisches Flurnamenbuch

Anwender

Anwender und Anwand gehen zurück auf ahd. anawant, anawanta, mhd. anwande, anawant, anwende st. F. ‚Grenze, Grenzstreifen (die Stelle, an der der Pflug wendet)‘ und mhd. anwender st. M. ‚angrenzender Acker‘. So wie sich bei Gewann die ursprüngliche Bedeutung des Wendens auf das zwischen den Wendestellen liegende Feld ausweitete, so erweiterten Anwender und Anwand ihre Geltung ebenfalls auf den angrenzenden Acker. Es handelt sich bei all diesen Formen um Substantivbildungen zum Verb ahd. anawenten, mhd. anewenden sw. V. ‚legen an‘. Seit dem 14. Jh. treten in den südhess. FlN mit gleicher Bedeutung noch Angewender und Angewand hinzu, die, wie die häufigen Varianten Angewann und Angewend verdeutlichen, als Kreuzung zwischen Gewann und Anwand/Anwender aufzufassen sind. Die verschiedenen Sachbezüge auf Pflugwendestellen, angrenzende Äcker, aber auch „verschiedene, beieinanderliegende Aspekte des Nachbarrechts bei Überfahrts-, Wege- und Grenzrechten“1 lassen sich aus den FlN nicht mehr eindeutig herauslesen. Anwender und seine Varianten sind in den FlN überwiegend nur historisch bezeugt, besonders im westlichen Teil des Untersuchungsgebietes. Der Anteil der rezenten Vorkommen ist dagegen gering - und die Belege häufen sich an der Nordostgrenze. Im Wortgebrauch erscheint in Südhessen heute im östlichen Teil Vorende (s. d.), im westlichen Teil Anthaupt (s. d.).

Mühle

Zu ahd. mulî, mulin ‚(mit Wasserkraft betriebene) Mühle, Mühlstein‘, mhd. mül, müle st. sw. F. ‚Mühle‘, einer Entlehnung aus gleichbedeutend lat. molīna. Namengebend waren Wassermühlen sowie die zu ihrem Betrieb notwendigen technischen Anlagen wie etwa Wassergräben (Mühlgräben) und Stauwehre (Mühlwehr). Mühlwehr steckt möglicherweise auch in Müllwert (Biebesheim am Rhein). Millert, Müllert sind vermutlich wie Bangert aus Baum-garten Zusammenrückungen aus Mühl-garten. Auf den Mühlwegen wurden Getreide und das gemahlene Mehl transportiert. Müllenrad (in Nieder-Roden) gehört nicht zu Mühlrad, sondern ist zu den -rod-Namen mit PN als BT zu stellen. Unklar ist der GT des Belegs aus Winterkasten.

Hessischer Flurnamenatlas

Anwender

Karte 8

Nachnutzung

Rechtehinweise

Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Mühle-Anwender: Mulen Anewendir (Nied)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/188848_mulen-anewendir> (aufgerufen am 28.11.2025)

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