Schloss Hachborn

Entstehungjahr unbekannt  
19378F4F-88AF-441E-BC79-64A0466C0DEA
Gemarkung
Hachborn

Basisdaten

Der Kloster- und spätere Schlossbau befand sich auf der Kante eines abfallenden Feldrückens über dem südlichen Ufer der Zwester-Ohm, unmittelbar westlich der Kirche von Hachborn. Ursprünglich als Kloster errichtet, gelangte der Baukomplex im Zuge der Reformation 1527 an Landgraf Philipp I. von Hessen, der ihn aber weiter veräußerte. In den Jahren 1566/1567 wurde die Anlage unter Hans von Scheuernschloss bereits erheblichen Renovations- und Umbauarbeiten unterzogen. Ab Herbst 1602 ließ Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg das Haus Hachborn in eine kleine Schlossanlage der Renaissance umgestalten. Bei dem Schloss handelte sich um eine vierseitige herrenhausartige Hofanlage, deren zweigeschossige Süd- und Westflügel in Massivbauweise errichtet waren, während die landwirtschaftlichen Nutzbauten im Norden und Osten aus Fachwerk bestanden. Landgraf Moritz von Hessen-Kassel (1572-1632), ebenso dessen Sohn Otto, nutzten die Schlossanlage in Hachborn als Landsitz, wenn sie in der Nebenresidenz Marburg weilten. Ende 1788 wurden die Kloster-, Schloss- und Hofgebäude durch Hachborner Bürger planmäßig niedergelegt, die zum Schloss gehörigen Grundstücke aufgeteilt. Erhalten sind lediglich einige Abschnitte der vermutlich klösterlichen Umfassungsmauer sowie ein tonnengewölbter Keller.

Weitere Namen

Haus Hachborn
Vorwerk

Ortstyp

Herrenhaus; Schloss;

Bezeichnung der Siedlung

Lagebezug

10 km südsüdöstlich von Marburg gelegen

Lage

Der Kloster- und spätere Schlossbau befand sich vermutlich an einem Standort grundherrlicher Vornutzung auf der Kante eines abfallenden Feldrückens über dem dem südlichen Ufer der Zwester-Ohm. In der Nähe existierte wohl auch eine Furt der Handelsstraße 'Durch die langen Hessen' über die Zwester-Ohm.

Geschichte

Besitzgeschichte

1186 gestatten die Herren von Merenberg dem Prämonstratenserstift Amstein die Gründung eines Tochterstifts auf ihrem Eigengut in Hachborn. Im Jahr 1189 vergrößern die Herren von Merenberg den Grundbesitz des Hachborner Stiftes durch weitere Zukäufe und übertragen es dem Mainzer Erzstift. Nach allmählicher Aneignung der mainzischen Vogtei Ebsdorf erhalten die Landgrafen diese im Jahr 1370 als Lehen. Im Zuge der ab 1527 in der Landgrafschaft Hessen durchgeführten Reformation wurde auch das Stift Hachborn säkularisiert und fiel an Landgraf Philipp, der es in den 1530er Jahren verpfändete um die Rüstung seines MiIlitärs finanzieren zu können. 1534 schließlich veräußerte der Landgraf das Haus Hachborn samt Zubehör und Verpflichtungen an Kaspar Treis aus Gießen. Im Jahr 1535 löst Marx Lesch von Molheim das Gut zu Hachborn von Kaspar Treis aus, wobei Letzterer sein Pfand behielt, von dem er in späterer Zeit nur Teile an Peter Prucken und Kunz Sputz weiterverkaufte. Am 1. Dezember 1545 veräußern die besagten Kaspar Treis, Peter Prucken und Kunz Spitz das Haus Hachborn an den Daniel Scheuernschloss, Militär in landgräflichen Diensten. Wahrscheinlich 1561 erhält Hans, Sohn des Daniel Scheuernschloss,das Haus Hachborn von Landgraf Philipp als Mannlehen, während sein Vater es noch als Pfand getragen hatte. Nach der Teilung Hessens 1567 wird Hans von Scheuernschloss Hofdiener von Ludwig IV. Landgraf von Hessen-Marburg, der somit auch Lehnsherr über das Haus Hachborn ist. Als Hans von Scheuernschloss 1593 ohne männlichen Nachkommen stirbt, zieht Ludwig IV. das Haus Hachborn als erledigtes Lehen ein. Am 1. August 1602 schließlich belehnt Ludwig IV. Landgraf von Hessen-Marburg Hofmeister Philipp Ludwig von Baumbach mit dem Schloss Hachborn. Nach dem Tod Ludwigs IV. 1604 und der Anklage Philipp Ludwigs von Baumbach wegen eines Liebesverhältnisses zur Gemahlin des Landgrafen, Maria von Mansfeld, kommt das Haus Hachborn an Landgraf Moritz von Hessen-Kassel: Mit dem Urteil des kaiserlichen Reichshofrates vom 11. April 1623 fallen die Gebiet der Landgrafschaft Hessen-Marburg an Ludwig V. von Hessen-Darmstadt, so auch das Haus Hachborn. 1627 ist die Hälfte der zum Haus gehörenden Güter an Heinrich Fischer aus Hachborn verpachtet. In der Folge wird das weiterhin in landgräflichem Besitz verbliebene Gut des Hauses Hachborn an Zeitpächter vergeben. Im April 1648 gelangt der nordöstliche Teil Oberhessens mit dem Haus Hachborn wiederum an Hessen-Kassel. Ende 1788 wird die Schlossanlage auf Abbruch von der landgräflichen Regierung in Kassel an 34 Untertanen aus Hachborn auf Abbruch verkauft.

