
Der Burgberg der Wenigenburg von Norden, 2004
Basisdaten
Die vermutlich in das 11. oder frühe 12. Jahrhundert zurückgehende Wenigenburg war eine Befestigungsanlage auf einer der Amöneburg südlich vorgelagerten Bergzunge. Von der 1491 bereits verfallenen Burg sind nur geringe, 1985 teilweise nachgebildete bauliche Reste erhalten.
Historische Namensformen
- parvum castrum (um 1248) [Erhard, Mainzische Heberolle, S. 47]
- Ameneburg, parvus mons (1267)
- Ameneborch, minor mons (1315)
- minor castrum (1308)
- Wenigeburg (1330)
- der Wenigeberg, mons castri dicti (1338)
- die wenigenburg, hus, daz man nennit (1343)
- Wenigenburg (1428)
- Brickberg (1655) [Matthaeus Merian, Topopgraphia Hassiae]
- Winneburg (1708/10) [ [Schleenstein, Landesaufnahme Hessen-Kassel]
Ortstyp
Burg
Bezeichnung der Siedlung
- castrum (um 1248)
- hus (1343)
- steynen kemmenaden (1343)
- sloß (1428)
Lagebezug
11 km ostsüdöstlich von Marburg gelegen
Lage
Auf der schmalen, dem größeren Burgberg der Amöneburg südlich vorgelagerten Bergzunge liegen die Reste einer zweigliedrigen, langgestreckten Befestigungsanlage, die Wenigenburg. Diese ist durch einen tieferliegenden Sattel mit dem Amöneburger Burgberg verbunden.
Geschichte
Burggeschichte
Nachdem sich die Landgrafen von Hessen in der Auseinandersetzung mit dem Erzstift Mainz um 1280 vorerst durchgesetzt hatten, büßte die Burganlage ihre strategische Bedeutung fast gänzlich ein.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde im Jahr 1640 in der Ruine der Wenigenburg eine Belagerungsbatterie durch kaiserliche Truppen errichtet.
Ersterwähnung
um 1248
Besitzgeschichte
Um 1248 hat das Erzstift Mainz den Zehnten iuxta parvum castrum. 1273 wird die Wenigenburg von den Landgrafen von Hessen erobert, 1278 aber dem Erzstift zurückgegeben. Seit 1296 sind die Hobeherren als mainzische Burgmannen auf der Wenigenburg nachweisbar, 1343 die Söhne Erwins von Trohe, später wieder die Hobeherren und die von der Nuhn. 1330 kauft das Kloster Haina Güter am Burgberg der Wenigenburg. 1347 gewinnen die Vormünder des Stifts Amöneburg Ludwig Schenk zu Schweinsberg als Erbburgmann der Wenigenburg. Von 1349 bis 1525 ist die Burg mit kurzen Unterbrechungen an die Schenken zu Schweinsberg, zwischen 1463 bis 1469 an die Reichsgrafen von Schlitz genannt von Görtz, verpfändet.
Adel
Schenk zu Schweinsberg
Abgang
Die noch 1463 verpfändete Burg war 1491 bereits verfallen, wohl hervorgerufen durch gewaltsame Zerstörung.
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
Archäologischen Funden zufolge wurde die Wenigenburg vermutlich in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts als Vorburg der größeren Amöneburg erbaut.
Baubeschreibung
Die durch einen von Westen nach Osten ziehenden Halsgraben in Vór- und Kernburg unterteilte Anlage umschließt ein schmales Plateau, das im Südwesten von einem Wall mit innen vorgelagerten Trockengraben eingefasst ist. Reste einer gemörtelten Mauer finden sich im südöstlichen und im nördlichen Burgbereich. Am Südende der Wenigenburg liegt der Keller eines steinernen Hauses. Der Zugang zur Burg erfolgte wohl durch ein Torhaus im Norden (1463: Porthus). Der schräg zur Angriffsseite verlaufenden nördlichen Mauer war innen ein kleiner quadratischer Turm aufgesetzt. Möglicherweise war die Burganlage baulich mit der Amöneburger Stadtbefestigung verbunden.
Erhaltungszustand
Erhalten haben sich von der Wenigenburg Teile des Walls, der Ringmauer, Fundamente des quadratischen Bergfrieds sowie zwei Keller. Im Jahr 1985 wurden einige Elemente der Burganlage geringfügig nachgebildet.
Grabungen und Funde
Auf der Wenigenburg wurde Keramik gefunden, die frühestens aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts stammt.
Burgtyp
Bautyp
Höhenburg; Gipfelburg
Funktionstyp
Vorburg
Nachweise
Literatur
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 271
- Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, S. 27
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 335-336
- Denkmaltopographie Landkreis Marburg-Biedenkopf, Bd. I, S. 102
- Kern, Amöneburger Becken, S. 110
- Schneider, Stadt und Amt Amöneburg, S. 349-354
- Schneider, Die Wenigenburg bei Amöneburg
- Losse, Burgen und Schlösser an der Lahn, S. 47-48
- Grathoff, Mainzer Erzbischofsburgen
EBIDAT
360
Siehe auch
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Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Wenigenburg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/9391_wenigenburg> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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