
Basisdaten
Oberhalb der Ohm, im Westen des alten Ortskerns liegt an der Stelle einer früheren Burg ein Schlossbau auf einem 222 m hohen Sporn. Errichtet wurde die Burganlage im Auftrag der Grafen von Ziegenhain am Anfang des 13. Jahrhunderts sowohl zur Überwachung eines Straßenübergangs über die Ohm als auch zur Verwaltung des Amtes Burg-Gemünden. Im 16. Jahrhundert wurde die ehemalige Ringmauerburg der Grafen von Ziegenhain zu einem kleinen Schloss der hessischen Landgrafen ausgebaut. Nach dem Dreißgjährigen Krieg fiel es an Hessen-Darmstadt. Spätestens seit diesem Zeitraum bestand die Anlage aus dem massiven Wohnbau und der langgestreckten Zehntscheune, die sich beide bis heute erhalten haben.
Seit 1975 ist die Burg in Privatbesitz.
Weitere Namen
Schloss
Historische Namensformen
- castrum gemunden (1274) [HStAM Bestand Urk. 3 Nr. 5; Regesten: Landgrafen-Regesten online Nr. 198; Ziegenhainer Regesten online Nr. 339]
- ziegenhainische Burg zu Burg-Gemünden (1283) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 1 Nr. 3558]
- Burg (1309) [Ziegenhainer Regesten online Nr. 432]
- hus (1362) [Hessische Urkunden 1, Nr. 959]
- Burg (1423) [Ziegenhainer Regesten online Nr. 578]
- schlois (1582) [Weiss, Gerichtsverfassung, S. 165]
Ortstyp
Burg
Lagebezug
26 km westnordwestlich von Lauterbach gelegen
Lage
Im alten Ortskern von Burg-Gemünden auf einem 222 m hohen Sporn über der Ohm.
Geschichte
Burggeschichte
Die Burg wurde vermutlich um 1280 durch die Grafen von Ziegenhain zur Kontrolle der Straße an der Ohm gebaut. Die Ziegenhainer hatten das Gericht im Ort Niedergemünden vom Kloster Fulda als Lehen erhalten und auch die Burganlage. Sie lag zwischen zwischen den hessischen Burgen Grünberg und Homberg/Ohm und wurde daher 1283 durch den hessischen Landgrafen Heinrich I. zerstört; doch versprach dieser bereits anlässlich der Verlobung seiner Tochter Mechthild mit Gottfried, dem einzigem Sohne der Witwe Graf Gottfrieds von Ziegenhain (Cigenhain), den Wiederaufbau. Zwischen 1309 und 1311 erfolgte der Neubau, für die Burg erhielt aufgrund des Bündnisses zwischen den Grafen von Ziegenhain mit dem Erzbistum Mainz 1346 das Erzbistum das Öffnungsrechts. Die Ziegenhainer verpfändeten die Burg zwischen 1362 und 1372 an Johann von Dernbach, ab 1382 an die Herren von Lehrbach, wieder an die von Dernbach, die Riedesel und die Schenk zu Schweinsberg. In ziegenhainischer Zeit diente die Burganlage mehrfach als Witwensitz.
1450 kam die Burg mit dem Aussterben der Grafen von Ziegenhain an die Landgrafschaft Hessen, wurde Amtssitz und weiterhin verpfändet, so 1458 an die Rau von Holzhausen. Erst seit 1557 bleibt die Burg dauerhaft bei Hessen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde sie in ein Schloss umgebaut. Bis 1822 wohnte hier ein Amtmann, danach war hier der Sitz der Forstverwaltung bis 1932. Nach dem Krieg wurde es als Flüchtlingswohnheim genutzt.
Ersterwähnung
1274
Besitzgeschichte
13. Jahrhundert fuldisches Lehen der Grafen von Ziegenhain
1362 Burg und Amt Burg-Gemünden ziegenhainisches Pfand des Johann von Dernbach
1382 Verpfändung durch Graf Gottfried von Ziegenhain an die von Lehrbach
1391 Verpfändung an Johann von Dernbach
1423 Verpfändung an Hermann II. Riedesel
1450 Verpfändung durch Graf Johann von Ziegenhain mit Zustimmung Landgraf Ludwigs Burg und Gericht an Henne Schenk zu Schweinsberg und Valentin von Merlau
1450 in Besitz der Landgrafen von Hessen
1458 Verpfändung durch die Landgrafen an die Grafen Ludwig und Heinrich III. Wiederolt, Heinrich und Henne Rau von Holzhausen
seit 1557 Besitz des Landgrafenhauses Hessen-Darmstadt
Seit 1975 Privatbesitz.
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
Errichtet wurde die Burganlage im Auftrag der Grafen von Ziegenhain zur Überwachung eines Straßenübergangs zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Nach ihrer Zerstörung durch Landgraf Heinrich I. von Hessen 1274 bauten die Ziegenhainer die Burg wieder auf, ab 1311 unter Mithilfe Landgraf Ottos I. von Hessen. Während des Dreißigjährigen Krieges wohl abermals zerstört, erfolgte im Anschluss der Ausbau der Burganlage zu einem kleinen Schlossbau durch die Landgrafen von Hessen-Darmstadt. In diesem Zusammenhang dürfte auch der Halsgraben der Burg zugeschüttet worden sein. Bei den Umbauarbeiten der Jahre 1756/57 wurde der Schlossbau mit größeren Fenstern und tiefen Sitznischen versehen. Zudem schuf man in diesem Rahmen einen kleineren Saal und zwei größere Räume.
Baubeschreibung
Im Zentrum der früheren Vorburg steht der verputzte, massive Schlossbaubau mit aufgemalter Eckquaderung und hohem Satteldach, der im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammt und in den Jahren 1756/57 auf Geheiß Landgraf Ludwigs VIII. von Hessen-Darmstadt im Innern barock umgebaut wurde. An den Schlossbau schließt sich nördlich die frühere Zehntscheune an, ein 1556 in stattlicher Fachwerkbauweise über massivem Erdgeschoss errichteter Wirtschaftsbau.
Erhaltungszustand
Von der Burganlage des 14. Jahrhunderts sind lediglich Ring- und Stützmauern sowie Kellergewölbe im Bereich der Vorburg erhalten. Auf dem Gelände der früheren Hauptburg wurde wahrscheinlich bereits im Spätmittelalter eine Kirche errichtet, die 1749/50 durch Kirchenneubau ersetzt wurde.
Denkmaltopographie
Burgtyp
Bautyp
Spornburg; Ringmauerburg
Rechtstyp
Landesburg; Pfandburg
Funktionstyp
Adelssitz; Amtssitz
Nachweise
Literatur
EBIDAT
8241
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Burg Gemünden“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/169_burg-gemuenden> (aufgerufen am 28.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/bg/169
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