Adel

Herren von Scheuernschloss
Landgrafen von Hessen(-Marburg/-Kassel)

Funktion

Landgraf Moritz von Hessen-Kassel (1572-1632), ebenso dessen Sohn Otto, nutzten die Schlossanlage in Hachborn als Landsitz, wenn sie in der Nebenresidenz Marburg weilten. Seit 1627 wurde das weiterhin in landgräflichem Besitz verbliebene Gut des Hauses Hachborn an Zeitpächter vergeben, welche die Wohn- und Wirtschaftsbauten für den Betrieb des Gutes nutzten. Teile der Wohngebäude hielt man dabei für Aufenthalte der Landgrafen verfügbar. Als der nordöstliche Teil Oberhessens im Hauptakkord vom 14. April 1648 wiederum an Hessen-Kassel gelangte, fiel auch das Haus Hachborn wieder an die Kasseler Landgrafen, die in dem kleinen Schlossbau Station machten, wenn sie sich auf der Durchreise befanden.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte

Ein Großteil der Gebäude des 1187 gegründeten Stifts Hachborn brannten um 1250 ab, diese wurden im Anschluss aber recht zügig wieder aufgebaut. In den Jahren 1566/1567 wurde das nunmehr säkularisierte Haus Hachborn unter Hans von Scheuernschloss erheblichen Renovations- und Umbauarbeiten unterzogen. Dabei erhielten mehrere Gebäude neue Fenster und auf einem der beiden ehemaligen Klosterkirchhöfe wurden vermutlich ein Fachwerk-Wohnbau (Nawen bawe) mit Ummauerung sowie weitere Wirtschaftsbauten errichtet. Darüber hinaus wandelte man die alte Stiftskapelle in eine Scheune um. Ab Herbst 1602 ließ Ludwig IV. unter Aufsicht des Generalbaumeisters Ebert Opfferman und des Landbauschreibers Martin Kersten sowie unter direkter Mitgestaltung Philipp Ludwigs von Baumbach das Haus Hachborn in eine kleine Schlossanlage der Renaissance umgestalten. Vom Umbau ausgenommen war dabei der Wohnbau mit Treppenturm, dessen spätgotischer Stil als zeitgemäß galt. Dem Wohnbau gegenüber wurden nun zwei neue, winkelförmig miteinander verbundene Bauten zu Wohn- und Repräsentationszwecken errichtet. Lediglich das nördlich gelegene Gebäude wurde weiterhin landwirtschaftlich genutzt.Nach Verkauf und Niederlegung der Kloster-, Schloss- und Hofgebäude, wurden ehemals zum Schloss gehörenden Grundstücke aufgeteilt und teilweise neu bebaut.

Baubeschreibung

Bei den Konventsgebäuden handelte es sich im 13. Jahrhundert wohl um Bauten, die ortsadligen Häusern entsprachen und zu denen ein Getreidespeicher, der in Hachborn für das Jahr 1309 urkundlich erwähnt wird, gerechnet werden dürfte.
Einer Zeichnung aus dem Jahr 1698 zufolge handelte es sich bei dem Haus Hachborn um eine vierseitige Hofanlage, deren zweigeschossiger Süd- und Westflügel in Massivbauweise errichtet waren, während die landwirtschaftlichen Nutzbauten im Norden und Osten (mit Tordurchfahrt) aus Fachwerk bestanden. Südöstlich schloss sich zudem ein kleine Gartenanlage an.
Noch im späten 18. Jahrhundert wirkte das Haus Hachborn, wenn auch veraltet, noch stattlich. Zwar mögen zu dieser Zeit eine Großzahl der Gebäude Verschleisserscheinungen aufgewiesen haben, vermutlich existierten aber keine tiefgreifenden Schäden am Baubestand.

Erhaltungszustand

Vom kleinen Schlossbau in Hachborn sind lediglich einige Abschnitte der vermutlich klösterlichen Umfassungsmauer sowie ein tonnengewölbter Keller erhalten geblieben.

Grabungen und Funde

2016/2017 konnten mittels Bodenradarmessungen Baufundamente nachgewiesen. Diese stimmen mit der Abbildung auf der Karte von 1698 überein.

Burgtyp

Funktionstyp

Landsitz; Herrenhaus

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Schloss Hachborn“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/15501_schloss-hachborn> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/bg/15501

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